2012 verließ ich nach meinem Bachelorabschluss in Sozialwissenschaften und politischer Philosophie meine Heimat Uganda für den Master International Conflict Management an der ASH Berlin. Durch ein Stipendium des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes KAAD konnte ich den Master in Berlin finanzieren. Ich freute mich sehr auf die Zeit in Deutschland. Acht Wochen nach dem ICM-Start starb jedoch mein Vater in Uganda. Ich begann, mich mit der Situation der vielen Kinder im Alter von eins bis sieben Jahren in meiner Heimat, dem kleinen ländlichen Viertel Mbikko-Njeruin, zu beschäftigen. Ich dachte auch an die Mütter der Kinder: Die meisten sind sehr jung, zwischen 18 und 25 Jahre alt und ohne Arbeit. In meinem Heimatland ist die Kinder- und Müttersterblichkeit hoch. Nach einer statistischen Untersuchung von 2011 lag Ugandas Müttersterblichkeitsrate bei 438 pro 100.000 Lebendgeburten. Uganda hat damit 2 Prozent der weltweiten Todesfälle bei schwangeren/gebärenden Frauen. Das bedeutet 492 Tote pro Monat und 16 Tote pro Tag. Viele junge Kinder wachsen ohne Eltern auf und haben keine Chance auf Bildung. In Uganda sind 75 Prozent der Bevölkerung jünger als 25 Jahre. Das bedeutet einerseits Chancen, aber andererseits auch sehr große Herausforderungen.
Chancen geben
In Berlin begann ich, die Idee von einem Kinderzentrum in meinem Heimatort zu entwickeln. Viele Kommiliton_innen aus dem ICM Jahrgang haben mich darin unterstützt. Wenn wir die Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren für eine frühe Erziehung gewinnen können, sind wir in der Lage, ihre Stärken zu fördern und ihnen die Chance zu geben, Lesen und Schreiben zu lernen. Vielleicht können wir auch einen Funken in ihnen selbst entzünden und damit einen Wunsch nach weitergehender Bildung in der Zukunft wecken. Ein Kinderzentrum würde auch die Gelegenheit geben, täglich mit den Müttern zu kommunizieren; viele von ihnen sind alleinerziehend, arbeitslos und manche mit HIV infiziert. Durch den Kontakt könnten wir von ihren täglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen erfahren und ihnen eine Plattform bieten, diese anzusprechen. So könnten wir die Lebenssituation der ganzen Gemeinschaft verbessern.
Momentan fördern wir 300 Kinder und fast 200 Eltern
Sechs Jahre sind inzwischen vergangen und die Initiative ist gut angelaufen. Sie bringt nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern zusammen und macht unser Zentrum zu einer lokal geführten Initiative, in der Kinder und Eltern sich gegenseitig stärken. Wir machen große Fortschritte. Täglich werden die Kinder unterrichtet und wir versuchen auch, die Eltern, insbesondere die Mütter, in Versammlungen und Seminaren zusammenzubringen, um ihnen Kompetenzen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu vermitteln. Wir haben ein landwirtschaftliches Projekt gestartet, in dem wir die Lebensmittel für die Kinder selbst anbauen und den Überschuss auf den örtlichen Märkten verkaufen. Dies garantiert den Kindern eine tägliche Mahlzeit, aber auch den Müttern ein Einkommen, da wir mit ihnen im Garten zusammenarbeiten.
Die nächste Initiative wird ein Wasser-Reservoir sein, um den Garten zu wässern und den Kindern und Eltern sauberes Trinkwasser zu gewährleisten. Momentan fördern wir 300 Kinder und fast 200 Eltern. Ich kann selbstbewusst sagen, dass dies nur der Beginn ist.
Mehr Informationen:
www.kirabodoorsofhope.org
Kontakt Tony Ssembatya Kimbowa
(PhD Fellow - Universität Leipzig)
tonymakayu@ gmail.com