Seitenwechsel „Ich begleite Frauen auf ihrem Weg der beruflichen und sozialen Integration“

Gründerin Monique Lunow will mit ihrem Projekt „De mãos dadas“ („Hand in Hand“) mit migrantischen Frauen arbeiten und diese so unterstützen...

Das Foto zeigt die ASH-Gründerin Monique Lunow im Portrait.
Gründerin Monique Lunow im Portrait. Monique Lunow (privat)

Die 1986 in Campos, einer kleinen Stadt nordöstlich von Rio de Janeiro, geborene Monique Lunow kam 2016 nach Deutschland, um die deutsche Sprache zu lernen. Im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung beschloss sie während der Corona Pandemie 2020 Soziale Arbeit an der ASH Berlin zu studieren. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes (2022) entschied sich Lunow für eine Gründung im sozialen Bereich.

Im Interview erfahren wir mehr über ihr Projekt „De mãos dadas“ („Hand in Hand“ aus dem Portugiesischen übersetzt), mit dem sie das Ziel verfolgt, mit migrantischen Frauen zu arbeiten.

Worum geht es bei deiner Gründung?
Monique Lunow:
Es geht um Beratung und Unterstützungsangebote für Frauen, die aus dem portugiesischen Sprachraum nach Deutschland kommen.

Woran machst du gerade da den Bedarf fest?
Nach der Geburt meines Kindes hatte ich selbst Bedarf an Unterstützung in verschiedenen Bereichen in meiner neuen Lebensphase. Die Herausforderung, ein kleines Kind weit entfernt von meiner Familie zu betreuen und die Suche nach beruflicher Neuorientierung haben mich da stark geprägt. Ich habe längere Zeit gebraucht, um die richtigen, niedrigschwelligen Informationen bezüglich der Anerkennung von ausländischen Schulabschlüssen und Diplomen, der Integration im Arbeitsmarkt sowie zur Unterstützung migrantischer Mütter und Familien in Deutschland zu finden. Mittlerweile bin ich zahlreichen Frauen mit den gleichen Bedarfen begegnet, die offen und dankbar für eine Migrationsberatung sind, um so ihre Integration im Arbeitsmarkt zu beschleunigen, was wiederum zu ihrer finanziellen Unabhängigkeit beiträgt.

Welche ersten Schritte sind für „De mãos dadas“ wichtig?
Vernetzung und Social Media-Arbeit, um die Zielgruppe zu erreichen. Da die Sprachbarriere einer der wichtigsten Gründe ist, warum sich Frauen aus den portugiesischen Communities nicht trauen, Beratungsangebote in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen, ist die Beratung in der einigen Muttersprache der Schlüsselfaktor. So lassen sich Auftrag und dessen Zielsetzung klären.

Eine Gründung ist ja ein Prozess… Wo stehst du, was ist dein nächster Schritt und wie weit das Ziel noch entfernt?
Momentan erstelle ich einen Businessplan und beschreibe darin meine Schritte detailliert, um Prozesse besser erklären zu können. Da ich mein Studium noch nicht abgeschlossen habe, ist mein Ziel noch ein paar Schritte entfernt, aber mit dem EXIST-Women Programm konnte ich etliche Informationen erlangen und ein Bewusstsein für meine Gründung entwickeln.

"Manche kehren in ihre Heimatländer zurück, ohne in Deutschland ihr Potenzial ausgeschöpft zu haben"

Bei erfolgreicher Gründung, wie profitiert die Gesellschaft von deinem Vorhaben?
Mir sind Fälle bekannt, in denen hochqualifizierte und sprachgewandte Frauen, die schon lange in großen Konzernen im Ausland gearbeitet haben, in Deutschland in Arbeitsbereichen landen, in denen sie sich teilweise unterfordert fühlen. Wegen des Integrationsdrucks und weil sie die Anforderungen der Sprache nicht rasch erfüllen können, arbeiten sie in der Pflege, der Hotellerie oder der Kindererziehung. Manche kehren wegen der familiären Unterstützung, aber auch weil sie wieder in die erlernten Berufe wollen, in ihre Heimatländer zurück, ohne in Deutschland ihr Potenzial ausgeschöpft zu haben.
Ich sehe meine Gründungsidee als eine Chance, die Lebens- und Arbeitskraft hochqualifizierter Frauen in eine besser funktionierende Migrationsgesellschaft einzubringen, indem ich sie auf ihrem Weg der beruflichen und sozialen Integration begleite. Wichtiger Bestandteil ist die Onlineberatung, die mir ermöglicht, Frauen aus der Ferne zu unterstützen. So kann ich Fragen rund um Vorbereitung auf das Ankommen in Deutschland beantworten und eine erste Migrationsberatung für diejenigen sein, die in deutschen Bundesländern leben, wo Beratung in einer Fremdsprache wie Portugiesisch oder sogar auf Englisch schwer zugänglich ist.

Wobei unterstützt dich das EXIST-Women-Programm?
Das EXIST-Women-Programm ich für mich ein wertvolles Instrument, um Fragen zur Gründung von Expert_innen beantwortet zu bekommen. Das ganze Programm baut auf einer lehr- und abwechslungsreichen Reihe von Workshops, Coaching und Netzwerktreffen auf, die uns Teilnehmerinnen in unserem Gründungsvorhaben stärken und voranbringen.

Welchen Rat möchtest du künftigen Unternehmerinnen der ASH Berlin mit auf deren Weg geben?
Am Ball zu bleiben! Es gibt keine kleine Idee, die mit dem EXIST-Women Programm nicht groß werden kann. Den Unternehmerinnen wird eine Vielzahl von Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt. Daher wäre es ratsam, sich so viel Zeit wie möglich für das Programm zu schaffen, um von den wundervollen Angeboten voll und ganz zu profitieren.

 

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