...und dann kam Corona „Eine Alternative kommt für mich nicht in Frage"

Lorenz Rammelsberg erzählt im Interview von dem kurzfristigen Abbruch seines Praktikumssemesters in Athen aufgrund der Covid-19 Pandemie und wie es jetzt für ihn weiter geht

Blumentöpfe im Vordergrund, im Hintergrund der Berg mit der Akropolis
Blick zur Akropolis

Bei welchem Träger haben Sie Ihr Praktikum in Athen gemacht und was waren Ihre Aufgaben?



Rammelsberg: Ich habe mein Praktikum zum 01. März in Athen bei Freemovement Skateboarding begonnen. Die Organisation führt Skateboard Workshops mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen durch. Meine zentrale Aufgabe war die Durchführung der Workshops, da ich auch in Berlin als Skateboard- Trainer tätig bin. Desweiteren kamen organisatorische Aufgaben, wie Teilnehmerlisten führen und Konzeptualisierung neuer Ideen für die Workshops und deren Struktur hinzu. Bis zu meiner Abreise habe ich vor Ort circa 20 Workshops durchgeführt. Die Kommunikation mit den Kindern und Jugendlichen läuft dort viel mit Händen und Füßen. Da die Teilnehmer_innen aus verschiedenen Nationen wie Afghanistan, Iran, Iraq und Syrien kommen, ist es schwierig eine inhaltliche Form der Verständigung walten zu lassen. Jedoch besuchen einige Kinder, die längerfristig in den Unterkünften untergebracht sind, die dort vorhandenen Schulen und lernen Griechisch. Manche sprechen auch Englisch und vertreten dann andere als Dolmetscher_innen. Bis zu meinem kommenden Aufenthalt dort, werde ich mir aber die Grundlagen in Griechisch aneignen, um immerhin etwas mit den Teilnehmer_innen sprechen zu können.

Wie war die Situation vor Ort zu Beginn der Krise?

Rammelsberg: Griechenland hat sich relativ schnell anhand der Entwicklung von Corona in Italien orientiert und Ausgangsperren und Kontaktverbote verhängt. Das Gesundheitssystem des Landes ist alles andere als vorbereitet auf eine Pandemie wie Covid-19. Somit wurden die umgehenden drastischen Maßnahmen folgerichtig durchgesetzt und die Ausbreitung konnte verhältnismäßig gering gehalten werden. Auch die Grenzen wurden schneller als in anderen Ländern Europas geschlossen. Ob das auch irgendwo mit der griechischen Flüchtlingspolitik zusammen hängt, ließe sich diskutieren.

Wann haben Sie erfahren, dass Sie wieder nach Deutschland zurückkehren müssen?

Rammelsberg: Ich habe relativ lange gezögert und auch nach der Empfehlung durch die Nachrichten, umgehend in sein Heimatland zurückzukehren, noch ein paar Tage abgewartet, wie sich die Situation entwickelt. Da zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war, wie lange die ganze Sache dauern würde, hatte ich die etwas naive Hoffnung, mein Praktikum in irgendeiner Form noch fortsetzen zu können. Als dann aber von der griechischen Regierung der Beschluss kam, die Grenzen komplett zu schließen, bin ich spontan mit einem der letzten Flieger zurück nach Deutschland zurückgekehrt. Das war alles sehr hektisch und verwirrend. Ich wurde dann aber  netterweise von einem Mitarbeiter der Organisation mit Sack und Pack zum Flughafen gefahren. Dort herrschte natürlich eine besondere Stimmung, da alle Touristen irgendwie panisch das Land verlassen wollten. Im Endeffekt hat es aber reibungslos geklappt. Zwar war kein Direktflug möglich und ich musste in Frankfurt ein paar Stunden Transit einlegen, aber ich glaube es gibt schlimmere Dinge!

Wie geht es jetzt weiter? Studierst du normal online weiter und verschiebst dein Praktikumssemester?

Rammelsberg: Zurück in Berlin bin ich anfangs gefühlt in eine Leere gefallen, die meine komplette Perspektive auf das bevorstehende Praktikum im Sommersemester einfach so geschluckt hat. Nun studiere ich erstmal online weiter, komme damit aber gar nicht gut zurecht. Ich kann mich vor dem Bildschirm langfristig gesehen einfach nicht konzentrieren. Ich brauche einfach den direkten Bezug zu einer lehrenden Person um die Inhalte greifen zu können... Was mein Praxissemester angeht, möchte ich dieses in der Form, wie ich es begonnen habe, unbedingt fortsetzen, sobald die Umstände es zulassen. Eine Alternative zu dem Praktikum in Griechenland kommt für mich praktisch nicht in Frage, da ich dort vor Ort eine Aufgabe gefunden habe, die das Leben junger Menschen bereichert und der ich nachgehen möchte.

Lorenz Rammelsberg studiert im 5. Semester Soziale Arbeit an der ASH Berlin.