alice online: Im Rahmen der IGA Berlin 2017 ist mit dem IGA-Campus und Umweltbildungszentrum ein neuartiger Ort des „grünen Lernens“ in Berlin entstanden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können während der Laufzeit der Internationalen Gartenausstellung am täglichen Veranstaltungsprogramm des IGA-Campus teilnehmen. Neben Themen wie Gärtnern und Pflanzen, biologische Vielfalt und gesunde Ernährung stehen aktuelle globale Fragestellungen im Fokus. Herr Wedekind, Sie beraten das IGA-Bildungsprogramm wissenschaftlich. Was ist Ihre Aufgabe?
Wedekind: In der Vorbereitungsphase des IGA-Campus habe ich in einer Zusammenkunft der Beteiligten einen Vortrag über die Methode der Lernwerkstattarbeit gehalten. Dabei entstand die Idee, diese Methode auch in die pädagogische Arbeit der Anbieter_innen des Campus einfließen zu lassen.
alice online: Wie entstand der Kontakt zur IGA?
Wedekind: Aus einer früheren Zusammenarbeit im Rahmen der Grünen Woche, auf der Mitarbeiter des Kinderforscherzentrums HELLEUM Angebote für Schüler_innen zum Thema „Boden schätzen" durchgeführt haben, kam es zu den Kontakten. Im Auftrag der IGA Berlin 2017 kamen die Grüne LIGA Berlin e.V. und Ulrich Frohnmeyer von der UF-Konzeption+Management auf mich zu mit der Bitte inhaltlich und methodisch den Campus zu begleiten. Auch Kolleg_innen vom Projekt „Weltacker" nahmen Kontakt zu mir auf.
alice online: Wie sah die Beratung dann konkret aus?
Wedekind: Gemeinsam mit meinem HELLEUM-Team haben wir drei Workshops im HELLEUM durchgeführt, an denen insgesamt rund 90 Campusanbieter_innen teilnahmen. Im Zentrum des Workshop stand die Methode der Lernwerkstattarbeit. Hier ging es darum, dass die Teilnehmer_innen die Bedeutung vorbereiteter Lernumgebungen erkennen und sich mit der Lernbegleitung in offenen pädagogischen Settings vertraut machen sollten. Sie konnten im Workshop erfahren, wie kindorientierte Angebote didaktisch vorbereitet und durchgeführt werden. In der Rückmeldung zu den Workshops wurde deutlich, dass viele Teilnehmer_innen ihre Konzeptionen umgestellt haben. Ein Imker, der sehr intensiv die didaktischen Formate ausprobiert und mit großem Engagement wahrgenommen hat, äußerte in der Rückmeldung, dass er sein Konzept für seinen Workshop zum Thema Bienen komplett umstellen und die direkte Begegnung mit den Bienen nun als Ausgangspunkt seiner Angebote machen wird und nicht, wie geplant, mit einem Vortrag beginnt.
„Wieso sehen alle Samen anders aus?"
alice online: Was können die Campusanbieter_innen von der Lernwerkstatt lernen?
Wedekind: Ich denke, dass ein Großteil der Anbieter_innen ihre Konzepte noch einmal kritisch hinterfragt haben und sehr darauf achten werden, die kindlichen Handlungen und Direktbegegnungen als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit den entsprechenden Themen werden zu lassen. Leider hatte ich bisher noch keine Gelegenheit den Campus zu besuchen, obwohl ich bereits Einladungen dazu erhalten habe. Das wird in der nächsten Zeit aber geschehen.
alice online: Wie wurde das Fortbildungsangebot angenommen?
Wedekind: Sehr gut! Noch heute gibt es Kontakte zu einzelnen Anbietern, die gern von ihren neuen pädagogischen Erfahrungen berichten.
alice online: Ist das HELLEUM noch anderweitig an der IGA beteiligt?
Wedekind: Ja, neben den Fortbildungsangeboten bieten zwei Mitarbeiter auf dem IGA-Campus Workshops zum Thema „Boden schätzen" an. Weiterhin ist das HELLEUM auch in der Liste der IGA-Vorort-Anbieter aufgenommen. Wir haben bereits Termine für Besucher_innen der IGA auf unsere Homepage gestellt.
alice online: Was erwartet die Besucher_innen des Workshop „Boden schätzen“?
Wedekind: Die Teilnehmer_innen gehen Fragen nach wie: Welche Pflanzen wachsen hier - wie sehen sie aus - warum wachsen sie hier? Welche Pflanzensamen können wir finden? Wieso sehen alle Samen anders aus? Wie können wir aus alten Zeitungen Pflanztöpfe herstellen? Welche Pflanzen- und Erdfarben lassen sich mit Reibschale, Pistel, Wasser, Pipetten und Sieben herstellen? Die Teilnehmer_innen beobachten in Terrarium und Aquarium die Artenvielfalt in Teich, Wiese und Strauch sowie Baum und Boden. Dafür werden beispielsweise zwei Holzsegelboote an der Strippe, kleine Kescher und Sammelbehälter, Insektensauger, Bodenfenster, Klemmbrett, Papier, Buntstifte, Mikroskop, Lupen und Messinstrumente genutzt. Am Ende wird natürlich alles Leben an den Fundorten in ihren Lebensraum entlassen.