Menschen Familie, Studium und Beruf lassen sich mit etwas Organisationstalent vereinbaren

Ein Interview mit ASH Berlin-Alumna Katja Thielemann

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Katja Thielemann. Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und Mama von drei tollen Kids. Nach meiner Ausbildung als Krankenschwester war ich einige Jahre auf einer chirurgischen Station und nachfolgend im OP als Anästhesieschwester tätig. Zum Studium kam ich nach einer schlaflosen Nacht. Ich wollte mich weiterentwickeln, mehr Verantwortung übernehmen und auch gestalten. Dafür musste ich aber einen wesentlichen Schritt machen, da mein vorhandenes Wissen und Können mich in meine Schranken wiesen. Dieser Schritt führte mich nach Bewerbungen und Auswahlgesprächen an die ASH Berlin und meine Reise durch die akademische Welt dieser Hochschule begann.

Wie war Ihr Studienverlauf?

Das Bachelorstudium fing ich im Sommersemester 2006 an. Pünktlich in den Sommersemesterferien 2007 wurde unser drittes Kind geboren. Ab hier war das planmäßige Weiterstudieren mit tatkräftiger Unterstützung der Großfamilie möglich. Es gibt keinen näheren Verwandten, der nicht unseren Sohn im Kinderwagen durch Hellersdorf geschoben hat, während ich in den Mikro- und Makrokosmos der Gesundheitswissenschaft eingestiegen bin. Je tiefer ich in den Hochschulalltag eindrang, umso mehr merkte ich, genau an der richtigen Stelle angekommen zu sein. Mit einigem Talent zur Organisation von Arbeit, Kindern und Hausbau konnte ich 2009 den Bachelor beenden und gleich zum Masterstudiengang „Management und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen“ übergehen. Diesen beendete ich – wiederum erfolgreich – nach zwei Jahren mit dem Schwerpunkt „Management“.

Haben Sie nebenher praktische Erfahrungen sammeln können?

Aus meiner Tätigkeit als Krankenschwester kann ich auf medizinische Kenntnisse und selbstständiges Arbeiten, auch unter Druck, zurückgreifen. Im Anschluss an ein Praktikum im Medizincontrolling des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) in 2008 bin ich nahtlos in eine erst 20 und später 30 Wochenstunden umfassende, unbefristete Tätigkeit im Medizincontrolling gerutscht. Der Berufseinstieg war eigentlich unkompliziert. Ich hatte nette Kolleginnen und Kollegen, die auf meine speziellen Wünsche hinsichtlich Arbeitszeit und Uni-Tage eingegangen sind. So konnte ich in den Semesterferien mehr als 20 Wochenstunden erbringen, um diese Mehrstunden dann im Semester zum Lernen und Ausarbeiten zu nutzen.

Was hat Sie während des Studiums auf den späteren Berufseinstieg vorbereitet?

Das waren vor allem die Weiterentwicklung der Fähigkeit, unbekannte komplexe Themen strukturiert aufzuarbeiten, das freie Formulieren von Texten, das Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten, der Umgang mit Medien und die Nutzung von EDV-Programmen. Darüber hinaus waren auch die im Studium erworbenen Kenntnisse aus Seminaren zu Soft Skills, Teamentwicklung und Kommunikationstraining nützlich.

Und was hat Ihnen gefehlt?

In meinem Fall wären tiefere Excel-Kenntnisse zum Einstieg sehr hilfreich gewesen. Nur durch wirklich nette Kolleginnen und Kollegen, die die Zeit und Mühe auf sich genommen haben, mir Excel-Grundlagen beizubringen, war der Einstieg nicht ganz so mühsam. Wünschenswert wären auch umfassendere Kenntnisse im Formatieren von Dokumenten gewesen.

Wo arbeiten Sie heute?

Nach einer vierjährigen Tätigkeit im Medizincontrolling bin ich derzeit in der Stabsstelle für Strategie und Organisation im ukb tätig. Wir sind ein Team von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welches sich im Schwerpunkt mit der Bearbeitung von Projekten des ukb, der Unternehmensentwicklung, mit strategischer Aufstellung des Unternehmens usw. beschäftigt. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt u. a. in der Weiterentwicklung und Betreuung des Rehazentrums des ukb. Da ich in den letzten Jahren an der Entwicklung von besonderen Leistungsangeboten für die Unfallversicherungsträger beteiligt war, bin ich dieser Thematik verbunden geblieben. Auch war mein Thema der Masterarbeit aus diesem Feld entstanden.

Was raten Sie Studierenden, wie sie sich schon während der Studienzeit auf den späteren Beruf vorbereiten können?

Aus meiner Sicht ist es hilfreich, sich um Praktikumsplätze zu bemühen, die am ehesten der späteren Wunschtätigkeit entsprechen, um so schon erste Kenntnisse im Schutz des „Praktikumsstatus“ zu sammeln. Das Hospitieren in anderen Bereichen der Praktikumseinrichtung sollte jedoch möglich sein und auch umfangreich genutzt werden, denn eine Änderung des Tätigkeitswunsches kann aus einem solchen rotierenden Praktikum durchaus ein Ergebnis sein. Und nicht zuletzt erscheint es in unserer Zeit unabdingbar, sich zügig ein möglichst breites Netzwerk zuzulegen.

Was sind Ihre weiteren Pläne für die Zukunft?

Als Mutter von drei Kindern ist es immer eine Herausforderung, nach neuen Ufern zu streben. Aber darin liegt auch ein wesentlicher Reiz für mich. Auf keinen Fall möchte ich auf der Stelle treten, auch wenn ich mich sehr wohl fühle in meiner unmittelbaren, sehr interessanten und herausfordernden Tätigkeit. Da ich viel Freude an der wissenschaftlichen Arbeit und der Weitervermittlung von Wissen hatte und habe, könnte ich mir eine Lehrtätigkeit sehr gut vorstellen. Die Kombination einer Lehrtätigkeit mit der Möglichkeit zur Promotion wäre sozusagen das best case-Szenario.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Diana Grothues.