Sie studieren Gesundheits- und Pflegemanagement im 5. Semester und haben ein Auslandssemester in Österreich am Management Center Innsbruck (MCI) absolviert. Wie war die Situation vor Ort als die Krise begann?
Fritzsche: Die Situation war von Beginn an gut koordiniert und organisiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Leute in Innsbruck in Panik verfallen sind. Entscheidungen durch die Regierung wurden rasch getroffen und die Bevölkerung wurde über Maßnahmen und Anordnungen mittels Onlinemedien regelmäßig informiert. Tirol, besonders der Skiort Ischgl wurden schnell zur Gefahrenzone erklärt und es wurde rasch begonnen strikte Maßnahmen zu treffen.
Wie ist die Uni mit der Krise umgegangen?
Fritzsche: Mein Semester hat bereits Mitte Februar begonnen. Da lief alles problemlos. Als das Coronavirus dann "näher rückte" hat das MCI den Studierenden freigestellt, ob wir an den Vorlesungen teilnehmen möchten oder nicht. Bereits eine Woche später wurde auf Onlinelehre umgestellt. Dies erfolgte total problemlos und hat zu keinerlei Einschränkung oder Verzögerung im Ablauf geführt.
Haben Sie schon genügend soziale Kontakte knüpfen können, bevor der Lockdown kam?
Fritzsche: Gücklicherweise hatte ich etwa 4 Wochen, um meine Kommoliton_innen kennenzulernen. Das kam mir im Nachhinein zu Gute. Die Kommunikation hat sich während des Lockdowns so als einfacher gestaltet, da man sich kennengelernt hat und ein Bild von der anderen Person im Kopf hatte.
Wie haben Sie den Lockdown in einem anderen Land erlebt?
Fritzsche: Die Ausgangsperre wurde sehr schnell und strikt durchgeführt. Man durfte die Wohnung nur verlassen, wenn man einkaufen gehen wollte oder zur Arbeit musste. In Supermärkten mussten Masken getragen werden. Alle kleinen Geschäfte in der Stadt haben von Heute auf Morgen geschlossen und die Stadt war wie ausgestorben. Ich konnte an den Vorlesungen weiterhin teilnehmen, allerdings war es mir nicht mehr gestattet rauszugehen oder Kommoliton_innen zu treffen. Nachdem ich die Nachricht gehört habe, dass die Grenzen geschlossen werden, habe ich erst einmal abgewartet und geschaut wie sich die Lage entwickelt. Nach etwa einer Woche habe ich mich entschieden Mitte März vorerst zurück nach Deutschland zu reisen, mit der Absicht in zwei Wochen wieder zurück zu kehren. Es fuhren keine Bahnen mehr über die Grenze, sodass ich mit dem Zug bis Kufstein gefahren bin. Dort musste ich mir ein Taxi nehmen, welches mich bis zur Grenze gebracht hat. Von dort bin ich zu Fuß über die Grenze gelaufen, bis zum nächsten Bahnhof. In Kiefersfelden bin ich dann mit der Bahn nach München gefahren und von München nach Hause.
Wie sah der Alltag danach aus?
Fritzsche: Während meines Aufenthaltes in Deutschland konnte ich in dem Haus meines Vaters wohnen. Dieser wohnt in der Nähe von Leipzig, auf dem Land. Vormittags habe ich an den Vorlesungen teilgenommen und nachmittags etwas Zeit an der Luft verbracht (laufen gehen, spazieren oder Rad fahren). Es hat sich eine Routine eingestellt und ich konnte mich nach Anfangsschwierigkeiten gut mit der Situation arrangieren. Aus den geplanten zwei Wochen wurden leider zwei Monate. Was letztendlich daran lag, dass die ASH Berlin mir untersagt hat, zurückzukehren - auf Anordung des Berliner Senates. Nach mehreren Rücksprachen mit dem International Office und der Hochschulleitung konnte ich Mitte Mai endlich zurück nach Innsbruck reisen. In den letzten zwei Monate habe ich alles nachgeholt, was im Lockdown nicht möglich war. Ich war mehrmals in der Woche Wandern, konnte mein Tennistraining fortführen und habe mich wieder mit meinen Kommolitoninnen getroffen. Seit dem 12. Juli bin ich zurück aus Österreich. Ich bin sehr glücklich und froh, dass ich nach Innsbruck zurückgekehrt bin und kann die Stadt nur empfehlen.