Sehr viele Menschen haben Abschied von Prof. Dr. Stephan F. Wagner genommen, der am 8. Juni 2017 plötzlich und unerwartet im Alter von 62 Jahren gestorben ist. Die Trauergemeinde spiegelt den großen Wirkungskreis wider, denn neben Familie und Freunden, waren unzählige Kolleginnen und Kollegen aus seiner beruflichen oder ehrenamtlichen Arbeit gekommen, um der Beisetzung auf dem Friedhof Zehlendorf beizuwohnen.
Aus seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Paritätischen Akademie Berlin, die er seit 1997 leitete, kennen ihn viele. Gemeinsam mit Prof. Dr. David Kramer hat er den Masterstudiengang Sozialmanagement entwickelt, der gemeinsam von der ASH Berlin, der Paritätischen Akademie Berlin und dem AWO-Bundesverband angeboten wird. Dieser Studiengang war sehr innovativ als einer der ersten auf diesem Gebiet, erfreut sich immer noch großer Nachfrage, nicht nur weil der Bedarf an Fach- und Führungskräften in der Sozialwirtschaft nach wie vor sehr hoch ist, sondern weil die Qualität des Studiengangs zu dessen gutem Ruf beiträgt. Etliche der Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs, der seit 17 Jahren besteht, haben in der Sozialwirtschaft Karriere gemacht. Wagner war es in der inhaltlichen Ausgestaltung des Studiums immer wichtig, dass Sozialmanagement nicht nur betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt, sondern dass soziale Verantwortung im Mittelpunkt steht. Zum festen Bestandteil des Programms des Maserstudiengangs machte Wagner einen Tag Outdoor-Training, um den Blick der Studentinnen und Studenten auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu lenken. Mit der Kunst des Bogenschießens wurde hierbei die nötige Konzentration erzielt. Der ASH Berlin war Wagner aber auch als Mitglied des Kuratoriums verbunden, dem er viele Jahre lang angehörte und sich aktiv in die Gestaltung der Hochschule einbrachte.
Viele kennen ihn aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Mitglied des Vorstands des Bundesverbandes für sozial-kulturelle Arbeit. Das ist ein Dachverband von mehr als 70 Stadtteilzentren und Nachbarschaftshäusern. Seit 2014 war Wagner Vorsitzender des Verbandes.
Die Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit war Wagner ein Anliegen. In den Jahren 2005 und 2006 beteiligte er sich an der Entwicklung einer Suchmaschine für ehrenamtliche Tätigkeit in Berlin und an der Erstellung einer virtuellen Ehrenamtsbibliothek. Dies macht auch sein beruflicher Werdegang deutlich. Wagner hat an der FH Dortmund und an der FU Berlin studiert und war Sozialarbeiter und Soziologe. Er arbeitete von 1983 bis 1986 als Gemeinwesenarbeiter im Nachbarschaftsheim Mittelhof in Zehlendorf. Anschließend war er drei Jahre als Betriebssozialarbeiter für die amerikanische Armee in Berlin tätig. Er sammelte Erfahrung in der Obdachlosenarbeit des Nachbarschaftsheims Hamilton-Madison-House in New York und war einige Zeit selbständig. 1991 nahm er eine Stelle als Professor im Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Jena an.
Stephan Wagner war ein sehr kommunikativer, mitfühlender und warmherziger Mensch. Wer mit ihm als Mitarbeiter, Kollege oder Freund zusammen war oder arbeitete, fand bei ihm immer ein offenes Ohr und – bei Bedarf – wohlüberlegte Ratschläge. Das Gefühl des Verlustes ist immer noch sehr groß, aber es gibt auch das Gefühl der Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, einen Teil des Weges mit ihm gegangen zu sein.