Seitenwechsel „Auf zu Health in All Policies – nur mit Nachwuchs!“

Bericht vom Digitalen Science Slam beim Kongress „Armut und Gesundheit“

„Corona, Corona, was für ein Jahr!“ – so die Worte einer der diesjährigen Slammenden beim Kongress „Armut und Gesundheit“ am 16.03.2021. Dieser Abend gehörte dem Nachwuchs im Bereich Public Health.

Als im Herbst klar wurde, dass der Kongress Armut und Gesundheit 2021 online stattfinden würde, bildete sich ein Orga -Team aus (ehemaligen) Studierenden der Berlin School of Public Health (Kooperation zwischen ASH Berlin, TU Berlin und Charité-Universitätsmedizin Berlin). Nach dem Versenden des Call for Abstracts, wurden diese gesichtet und diskutiert. Neben dem Ziel, Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre akademische Arbeit auf eine unkonventionelle Art vorzustellen, sollte Menschen ermöglicht werden, von ihren Lebensrealitäten zu berichten, was bei wissenschaftlichen Kongressen viel zu selten vorkommt. Am 14.02.2021 trafen die Teilnehmenden, das Orgateam und der Moderator und Coach Simon Hauser das erste Mal online aufeinander. Während des Workshops zum Slam setzten sich alle Beteiligten intensiv mit den Inhalten, wie dem Sinn für Humor, der Vorzüge des Sprechens im Stehen oder zeitlicher Punktlandung auseinander.

Am 16.3.2021 um 17:00 Uhr hieß es dann „digitale Bühne frei“ für fünf Beiträge aus unterschiedlichsten Bereichen im Zusammenhang mit Public Health: Selbstironische Philosoph_innenwitze über Einsamkeit, einen Tagesschau-Bericht aus der Zukunft über gynäkologische Versorgung ohne Barrieren, eine Publikumswissensabfrage zum I[1] in LSBTIQNA* (lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich, queer, nonbinary, asexuell), die Abwägung von Vor- und Nachteilen von schwulen Dating-Apps vs.  Kontaktsportarten bis hin zu einem Gedicht über den Öffentlichen Gesundheitsdienst in der Pandemie.

Und der tosende Applaus vom vorletzten Jahr?

Blieb dieses Jahr – trotz eines mehrere 100 Teilnehmende zählenden Publikums – aus. Stattdessen: viele klatschende Symbole, Gebärdenapplaus und viele lobende und wertschätzende Worte im Chat für die Offenheit, vernachlässigte Themen zurück in den Fokus zu holen, und den Mut, persönliche Betroffenheit anzusprechen. Nicht jeder Slam-Beitrag bringt die Menschen zum Lachen, regt aber zum Nachdenken an und motiviert vielleicht auch, bestimmten Themen zukünftig etwas mehr und aus einer anderen Perspektive auf den Zahn zu fühlen und begeistert durch unkonventionelle Vortragsformen.

Ein Slam, ohne Bühne und ohne Publikum, ohne den Vibe zwischen Slammenden und Zuschauenden wäre noch vor zwei Jahren kein „richtiger“ Slam gewesen. Doch trotz neuer Herausforderungen wie stabiler Internetverbindung, Mikrofon- und Kameraeinstellungen, sowie Infektionsschutzmaßnahmen bot das neue Format auch Chancen. Es konnten Menschen teilnehmen, die hierfür nicht extra nach Berlin hätten reisen können, oder die aufgrund der wegfallenden Arbeitswege direkt an ihre Lohnarbeit anschließend in den Slam einsteigen konnten. Vermutlich haben auch noch nie so viele Teilnehmende des Kongresses Armut und Gesundheit öffentlich darüber Auskunft gegeben, ob sie unbefristet oder mit einem prekären Zeitvertrag angestellt sind. Die mitreißende Moderation durch Simon Hauser ließ sämtliche Datenschutzbedenken im Rausch der digitalen Möglichkeiten versinken.

Falls Du Interesse hast, den Science Slam das nächste Mal mit zu organisieren oder aufzutreten schreib uns gerne: scienceslamAG@protonmail.com

 

 


[1] I = Inter (für Definition siehe: https://queer-leben.de/inter/)