Seitenwechsel Digitalisierung – nur Hype oder Notwendigkeit?

eQualification 2020 im Rahmen der BMBF-Förderlinie Digitale Medien in der beruflichen Bildung

EIn Saal, im Hintergrund der Bundesadler, vorne ein Sprecher auf dem Podium
Dr. Stefan Luther (BMBF) während seiner Begrüßung

Das Netzwerktreffen vom 09. Bis 10. März 2020 in Bonn ist eine der Pflichtveranstaltungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für alle Konsortialpartner im Programm Digitale Medien in der beruflichen Bildung. Digitale Medien verändern die berufliche Aus- und Weiterbildung. Damit sie ihre Potenziale tatsächlich entfalten können, fördert das BMBF Innovationen, die sie flexibler und individueller, nachhaltiger und aktueller machen. An der letzten Ausschreibung im Programm "Digitale Medien in der beruflichen Bildung in den Gesundheitsberufen (DigiMed)" hat Prof. Dr. Claudia Winkelmann (ASH Berlin) erfolgreich teilgenommen und ist Teil des Forschungskonsortiums SmartHands. Die seit 2012 mit über 150 Millionen Euro dotierten verschiedenen Förderbekanntmachungen zielen auf die Entwicklung, die Erprobung und den Einsatz neuer Bildungsangebote mit digitalen Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung ab. Speziell mit dem Projekt SmartHands wird das Ziel verfolgt, die innovative Anwendung digitaler Medien durch ein medienpädagogisches Training des Aus- und Weiterbildungspersonals im Gesundheitsbereich, zunächst mit Fokus auf der manuellen Therapie, Diagnostik und Medizin zu ermöglichen und perspektivisch standardisiert in der Lehre zu etablieren. Zum Einsatz kommen unterrichtsergänzende Medien, wie Virtual/ Augmented Reality Brillen, Smart Wearebles, haptische und Brain-Computer-Devices.

Die eQualification fand wieder im ehemaligen Bundeshaus, darunter auch dem Neuen Plenarsaal des Deutschen Bundestages statt. Abstimmen und Kräfte bündeln seien, so die Moderatorin Kate Maleike vom Deutschlandfunk, typisch für dieses Tagungsgebäude und beides werde gerade im Zusammenhang mit der Digitalisierung benötigt. Entsprechend wurden zum Einstieg alle Anwesenden aufgefordert, online darüber abzustimmen, ob sie die Digitalisierung für Hype oder Notwendigkeit halten. Die 216 Teilnehmenden zeigten deutlich ihre Überzeugung: 93% sind der Meinung, dass Digitalisierung eine Notwendigkeit ist.

Dr. Stefan Luther, BMBF, zeigte in seiner Begrüßung die Besonderheiten der eQualification 2020 auf. So war in Bonn neu, dass mit den neun Forschungsprojekten, die in der letzten Förderrichtlinie "Digitale Medien in der beruflichen Bildung in den Gesundheitsberufen (DigiMed)" im Programm Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ gefördert werden, ein Auftaktworkshop zur Sicherstellung der Ergebnisverwertung stattfand. Ebenfalls erstmals fand im Rahmen der eQualification ein Ideenwettbewerb mit Prämierung in Höhe von 3 x 7.500 Euro durch die Jury und das Publikum statt.

Aus 6 Projektideen, die innerhalb von 9 Minuten präsentiert wurden, konnten die Anwesenden auswählen, sich an einem der daran anschließenden World-Cafès zu beteiligen. Die Ergebnisse daraus dienten der Maßnahmenplanung, die am Folgetag von den Projektownern in 5-Minuten-Pitches vorgetragen wurde. 

Die Publikumspreise gingen an das Projekt „The real Reality Coach“ (Bergische Universität Wuppertal und Berufsförderwerk Schömberg) mit dem Ziel der Reintegration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt, sowie an das Projekt „SocialVR-Tagung“ (Universität Potsdam und Universität Duisburg-Essen) zur Verankerung von VR/ AR-Technologien in der beruflichen Bildung. Mit dem Projekt „Didaktische Konzepte identifizieren“ soll Transparenz hinsichtlich nationaler und internationaler AR/ VR-Anwendungen hergestellt und auf dieser Basis ein Lern-Leitfaden für die Community of practice entwickelt werden. Die Arbeitsgruppe vom Zentral-Fachausschuss Berufsbildung, Druck und Medien Kassel konnte sich von den anderen Ideengebern absetzen und damit die Jury überzeugen.

Besonders freute es Prof. Dr. Claudia Winkelmann, im Rahmen der Ausstellung ausgewählter Projekte mit Jan Schierreich vom Diakoneo Werkstatt Bruckberg ins Gespräch zu kommen, der in ihren Modulen im  Studiengang Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim studiert hatte und die Leitung des BMBF-Projektes diBAss zur Qualifizeirung kognitiv eingeschränkter Menschen im sozialen Berufsumfeld inne hat.

Im Dialog zur Frage, ob es sich bei der Digitalisierung um einen Hype oder eine Notwendigkeit handelt, arbeiteten Svenia Busson (Gründerin EdTech Tours & LernSpace Paris) sowie Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen (Seniorprofessor an der TU Dortmund) heraus, dass Partizipation das Gebot der Stunde ist, und zwar sowohl für Lehrende und Lernende als auch für Mitarbeitende und Unternehmen. Die wichtigsten Handlungsempfehlungen seien, Strukturen anpassen, differenziert digitalisieren und mit Blick auf die künftig weiter notwendigen Skills in der Gesellschaft und im Job, emotional learning stärker zu berücksichtigen. Hier könne, so Busson, das Bildungssystem in Deutschland von Finnland, Dänemark und Estland lernen, um Empathie zu lehren und emotionale Kompetenzentwicklung zu fördern.