Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Ich heiße David Wehinger, bin 30 Jahre alt und habe von 2004 bis 2008 Sozialarbeit/Sozialpädagogik an der ASH Berlin studiert. In den letzten fünf Jahren habe ich bei Organisationen wie z. B. Caritas international und der Deutschen Welthungerhilfe in Sri Lanka und Pakistan gearbeitet. Arbeitsschwerpunkte waren Wiederaufbauhilfe nach dem Tsunami, Ernährungssicherungsprojekte für tamilische Binnenflüchtlinge nach dem Bürgerkrieg in Sri Lanka und der Bau von Häusern, Toiletten und Brunnen für Betroffene des Hochwassers in Pakistan in 2010 und 2011. Nun bin ich im Rahmen des Masterstudiengangs „Intercultural Conflict Management“ (ICM) erneut an der ASH Berlin.
Wie war Ihr Einstieg in den Master und wie hat er Ihnen gefallen?
Nach fünf Jahren Abwesenheit vom akademischen Betrieb ist mir der Einstieg ins Masterstudium in den ersten Monaten schwer gefallen, da andere Anforderungen und Erwartungen bestanden. Gleichzeitig war es eine tolle Gelegenheit mich wieder ins wissenschaftliche Arbeiten zu vertiefen und mir Expertise anzueignen, die ich in meinem Studium der Sozialarbeit an der ASH Berlin damals nicht hatte und die auch im Berufsleben zu kurz kommt, z. B. Internationales Recht, Internationale Beziehungen, Postkolonialismus.
Eine der bedeutenden Stärken des ICM ist die große Diversität der Studierenden, die nicht nur aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt kommen, sondern auch ihren sehr individuellen Werdegang mit ins Studium bringen. Das hat das Studium sehr bereichert. Gleichzeitig hat mir das Studium sehr viele Freiheiten gegeben meine Schwerpunkte und Interessen zu bearbeiten. Für mich stand das Thema meiner Masterarbeit, die Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon, sehr früh fest und dementsprechend habe ich den Verlauf des Studiums darauf ausgerichtet.
Was hat Sie während des Studiums in Bezug auf den späteren Berufseinstieg vorbereitet?
Ich finde das Festmachen an einzelnen Punkten sehr schwierig. Das Masterstudium ICM und die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Themen bereiten Studierende sehr gut vor. Einige der Professorinnen und Professoren an der ASH Berlin haben exzellente Kontakte zu den unterschiedlichsten Organisationen. Das hat mir damals den Einstieg in die Entwicklungszusammenarbeit ermöglicht. Ich glaube, dass die Studierenden nach dem ICM selbstbewusst gegenüber zukünftigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern auftreten können, da sie eine sehr gute Ausbildung genießen konnten.
Zurzeit befinden Sie sich in der Schlussphase Ihrer Masterarbeit.
Ja. Mein (Wieder-)Einstieg in den Beruf wird aber sehr zügig stattfinden. Durch meine Berufserfahrung kenne ich viele Organisationen und Mitarbeiter/-innen und mit der Zeit weiß man sehr genau, für wen, mit wem und in welchem Kontext man als nächstes arbeiten möchte. Bei mir läuft es thematisch gerade auf die syrische Flüchtlingskrise hinaus. Ein weiteres Kriterium für eine Arbeitsstelle ist für mich das Sicherheitskonzept in den Ländern: Wie geht die Organisation mit Risiken um und welche Maßnahmen ergreift sie, um Risiken einzuschränken?
Haben Sie noch einen Tipp für Studierende, wie sie sich schon während der Studienzeit auf den späteren Beruf vorbereiten können?
Teilnahme an Veranstaltungen außerhalb der Hochschule. Gute Adressen sind die Heinrich-Böll-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder andere Nichtregierungsorganisationen
Lernen oder Auffrischen einer Fremdsprache. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Lichtenberg bietet tolle Sprachkurse an. Besonders Französisch öffnet einem Tür und Tor. Die großen Organisationen beschreiben immer die Schwierigkeit französischsprachige Mitarbeiter/-innen zu rekrutieren
Bearbeitung eines Themas von internationaler Relevanz im Rahmen der Masterarbeit. Der Hauptteil der Abschlussarbeit sollte die Feldforschung vor Ort sein. So kann man sich regionale Expertise aneignen und gleichzeitig Organisationen und Mitarbeiter/-innen kennenlernen. Diese achten immer auf gute, engagierte Leute, die sich im lokalen Kontext schon ein wenig auskennen
Haben Sie weitere Pläne für die Zukunft?
Ich bin sehr offen und habe verschiedene Ideen. Eine ist, dass ich bei den Vereinten Nationen einsteige – dafür ist ein Masterabschluss wie der Master ICM Voraussetzung. Eine andere ist, dass ich weiterhin für Nichtregierungsorganisationen arbeite. In ein paar Jahren möchte ich als Länderchef eine Nichtregierungsorganisation im Ausland leiten. Thematisch werde ich mich in der nächsten Zeit im Kontext von Naturkatastrophen oder Kriegen mit Not- und Wiederaufbauhilfe auseinandersetzen. Mein geografischer Fokus ist derzeit der Nahe Osten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Diana Grothues.