Forschung Technik im Pflegealltag

Im Pflegepraxiszentrum Berlin wurde ein Simulator zur Erprobung intelligenter Pflege-Informations-Systeme unter Laborbedingungen eröffnet

Ein Tablet liegt auf einem Tisch
Sensortechnik sendet Informationen über den Patienten auf ein mobiles Gerät Charité - Universitätsmedizin

Das Pflegepraxiszentrum (PPZ) Berlin integriert innovative Technik in den Pflegealltag. Modulare Pflege-Informations-Technologien (PIT) werden künftig Pflegeprozesse unterstützen. Solche PIT sind zum Beispiel Sensortechnologien zur Unterstützung der Sturz- oder Dekubitusprophylaxe oder zur Erhebung von Vitaldaten. Ziel des vom BMBF geförderten Verbundprojekts PPZ, an dem sich auch die ASH Berlin beteiligt, ist die Unterstützung individueller und bedarfsgerechter Pflege in den geriatrischen Settings vollstationäre Pflege, Klinik, und ambulante Pflege. Integriert werden insbesondere Lösungen für die pflegerelevanten Themenbereiche Sturz, Vitaldaten, Dekubitus, Diabetes, Inkontinenz sowie Lauftendenz bei demenziell Erkrankten. Das PPZ Berlin trägt damit zur Verringerung von Unter-, Fehl- und Überversorgung von pflegebedürftigen Menschen und zur Entlastung Pflegender bei.

Zunächst werden ausgewählte PIT-Lösungen unter Laborbedingungen in einem eigens dafür eingerichteten Simulator-Raum getestet, bevor sie auf Modellstationen eingesetzt und in der Praxis erprobt werden. Hier werden die einzelnen geriatrischen Settings nachempfunden, um PIT-Lösungen sowie deren Integration in bestehende Krankenhausinformationssysteme (KIS) in einer simulierten Umgebung zu erproben. Der PIT-Simulator wurde am 27. März in den Räumlichkeiten der Charité-Forschungsgruppe Alter und Technik auf dem Gelände des EGZB feierlich eröffnet.

Im PPZ-Teilprojekt der ASH Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Bettig wird die Integration der PIT-Lösungen in relevante Pflegeprozesse begleitet. Dabei werden in den einzelnen Settings der geriatrischen Pflege Analysen der betreffenden Prozesse, die im Zusammenhang mit der Integration der PIT verändert werden, sowie deren Kosten im Vorher-Nachher-Vergleich durchgeführt.

Elektronische Pflegekurve

Eine technische Herausforderung bei der Integration von PIT-Lösungen ist die Schaffung der Kompatibilität zu den in den einzelnen Settings etablierten KIS. Nur selten bieten PIT-Lösungen offene Schnittstellen zur komplikationslosen Integration. Vor diesem Hintergrund erstellt die ASH Berlin derzeit basierend auf einer qualitativen Studie und Prozessanalysen einen Anforderungskatalog an eine elektronische Pflegekurve, die PIT-Daten integriert. In der elektronischen Pflegekurve werden Patientendaten, wie zum Beispiel Blutdruck- oder Blutzuckermesswerte, ähnlich wie bei der früheren Papierkurve, übersichtlich und chronologisch zusammengestellt und visualisiert. Nun gilt es, technische Lösungen zu finden, wie durch PIT erhobene Daten direkt in die Kurve einfließen können. Mitarbeiter_innen verschiedener Berufsgruppen und Settings wurden dazu befragt, welche Anforderungen sie persönlich an eine solche Pflegekurve stellen. Zudem hatten die Mitarbeiter_innen Gelegenheit, Schnittstellen im gesamten geriatrischen Versorgungsprozess zu benennen, die aus ihrer Sicht für eine durch PIT-Lösungen unterstützte und optimierte berufsgruppen- und settingübergreifende Versorgung älterer Menschen relevant sind. In diesem Zusammenhang geht es auch darum, wie der Datenzugriff an solchen Schnittstellen, wie zum Beispiel zwischen Klinik, Hausarzt, ambulantem Pflegedienst und Physiotherapeuten, gestaltet werden könnte.

Menschliche Wärme können PIT-Lösungen nicht ersetzen. Aber sie werden als Teil des Digitalisierungsprozesses im Gesundheitswesen sowohl für Pflegende als auch für Pflegebedürftige Unterstützung, Entlastung und Sicherheit in Pflege- und Versorgungsprozesse bringen.

 

Infokasten

Projekttitel: Pflegepraxiszentrum (PPZ) Berlin
Projektlaufzeit
: 01.01.2019 – 28.02.2023
Projektleitung
: Prof. Dr. Uwe Bettig (Teilprojekt ASH Berlin)
Kooperationspartner
: Evangelisches Johannesstift (EJS)/ Paul Gerhardt Stift Pflege, Evangelisches Geriatriezentrum Berlin (EGZB), Institut Mensch-Ethik-Wissenschaft (IMEW), Charité Universitätsmedizin, Forschungsgruppe Geriatrie, NursIT Institute, escos automation
Förderer
: BMBF
Kontakt
: Kathrin Knuth, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im PPZ Berlin, Teilprojekt ASH Berlin
Tel: +49 - 30 992 45 -⁠ 249 / -327
kathrin.knuth@ash-berlin.eu
Web
: www.ppz-berlin.de/