Seitenwechsel „Friedhöfe und Schrebergärten können wahre Kleinode sein“

Von Alumna Elena-Theresa Arndt erfahren wir, wie ihr Studium ihre Haltung geprägt hat und warum die Artenvielfalt in der Großstadt größer ist...

Das Foto zeigt ASH-ALumna Elena Theresa Arndt vor einem Baum im Grünen.
Alumna Elena Theresa Arndt, die an der ASH Berlin EBK studiert hat, arbeitet im Grünen. Foto: privat

ASH-Alumna Elena-Theresa Arndt arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Umweltbildung bei Naturschutz Berlin-Malchow. An der ASH Berlin hat Arndt von Oktober 2018 bis März 2022 im Studiengang Erziehung und Bildung in der Kindheit (EBK) studiert. Im Interview erfahren wir, wie ihr Studium ihre Haltung geprägt hat, wie sie mit ihrer Arbeit dafür sorgt, dass Berlin eine lebenswerte Stadt für uns bleibt und warum die Artenvielfalt in der Großstadt oftmals größer als auf dem Land ist.

Wie hat das EBK-Studium an der ASH Berlin Sie auf den heutigen Beruf vorbereitet?
Elena-Theresa Arndt:
Kinder im Kita- und Grundschulalter gehören tatsächlich zu unserer Hauptzielgruppe, auch wenn wir für alle Berliner Bürger_innen Umweltbildung anbieten. Das Studium war eine wertvolle Grundlage für meine Arbeit als Umweltpädagogin. Dadurch, dass im Studium der Fokus auf die frühkindliche Entwicklung, pädagogische Konzepte und die Gestaltung von Lernprozessen gelegt wurde, konnte ich Kompetenzen erwerben, die ich wiederum direkt in die Umweltbildung übertragen kann. Damit meine ich beispielsweise die Kompetenz, Lerninhalte und damit einhergehende Lernprozesse kindgerecht und entsprechend der Altersgruppe gestalten zu können. Aber auch eine Form von Haltung: Kinder in ihrem Denken und Fühlen ernst zu nehmen. Denn nur wenn ich das tue, kann ich individuelle Entwicklungsprozesse unterstützen und darüber hinaus für Wissen begeistern.

Gibt es ein Schlüsselerlebnis aus dem Studium, das bis heute nachwirkt?
Ich habe meine Bachelorarbeit in Form einer empirischen Forschungsarbeit zum Thema „Die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Umweltbildung“ geschrieben und dafür Interviews mit Umweltbildner_innen geführt. Anlass war die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Kontaktbeschränkungen. Das war für viele Umweltbildungseinrichtungen dramatisch, denn Umweltbildung lebt vom gemeinsamen Natur erleben. Daher versuchten Umweltbildner_innen via Internet anzuregen, mit Natur und Umwelt in Kontakt zu treten. Es wurden Videos gedreht, Informationsblätter und Beobachtungsaufgaben gestaltet oder Podcasts produziert. Unser Verein entwickelte in dieser Zeit die Lernplattform www.kidslernennatur.de.
All das ersetzte nicht das direkte Naturerleben, und das soll es auch nicht. Dennoch merkten viele Umweltbildner_innen, dass die ungeliebten digitalen Medien in der Umweltbildung durchaus eine sinnvolle Ergänzung darstellen können. Schon allein weil damit Zielgruppen erreicht werden, die mit der alltäglichen Umweltbildungsarbeit nicht erreicht werden. Das hat auch mich nachhaltig beeinflusst, da ich dem Thema digitale Medien in der Umweltbildung skeptisch gegenüber stand.

Beschreiben Sie doch einen typischen Arbeitsalltag…
Wenn mein Arbeitstag beginnt, gehe ich als erstes in unser Arvid-Goltz-Süßwasseraquarium. Ich bin nämlich nicht nur Umweltpädagogin, sondern auch ausgebildete Zootierpflegerin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin für unser Süßwasseraquarium verantwortlich. Bei meinem Rundgang schaue ich nach den Tieren, ob die Aquarientechnik reibungslos funktioniert und bereite dabei gleich das Futter für den Tag vor. Im Büro verschaffe ich mir am Computer einen Überblick über meinem Tag und checke Mails. Ist für den Tag eine Veranstaltung gebucht, gehe ich in der Regel zu 9 Uhr in unseren Innenhof und nehme dort die Gruppe in Empfang. Meistens bin ich damit bis 12/13 Uhr beschäftigt. Danach folgt all das, was sonst noch zu meinen Aufgaben gehört: Buchungen annehmen und koordinieren, Pädagog_innen hinsichtlich Umweltbildungsangeboten beraten, Veranstaltungen planen und gestalten, Fütterung und Pflege der Tiere im Süßwasseraquarium, die Pflege unseres Erlebnisgartens und den darin befindlichen Umweltbildungselementen, Fördermittelakquise, Kommunikation mit unseren Kooperationspartner_innen... All das muss ich aber nicht ganz allein machen, sondern werde immer von meinen Kolleg_innen und unseren Freiwilligendienstleistenden unterstützt!

Eine ganze Menge Natur in der Großstadt

Natur und Großstadt, das geht erst auf den zweiten Blick zusammen, oder?
Dem ist mitnichten so! Speziell für Berlin gesprochen sind wir eine unglaublich grüne Stadt. Wir haben Parks, Gärten, Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete, viele verschiedene Gewässer, Waldstücke und, und, und… Also eine ganze Menge Natur in der Großstadt. Auch Friedhöfe und Schrebergärten können wahre Kleinode sein. Was viele oft unterschätzen, ist die Artenvielfalt, die es in der Stadt gibt - die ist in der Großstadt sogar oftmals größer als auf dem Land. Das hängt damit zusammen, dass die Stadt strukturreicher ist und es somit viele verschiedene Lebensräume gibt, in denen sich wiederum viele verschiedene Tiere und Pflanzen wohlfühlen. Übrigens: Wer sich mal einen Überblick über die Möglichkeiten an Naturentdeckungen in Berlin machen will, dem sei die Internetseite der Koordinierungsstellen für Natur-, Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitsbildung Berlin www.naturstadt.berlin ans Herz gelegt. Dort sind auf einer interaktiven Karte neben öffentlichen Grünflächen auch Umweltbildungseinrichtungen vermerkt.

Wie wichtig ist der Schutz seiner natürlichen Ressourcen für Berlin?
Für Berlin ist der Schutz der natürlichen Ressourcen essenziell, sowohl aus ökologischer als auch sozialer und wirtschaftlicher Sicht. Wie überall ist der Klimawandel auch in Berlin spürbar: Lange Trockenperioden und die zunehmenden heißen Temperaturen im Sommer kennen wir alle. Aber auch Stürme und Starkregen die Überflutungen und andere Schäden verursachen. Fehlt die Natur in der Stadt, so trifft uns dieser Wandel umso härter. Grünflächen sorgen beispielsweise mit ihrer Verdunstungskühlung dafür, dass sich die Stadt nicht zu stark aufheizt. Regen kann auf ihnen im Boden versickern. Bäume wiederum reinigen die Luft: Sie filtern den Feinstaub, der in der Stadt allgegenwärtig ist. Schützen wir Naturräume in Berlin, so schaffen wir nicht nur Lebensraum für Flora und Fauna, sondern sorgen auch dafür, dass Berlin eine lebenswerte Stadt für uns bleibt.

Ihr Angebot richtet sich an alle Altersgruppen. Gibt es einen Aha-Moment, den junge und nicht mehr junge Besucher_innen teilen?
Aha-Momente entstehen gleichermaßen bei Jung und Alt, wenn man die Möglichkeit hat, mit Natur in Berührung zu kommen und sie mal ganz nah betrachten zu können. Die wohl größten Sympathieträger sind „unsere“ Weißstörche, die jedes Jahr auf dem Naturhof brüten. Für sie lassen sich alle Altersgruppen gleichermaßen begeistern, manche Besucher_innen kommen sogar nur wegen der Störche zu uns. Viele bleiben dann lange vor dem Nest stehen. Beim Beobachten kommen oft Fragen auf: Warum klappert der Storch mit dem Schnabel? Was füttern die Alttiere den Jungtieren? Warum baut der Storch sein Nest so hoch und in der Nähe des Menschen? Wer  Antworten auf diese Fragen findet, hat seinen persönlichen Aha-Moment geschaffen - und im besten Fall eine anhaltende Begeisterung für Natur und Umwelt.

Ein Tipp für aktuelle Studierende: Was hätten Sie gerne vor dem Studium gewusst?
In einem Studium wächst man noch einmal ein ganzes Stück - nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Naturschutz Berlin-Malchow
Dorfstraße 35, 13051 Berlin
Website: www.naturschutz-malchow.de

Erziehung und Bildung in der Kindheit (EBK)