Forschung Was brauchen migrierte Ärzt_innen für die berufliche Integration?

Ein Projekt entwickelt und evaluiert Maßnahmen der strukturierten Transition und Integration migrierter Ärzt_innen in deutschen Kliniken

zwei Menschen unterhalten sich vor einer Kamera
Filmaufnahmen des Dokufilms zu den Erfahrungen migrierter Ärzt_innen in einer Rehabilitationsklinik Nordsonne Identity, Berlin

Was fördert und was hemmt die Integration migrierter Ärzt_innen in das deutsche Gesundheitssystem? Die Ergebnisse der qualitativen Studie Ärzt_innen in Migration/Integration in deutsche Rehaeinrichtungen (Deutsche Rentenversicherung, Februar 2017–August 2018) zeigen besonders die speziellen Herausforderungen der Rehabilitationsinstitution als Ort der Arbeitsmigration und die enorme Relevanz der sozialen Integration der migrierten Ärzt_innen als Voraussetzung einer erfolgreichen beruflichen Integration.

Das aktuell laufende Folgeprojekt Entwicklung und Evaluation von Maßnahmen der strukturierten Transition und Integration migrierter Ärzt_innen in deutschen Rehabilitationskliniken (STIR) startete im Februar 2019 mit einer Laufzeit von 1,5 Jahren. In diesem Projekt werden unterschiedliche Ansätze partizipativ mit allen involvierten Mitarbeiter_innen (Therapeut_innen, nicht migrierte Ärzt_innen, Pflege, Verwaltung usw.) der Kliniken konzipiert und getestet, um die Einarbeitungszeit der ersten drei bis sechs Monate in den Kliniken und die Rekrutierungsphase zu erleichtern sowie einer mit falschen Erwartungen einhergehenden Frustration und Fluktuation vorzubeugen.

In den ersten Monaten des Projektes berieten wir uns in einem advisory board mit den beteiligten ärztlichen Direktoren der Kliniken und einigen migrierten Mitarbeiter_innen. Gemeinsam diskutierten wir die benötigten Maßnahmen, wie sie bereits in anderen Ländern umgesetzt wurden und entwickelten einige neue, die auf die spezielle Situation der migrierten Ärzt_innen in der Reha zugeschnitten sind. Dazu gehört ein kurzer mehrsprachiger Dokumentarfilm mit migrierten Ärzt_innen, die ihre Transitionsphase erfolgreich gemeistert haben und nun rückblickend über ihre Hauptprobleme und wichtigsten Ressourcen berichten. Geplant ist zudem ein Mentor_innenprogramm, welches Neuankömmlinge mit bereits erfahrenen migrierten Ärzt_innen verbinden wird. Ein lokaler Workshop soll zusätzlich für Vernetzung und Fortbildung sorgen. Das Projekt möchte zudem eine kurze E-Learning-Sequenz generieren, um zu testen, ob migrierte Ärzt_innen E-Learning-Angebote nutzen würden und für nützlich erachten. Zudem sind interkulturelle Trainings mit Mitarbeiter_innen und Führungskräften in den Testkrankenhäusern beabsichtigt. Eine eigene Website unter www.rehab-in-germany.de ist in Planung, die über all unsere Aktivitäten informieren wird und sich dabei speziell an Ärzt_innen richtet, die sich noch im Ausland befinden. Ziel des Projektes ist es, die Maßnahmen auf ihre Umsetzung und Nachhaltigkeit zu prüfen und, wenn möglich, in den Regelbetrieb zu übernehmen.

 

Literatur:

P. Hänel, L. Fölske, B. Muschalla, and E. Jansen. 2018. „Herausforderungen und Chancen der Sozialen Anbindung von migrierten Ärztinnen und Ärzten in der stationären Rehabilitation.“ Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 104: 236–246.

E. Jansen, P. Hänel, and C. Klingler. 2018. “Rehabilitation-Specific Challenges and Advantages in the Integration of Migrant Physicians in Germany: A Multiperspective Qualitative Interview Study in Rehabilitative Settings.” Public Health. doi:10.1016/j.puhe.2018.03.017.

 

Kurzinformation
Projektlaufzeit:
01.02.2019–31.10.2020
Projektleitung: Patricia Hänel, Theda Borde
Kooperationspartner_innen: Reha-Zentrum Bad Pyrmont der DRV-Bund; St. Franziska-Stift, Bad Kreuznach; Klinik Berlin der DRV Bund, Bad Driburg; Kliniken Auental und Franken, Bad Steben
Förderer: Deutsche Rentenversicherung Bund
Kontakt: Dr. med. Patricia Hänel, patricia.haenel@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu, Tel.: 030 - 37470927
Web: https://www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte-a-z/stir/