Forschergeist Helle ist ganz aufgeregt, Leum hat gestern Nacht einen Stift erfunden, mit dem man Bilder in die Luft malen kann. Voller Begeisterung zeigt er, in seinem langen gelb-blauen Mantel und einem blauen Melonenhut auf dem Kopf, den Kindern der Kiekemal-Grundschule, wie der Stift funktionieren soll. So richtig klappt das aber nicht. Was aber später im Stück von Holger Haas (er spielt Helle) funktioniert, ist, dass die Kinder voller Begeisterung den beiden Forschergeistern Helle und Leum helfen, den von Archimedes entdeckten Phänomenen wie Hebel, Schwerpunkt und Kräftewirkung auf den Grund zu gehen. Helle und Leum entwickeln gemeinsam mit den kleinen Zuschauer_innen einen Flaschenzug oder finden heraus, dass sich eine schwere Kiste (in der Geschichte bei Archimedes war es ein Schiff) über Rollen ganz leicht transportieren lässt. Dazwischen erzählt Helle voller Witz die Geschichte von Archimedes Einfall in der Badewanne, wie er herausfinden könnte, ob die Krone des Königs tatsächlich aus reinem Gold ist. Immer wieder fällt der Spruch:
„Lass mich doch mal was probieren ...
denn immer mit dem Kopf studieren ...
da kriegste ja nen Knoten rein ...
das muss nicht sein.
Aaaalso ... ich hab da ne Idee.“
Danach schreiten Helle und Leum zur Tat und bauen mit Hilfe und Ratschlägen der Zuschauerkinder einen weiteren Versuch auf.
Holger Haas, Lernbegleiter im Kinderforscherzentrum HELLEUM und von Haus aus Schauspieler, hat mit „Die un-dichte Krone“ ein Theaterstück über die beiden Forschergeister Helle und Leum produziert, dass er mit seiner Kollegin Inka Pabst aufführt. Das Stück ist für Holger Haas ein Experiment für sich – die Verbindung von Forschung und Theater gibt es in dieser Form noch nicht. Und das Experiment ist gelungen, die Premiere im Juni war ein voller Erfolg, die beiden Forschergeister Helle und Leum haben mit ihrem Witz und Elan und ihrer großartig gespielten Neugier die Kinder begeistert.
Herr Haas, wie sind Sie auf die Idee zu dem Theaterstück gekommen?
Haas: Die Idee, ein naturwissenschaftliches Theaterstück für Kinder zu machen, trage ich schon seit Anbeginn meiner HELLEUM Tätigkeit mit mir rum. Da ich von Hause aus Schauspieler und Diplomsozialpädagoge bin, und das Kinderforscherzentrum kreative naturwissenschaftliche Präsentationen und Lernzugänge eröffnet, musste es früher oder später dazu kommen. Das nun Archimedes und sein Wirken im Mittelpunkt steht, ist zum einen meiner persönlichen Faszination über ihn, zum anderen dem zuletzt entwickelten Mechanik-Workshop „Arbeit schafft's!" zu verdanken.
Was möchten Sie mit dem Theaterstück vermitteln?
Haas: Es bietet eine weitere, sinnliche und kreative, Art und Möglichkeit, Phänomene der Naturwissenschaft dem Kinde nahe zu bringen und es neugierig zu machen. Das es möglich ist, durch aktives Handeln Dinge zu entdecken und wertgeschätzt vorläufige Erkenntnisse zu erlangen. Auch Theater kann naturwissenschaftliche Bildung sein, frei von jeglicher Klassenzimmernorm.
Was sind die weiteren Pläne für das Stück?
Haas: Es soll in die Klassenzimmer gehen, in Berlin und möglichst auch bundesweit, auch in ansässigen Kindertheatern und Kulturveranstaltungen soll gespielt werden. Immer mit dem Hintergrund und der Homebase HELLEUM. Angeboten wird auch ein Rahmenprogramm bestehend aus einer pädagogischen, naturwissenschaftlichen Nachbereitung, ggf. auch für die Lehrer_innen ein Vortrag über das Theater im Kontext der Lernwerkstatt, bzw. über eine Lernwerkstatt und dessen Methodik ...
Aber auch weitere Theaterstücke mit anderen Forscher_innen/Entdecker_innen und Wissenschaftler_innen und deren Entdeckungen sind denkbar.
Seit wann sind Sie im HELLEUM tätig und wie hat die Arbeit dort Sie zu dem Stück inspiriert?
Haas: Angefangen habe ich im August 2012, quasi von Anfang an. Der erste Workshop „Sonne satt!" fand im Januar 2013 statt. Wie gesagt, bin ich ja auch Schauspieler. Mit dem Tüfteltheater ist es mir gelungen, meine beiden Professionen zu vereinen, Lernbegleiter im HELLEUM und Schauspieler auf der Bühne.
Den Forschergeistern Helle & Leum habe ich schon recht früh Leben eingehaucht. Rund um die beiden Maskottchen schreibe ich Kurzgeschichten, die den Inhalt der Workshops einleiten sollen. Zum Teil sind sie auf der Homepage zu lesen. Auch die Forscherhymne. Die beiden sind mir also nach und nach ans Herz gewachsen, ich fühle mich verantwortlich für deren Wohlergehen.
Das entdeckende Lernen wie ich es beinahe täglich auf der Arbeit mit Kindern erfahre, forderte mich heraus, diese wunderbare Bildungsmethodik auch in einem Theaterstück greifbar zu machen. Ein Raum mit dessen Fülle an ansprechendem Material und Phänomenen muss doch auch auf einer "Bühne" mit Figuren, Requisiten und Geschichten transferiert werden können.
Ein Kinderroman über und mit den beiden ist derzeit ebenso im Entstehen und soll gemeinsam mit einem HELLEUM Fachbuch erscheinen.