Alumni „Am Ende benötigen wir alle früher oder später Hilfe von anderen Menschen.“

Alumna Sarah Stolley leitet ein Unternehmen im Bereich Hauskrankenpflege. Im Interview spricht sie über ihr Studium an der ASH Berlin, palliative Versorgung zu Hause und wie sich die Pandemie auf den Pflegeberuf auswirkt

Was haben Sie vor Ihrem Studium gemacht?

Stolley: Ich habe von 2008bis 2011 als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Sana Klinikum in Schleswig-Holstein gearbeitet und bin dann wieder in meine Heimat Berlin gezogen. Seitdem arbeite ich in der Hauskrankenpflege Martina Stolley im Bereich Unternehmensführung. Von 2015 bis 2019 habe ich an der ASH Berlin Gesundheits- und Pflegemanagement studiert.

Was macht das Studium an der ASH Berlin für Sie so besonders?

Stolley: Ich empfand das Klima an der ASH als sehr locker und tolerant. Als Studentin hatte ich viele Freiheiten. Die Dozierenden waren meist kompromissbereit.

Welches Erlebnis an der ASH Berlin werden Sie nie vergessen?

Stolley: Ich denke gerne an die drei Jahre zurück, weil ich neue Freundinnen gewonnen und viel dazugelernt habe. Mein Denkmuster hat sich gewissermaßen verändert.

Sie arbeiten bei der Hauskrankenpflege Stolley. Wie kam es dazu und was ist dort Ihr Tätigkeitsfeld?

Stolley: Die Hauskrankenpflege Martina Stolley ist ein Familienunternehmen und für mich ergab sich nach meiner Ausbildung und ein paar Jahren Berufserfahrung die Möglichkeit, in das Unternehmen einzusteigen. Ich wollte mich weiterentwickeln, hatte im Krankenhaus aber keine Entwicklungsmöglichkeiten. Ich wollte mitgestalten und diese Möglichkeit habe ich in dem Unternehmen.

Was hilft Ihnen aus dem Studium bei Ihrer aktuellen Tätigkeit?

Stolley: Mir hat das Studium geholfen, Menschen oder Tätigkeiten kritisch zu hinterfragen. Aber auch meine Persönlichkeit hat sich in Bezug auf meine Tätigkeit als Führungskraft gestärkt. Mit Menschen zu arbeiten ist sehr schön, aber als Führungskraft auch sehr herausfordernd. Des Weiteren hat mir das Studium auch geholfen, verschiedene Themen anzunehmen und komplexe Aufgaben zu lösen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Stolley: Sämtliche Postfächer checken, Pflegeberichte lesen, Kontrolle der Dokumentation (Wunden etc.), tägliche Patientenneuaufnahmen, patientenbezogene Pflegevisite, Tourenabgleich, Verordnungsmanagement ggf. Kommunikation mit sämtlichen Krankenkassen, Mitarbeiterschulungen, Mitarbeitervisiten, Einarbeitungen neuer Mitarbeiter, Meetings, Telefonate mit diversen Personengruppen (Patienten, Angehörigen, Arztpraxen, Krankenhäusern u. v. m.), Fortbildungen planen, Dienst-/Tourenplanung , Unternehmensplanung, Personalabrechnung, Mitarbeit am Qualitätsmanagement und vieles mehr.

 

"Was wir täglich umsetzen ist der Wahnsinn und ich freue mich, dass wir großartige und motivierte Mitarbeiter_innen haben, die jeden Tag früh aufstehen, um anderen Menschen zu helfen."

 

Sie sind einer der wenigen Anbieter in Berlin, die palliative Versorgung bis zum Lebensende anbieten. Wie läuft so eine Versorgung ab?

Stolley: Wir arbeiten nach einem standardisierten Aufnahmeverfahren. Die Aufnahme findet immer persönlich nach Möglichkeit mit dem SAPV[1]-Arzt statt, um die Versorgung mit dem/der Patient_in abzustimmen. Ansonsten ist die Versorgung immer individuell und dazu gehört, viele Gespräche zu führen sowohl mit dem/der Patient_in als auch mit den Angehörigen.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf Ihre Firma?

Stolley: Bisher konnten wir bis auf wenige Ausnahmen alle Patienten und Patientinnen gut weiterversorgen. Allerdings ist die Teamarbeit schwierig, da wir eben viele Kontakte haben und wir alles auf Nötigste reduzieren mussten – so auch den Kontakt mit den Mitarbeitenden. Das fällt uns besonders schwer, weil ein Schwerpunkt unserer Teamarbeit der ständige Austausch Face-to-Face ist.

Was können die Menschen in Deutschland in Bezug auf die Pflege von der Pandemie lernen?

Stolley: Das der Beruf am Ende sehr wichtig und wertvoll ist und wir endlich mehr Aufmerksamkeit bekommen. Was wir täglich umsetzen ist der Wahnsinn und ich freue mich, dass wir großartige und motivierte Mitarbeiter_innen haben, die jeden Tag früh aufstehen, um anderen Menschen zu helfen. Am Ende benötigen wir alle früher oder später Hilfe von anderen Menschen.

Welchen Tipp geben Sie Studierenden der ASH Berlin mit auf den Weg?

Stolley: Ich würde sagen, dass Berufserfahrung wichtig ist. Am besten schon so viele Erfahrungen innerhalb des Studiums sammeln wie möglich und mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Es ist gut zu wissen: „Wo will ich hin?“ Falls das Ziel eine leitende Position ist, benötigt man wirklich Erfahrung mit Menschen.


[1] Spezialisierte ambulante Palliativversorgung.