Die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen und ihre Bearbeitung in Schule und Kitas sind zu einem beliebten wie kontroversen Thema in den Medien geworden. Während die Darstellung pädagogischer Konzepte dort nicht immer sachlich verläuft, stellt sich für Fachkräfte in der Praxis sehr konkret die Frage, wie sie das Thema angemessen mit Kindern und Jugendlichen aufgreifen können. Denn obwohl das Thema in Fachdiskursen als sozial bedeutsam und bildend eingeschätzt wird, liegen für die pädagogische Umsetzung kaum wissenschaftlich aufgearbeitete Erfahrungen vor – eine empirische Untersuchung fehlt völlig.
In dem neuen Forschungsprojekt „VieL*Bar: Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit – Didaktische Potenziale und Herausforderungen museumspädagogischer Zugänge“ untersuchen Mitarbeiter/-innen der ASH Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin gemeinsam seit Mai 2016 genau diese Frage. Dies geschieht anhand des Modellprojekts „ALL INCLUDED – Museum und Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“, das am Jugend Museum Schöneberg angesiedelt ist und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. In einer didaktisch im deutschsprachigen Raum einmaligen Weise werden dort Bildungsangebote entwickelt und umgesetzt, um das Thema mit Kindern und Jugendlichen über ästhetisch-museale Bildung aufzugreifen.
Wie können geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der (musealen) Bildung bearbeitet werden?
Das Forschungsprojekt VieL*Bar erfasst die Angebote des Museums systematisch und analysiert sie aus einer heteronormativitätskritischen Perspektive. Mittels einer Triangulation von Methoden der qualitativen Sozialforschung werden pädagogische Interaktionen, Perspektiven der pädagogisch Handelnden sowie die (Re)Aktionen und entwickelten Produkte der Kinder und Jugendlichen untersucht. Dabei interessiert: Wie und mit welchen Effekten wird das Thema aufgegriffen? Welche Bedingungen – Formate, Zugänge, Impulse etc. – erweisen sich als besonders förderlich, um geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der (musealen) Bildung interaktiv und partizipativ in einer heteronormativitätskritischen Weise zu bearbeiten?
Entsprechend eines partizipativen Handlungsforschungsansatzes sollen die Ergebnisse zeitnah zurückgemeldet und es soll eine unmittelbare qualitative Weiterentwicklung der erforschten pädagogischen Arbeit ermöglicht werden. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, konkrete Orientierungslinien für die allgemeine pädagogische Praxis abzuleiten. So intendiert VieL*Bar einen Beitrag zu einer empirisch gestützten Professionalisierung von Bildungsangeboten zum Thema der vielfältigen geschlechtlichen und sexuellen Lebensweisen zu leisten.
Die Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Jutta Hartmann (ASH Berlin, Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit) und Prof. Dr. Tobias Nettke (HTW, Museumsmanagement und -kommunikation). VieL*Bar wird vom Institut für angewandte Forschung (IFAF) gefördert und läuft bis März 2018.
Kurzinfos Viel*Bar
Projekttitel: VieL*Bar – Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit – Didaktische Potenziale und Herausforderungen museumspädagogischer Zugänge
Projektlaufzeit: April 2016 bis März 2018
Projektteam: Prof. Dr. Jutta Hartmann (ASH), Prof. Dr. Tobias Nettke (HTW), Mart Busche (ASH), Uli Streib-Brzic (HTW), Franziska Fiene (ASH), Martin Giessler (HTW), Maria Korbizki (HTW)
Kooperationspartner: Jugend Museum Schöneberg, Schwules Museum*, Institut für genderreflektierte Gewaltprävention (ifgg), Bildungsinitiative Queerformat
Förderer: Institut für angewandte Forschung Berlin e. V. (IFAF)
Kontakt: viel_bar@ ash-berlin.eu