Eugen Gomringer wurde 100 Jahre alt.
Er starb am 21. August in Bamberg. Seiner Familie gehört unser Mitgefühl.
Die Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin ist mit der Person und dem Werk des Dichters zwar vergleichsweise kurz, jedoch in mehrfacher Hinsicht verbunden. In der Kommentierung des Werkes von Gomringer wird heute fast immer auch auf die ASH Berlin und Gomringers Gedicht avenidas an ihrer Fassade hingewiesen:
Eugen Gomringer erhielt 2011 den 5. Alice Salomon Poetik-Preis nach Michael Roes (2006), Gerhard Rühm (2007), Rebecca Horn (2009) und Valeri Scherstjanoi (2010).
Seine Fassadengestaltung mit dem für die Konkrete Poesie richtungsleitenden Gedicht avenidas war von 2011 – 2018 an der Südseite der ASH Berlin zu sehen. Für weitere sieben Jahre hat Barbara Köhler (Poetikpreisträgerin 2017) die Wand mit ihrem Gedicht gestaltet, als Palimpsest, das die Lettern von Gomringers avenidas durchschimmern ließ (2018 - 2025).
Die "Fassadendebatte" (hier ausführlich Informationen), die anlässlich der Neugestaltung der Fassade 2017 ausgelöst wurde und die eine weitere nachhaltige Verbindung zwischen Eugen Gomringer und der Hochschule herstellte, führte zu regem Meinungsaustausch weit über die Hochschule hinaus. Dabei wurden die Freiheit der Kunst und die Autonomie einer Hochschule polarisierend als ein Gegeneinander konstruiert, so, als ob die Hochschule, um eine autonome Entscheidung zu treffen, gegen die Freiheit der Kunst agiere. Aus der Debatte haben wir gelernt, dass aber genau im produktiven Zusammenspiel beider Werte eine produktive und umsetzbare Kraft liegt.
In Erinnerung wird uns Eugen Gomringer durch die persönlichen Begegnungen und die Diskussionen mit ihm bleiben und durch seinen Impuls, überhaupt Gedichtobjekte als Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren. Die ASH Berlin wird dies mit den regelmäßig wechselnden Werken ihrer Poetikpreisträger_innen und einer wachsenden Poetikgalerie im Sockelbereich auch weiterhin tun.