Arife Arslan hat von April 2019 bis September 2022 an der ASH Berlin im „Bachelor Erziehung und Bildung in der Kindheit: Leitung und Management /Berufsintegrierende Studienform“ studiert. Die Alumna teilt als Kita-Geschäftsführerin im Interview mit uns wie Erkenntnisse aus dem Studium die Umsetzung eines inklusiven pädagogischen Konzepts unterstützen. Weiter nennt Arslan Maßnahmen, um die Kita-Krise anzugehen und erklärt, was ihr als Geschäftsführerin wichtig ist
An der ASH Berlin wurde im September 2024 das zwanzigjährige Bestehen von kindheitspädagogischen Studiengängen mit einer großen Tagung gefeiert. War Ihnen immer klar, dass Ihr Weg Sie in die Geschäftsführung einer Kita führen soll?
Ich hatte schon immer den Traum, einen eigenen Träger der freien Jugendhilfe zu gründen. Aus diesem Grund habe ich mich bewusst ständig weiterentwickelt.
Beschäftigt man sich mit dem pädagogischen Konzept Ihrer Einrichtung, beschreibt dieses als ein zentrales Anliegen das inklusive Arbeiten, um damit aktiv Diskriminierung entgegenzuwirken. Finden sich Erkenntnisse aus dem Studium in diesem Konzept?
Ja, es finden sich zahlreiche Erkenntnisse aus dem Studium. Z.B. die Theorie der Inklusion, interkulturelle Bildung, Partizipation, Reflexion und Selbstkritik sowie gesetzliche Grundlagen. Diese Erkenntnisse aus dem Studium unterstützen die Umsetzung eines inklusiven pädagogischen Konzepts, das Diskriminierung aktiv entgegenwirkt und ein respektvolles miteinander fördert.
Die „Kita-Krise“ ist gerade ein großes Thema. Erziehungswissenschaftlerin und ASH-Professorin Rahel Dreyer fordert z.B. mit 300 Forscher_innen die Einrichtung eines Sondervermögens (hier weitere Infos und die Forderung im Detail als pdf). Was glauben Sie, mit welchen Maßnahmen die Kitas den Weg aus der Krise finden können?
Um das Problem der Kita-Krise zu lösen, ist es in der Tat entscheidend, dass die Träger von Kindertagesstätten ihre Personalentwicklungskonzepte erweitern und verbessern. Ein gut durchdachtes Konzept zur Personal-Gewinnung und -Förderung kann dazu beitragen, qualifizierte Fachkräfte zu finden und langfristig zu binden. Dabei könnten folgende Maßnahmen von Bedeutung sein: Attraktivität des Berufes steigern, Aus-und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, Rekrutierungskampagnen starten, Mentor_innen- und Coaching-Programme, bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Darüber hinaus ist aus meiner Sicht die Unterstützung des Senates enorm wichtig. Als Freier Träger ist man häufig wegen den finanziellen Mitteln eingeschränkt.
Zurück in Ihren Alltag. Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?
Aufgrund meiner Position kann ich vielseitig arbeiten, habe ich die Möglichkeit, mich auf unterschiedliche Weise zu vernetzen und stehe ständig im Austausch mit vielen Trägern und Institutionen. So habe ich die Chance, die Qualität meiner Einrichtung kontinuierlich zu verbessern. Ich komme selbst aus der Praxis, konnte oft erleben, dass Fragen von Mitarbeiter_innen gegenüber Trägern leider aufgrund fehlenden Wissens offengeblieben sind. Diese Erfahrungen als Kindheitspädagogin nun auf der anderen Seite als Träger im eigenen Team umsetzen zu können, ist für mich äußerst wertvoll.
Was wünschen Sie sich als Geschäftsführerin von künftigen Mitarbeitenden?
Für mich ist es am aller wichtigsten, dass Mitarbeitende Kindern - unabhängig von deren ethnischer Herkunft - auf Augenhöhe begegnen und sich ihres Schutzauftrags bewusst sind. Teamfähigkeit ist ein Teil einer Guten Zusammenarbeit.
Ein Zitat ist mir wichtig: „‘Theorie hat Vorrang vor der Praxis’ bedeutet, die Wissenschaft ist normativ und setzt die Werte und will dann auch die Aufgaben und Ziele für die Praxis bestimmen.“ (Engelke,1992, S.73) Für mich bedeutet das, das theoretische Wissen in der Praxis umzusetzen, um lösungsorientiert zu handeln sowie Entscheidungen begründen zu können.
Mir sind Zuverlässigkeit, Loyalität und Professionalität sowie die Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung enorm wichtig.
Welchen Rat geben Sie (ASH-)Studierenden mit auf deren Weg?
Am aller wichtigsten finde ich, dass Studierende so früh wie möglich Kontakte zu ihren Kommiliton_innen, Dozent_innen und Branchenvertreter_innen knüpfen sollen, denn Netzwerke können Türen öffnen. Eigenverantwortliches lernen. Nicht zögern, wenn etwas unklar ist und rechtzeitig Hilfe suchen. Auf das Zeitmanagement achten. Prioritäten setzen. To-Do-Listen führen, das verschafft Überblick. Und zuletzt die Studienzeit gut zu nutzen, um verschiedene Themen zu erkunden. Was mir besonders geholfen hat war, dass ich nach den Seminaren die Lehrinhalte reflektiert habe, so konnte ich aus jedem was finden, was für mich nützlich war. Wir wissen alle, dass nicht alle Seminare Interesse wecken, aber jedes an Bedeutung hat. Neugier ist der Schlüssel zu persönlichem und beruflichem Wachstum.
Die Fragen stellte Denis Demmerle.
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