Seitenwechsel Nach dem Studium ins Erasmus Praktikum

Anna Wahl erzählt über ihr ERASMUS+-Graduierten-Praktikum im ElfE-Forschungsprojekt

Anna Wahl am verschneiten Spreeufer
Anna Wahl im winterlichen Berlin privat

Sie haben ein ERASMUS+-Graduierten-Praktikum im ElfE-Projekt gemacht. Wie kam es dazu? Und wieso haben Sie sich für das Elfe Projekt an der ASH Berlin entschieden?

Nach meinem Erasmus-Auslandssemester in Dänemark im Rahmen meines Masterstudiums war mir sofort klar, dass ich auch noch Arbeitserfahrung in einem anderen Land sammeln möchte. Genau zum richtigen Zeitpunkt bewarb das ERASMUS-Büro meiner Hochschule das neue ERASMUS+-Graduierten-Traineeship-Programm. Ich fragte daher meinen international gut vernetzten Professor nach Ideen und Kontakte für ein Praktikum nach meinem Masterabschluss. Schnell schlug er vor, mit Prof. Dr. Gesine Bär in Kontakt zu treten. Da ich meine berufliche Zukunft in der angewandten Forschungsprojektarbeit sehe und partizipative Ansätze in der Gesundheitsförderung und Prävention schon immer ein Hauptinteresse für mich darstellte, begeisterte mich der Vorschlag von Beginn an. Bestärkt haben mich auch die positiven Erzählungen von Freund_innen, die bereits ihr Auslandssemester an der Alice Salomon Hochschule Berlin absolviert hatten.

Dass ich dann konkret im partizipativen Forschungsprojekt „ElfE-Eltern fragen Eltern“ mitarbeiten konnte, war der Vorschlag und das Angebot von Gesine Bär. Ergänzend dazu vereinbarten wir, dass ich meine Stunden partiell der Mitarbeit im Netzwerk für Partizipative Gesundheitsforschung (PartNet) widme. Die Kombination war für mich besonders attraktiv, da ich einerseits angewandte Forschungsprojektarbeit kennenlernen und anderseits unabhängig mit anderen Kolleg_innen in Arbeitsgruppen zu Fragen der Partizipativen Gesundheitsforschung arbeiten konnte.

Wer kann so ein Praktikum machen? Welche Voraussetzungen braucht man dafür?

Bachelor- oder Masterstudierende können das Praktikum innerhalb von einem Jahr nach dem Studienabschluss machen. Wichtig ist, dass der Antrag auf die Förderung noch vor Ende der letzten Prüfung an das Erasmusreferat eingeht. Außerdem muss das Beschäftigungsausmaß mindestens 30 Stunden pro Woche betragen. Und in Hinblick auf die Stipendienzeit ist nicht zu vergessen: Falls Studierende schon ein Auslandssemester im Studium absolviert haben, müssen sie die Zeit des vorherigen Auslandsaufenthalts von den 12 Monaten, die ihnen insgesamt pro Studienperiode zustehen, abziehen.

Was haben Sie vor dem Praktikum gemacht?

Im Oktober 2020 startete das Praktikum und bis zum September 2020 war ich noch Studierende in der Masterstudienrichtung „Gesundheitsmanagement und Public Health“ an der Fachhochschule JOANNEUM in der Steiermark (Österreich). Es war ein fast nahtloser Übergang zwischen meiner Abschlussarbeit/Masterprüfung und dem Praktikumsstart.

 

„Es lohnt sich immer, Schritte aus der eigenen Komfortzone zu machen."

Welche Aufgaben hatten Sie im Projekt?

Meine Aufgaben waren sehr vielfältig. Ich wurde von Tag eins an sehr herzlich als Mitglied im ElfE-Projektteam aufgenommen. Mit der Zeit übernahm ich immer mehr Verantwortung. Zu Beginn war ich vor allem für die Webpräsenz des ElfE-Projektes zuständig. Dafür habe ich Texte verfasst und eng mit unserer Grafikerin zusammengearbeitet. Dann war ich auch in eine Workshopplanung/-gestaltung involviert und durfte Teile der Durchführung übernehmen. Da sich ElfE seit dem Beginn meines Praktikums in der Verstetigungs- und Praxistransferphase befand, war ich bald für die Öffentlichkeitsarbeit und die Verbreitung der ElfE-Ergebnisse verantwortlich. Der Kontakt mit verschiedenen Institutionen im Bereich der Gesundheitsförderung und der KiTa sowie das Verfassen von Texten für verschiedene Plattformen standen dabei an der Tagesordnung.
Kreativität war dann im Rahmen der abschließenden Projekt- und Ergebnisdarstellung gefragt. Ich entwickelte unseren digitalen ElfE-Infotisch. Besonders spannend fand ich außerdem die Recherche zu „partizipationsförderlichen Strukturen und Kapazitäten im kommunalen Setting“ und die Aufbereitung der Ergebnisse im Format eines Infoblattes für die Schulungsmaterialien des Projektes KLuG. Im letzten Monat arbeitete ich verstärkt an der Wirkungsbeschreibung von ElfE mit, erstellte ein Infoblatt zu den Partizipationsmaßen der Beteiligten von ElfE und bin jetzt auch noch über die Praktikumszeit hinaus Mitautorin bei einem Beitrag in der Zeitschrift „Sozialmagazin“.

Ein toller Mehrwert war zudem über die gesamte Zeit hinweg die Teilnahme und Mitwirkung u.a. mit eigenen Beiträgen – entweder im Rahmen von PartNet oder ElfE - an verschiedenen Veranstaltungen wie einer Workshopreihe des Forschungsverbundes PartKommPlus, der Berliner Werkstatt „Partizipative Forschung“ und am Kongress „Armut und Gesundheit“.

Was nehmen Sie aus der Zeit mit?

Ich nehme mit, dass es sich immer lohnt, Schritte aus der eigenen Komfortzone zu machen. Erstaunlich war für mich auch, dass ich trotz der fast ausschließlichen virtuellen Arbeit, schnell einen guten Kontakt zu allen Beteiligten aufbauen konnte.
Durch die Mitarbeit lernte ich, wie partizipative Projekte umsetzbar sind, welche vielfältigen Methoden es dafür gibt und mit welchen Herausforderungen sowie Lessons-Learned am Ende eines sechsjährigen Projektes Beteiligte konfrontiert sind. Mit der Zeit durchblickte ich auch immer mehr die Strukturen der Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland.

Wichtig für meine weitere Arbeit ist insbesondere, dass sich mein Blick und Umgang mit Terminologien in der partizipativen Forschung und die Reflexion von Machtverhältnissen in Projekten noch einmal schärfte und sensibilisierte. Vieles davon werde ich auch in weiteren Projekten mit einbringen können. Und nicht zuletzt nehme ich Erinnerungen und interessante Gespräche mit tollen Menschen mit.

 

Was sind Ihre nächste Pläne?

Ich starte im April mit einer Projektmitarbeit in der Abteilung „Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz“ in der Gesundheit Österreich GmbH, das nationale Public Health-Institut in Österreich. Dort und darüber hinaus werde ich mich auch weiterhin für Partizipation in der Gesundheitsförderung und Prävention stark machen, u.a. im Netzwerk für Partizipative Gesundheitsforschung.