Forschung Lotsinnen und Lotsen für demenziell betroffene Menschen mit Migrationserfahrung gesucht

Das Projekt DemenzLotsen im Bezirk Spandau ist aufgrund des zivilgesellschaftlichen Engagements erfolgreich: Ältere Menschen engagieren sich ehrenamtlich für Betroffene und sensibilisieren im öffentlichen Raum, u. a. auch im lokalpolitischen, für die Bedürfnisse von Menschen mit einer Demenzsymptomatik.

DemenzLots_innen unterstützen Betroffene aktiv
DemenzLots_innen unterstützen Betroffene aktiv

Als Koordinatorin Susanne Pohlmann und Ingo Gust von der Kontaktstelle PflegeEngagement sich bemühten, die Unterstützung auch für die Zielgruppe Menschen mit Migrationserfahrungen zu erweitern und zu intensivieren, mussten sie feststellen, dass es wenig Resonanz gab. Sie wussten, dass gerade für Menschen mit Demenz und Migrationserfahrung DemenzLotsen und DemenzLotsinnen überaus wichtig sind, da die genannte Gruppe im Vergleich mit Menschen ohne Migrationshintergrund über geringere Teilhabemöglichkeiten verfügt und weniger Pflegeleistungen beantragt und erhält. DemenzLots_innen können sehr niedrigschwellig, aufsuchend und vertrauensvoll informieren, Einzelpersonen und Familien bei der Suche nach Unterstützung beraten und behilflich sein – wenn möglich auch in der Muttersprache des/der Betroffenen.

Die Kontaktstelle PflegeEngagement vereinbarte schließlich eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Innovation und Beratung (INIB) an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB). Prof. Dr. Olivia Dibelius, Prof. Dr. Erika Feldhaus-Plumin sowie Mathias Düring von der EHB und Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze von der Alice Salomon Hochschule Berlin kooperierten und haben außerdem eine Bachelor-Studentin von der EHB (Nicole Strosche) und eine Master-Studentin (Anne Blaffert) von der ASH Berlin eingebunden. Beide haben projektbezogen ihre Abschlussarbeiten geschrieben.
Die Begleitforschung von EHB und ASH Berlin setzte sich als Ziele, die Rekrutierungsmaßnahmen von Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund zu bewerten und zu verbessern, ihr Arbeitsprofil zu schärfen und die Netzwerkarbeit in den migrationsrelevanten Communities und bei professionellen Gesundheits- und Pflegeanbieter_innen zu stärken sowie eine diversitäre Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

Nach einem Jahr wurden im November 2017 auf einer gut besuchten Veranstaltung mit Interessierten, DemenzLots_innen, Studierenden, Mitarbeiter_innen von Pflegestützpunkten sowie den Mitarbeitenden der Kontaktstelle PflegeEngagement die Ergebnisse der Begleitforschung vorgestellt und diskutiert. Unter anderem hatten verschiedene Workshops mit potenziellen und aktiven DemenzLots_innen dazu beigetragen, ihre Aufgaben und Verantwortungsbereiche zu schärfen und gleichzeitig Grenzen bewusst gemacht. Interessierte konnten für diesen ehrenamtlichen Tätigkeitsbereich gewonnen werden. Die Lokalpolitik wird dem Thema Demenz mehr Beachtung schenken und ist für die damit verbundenen ehrenamtlichen Aktivitäten sensibilisiert. 

(Dieser Beitrag erschien in dieser Version erstmals in der alice 35 im Sommersemester 2018.)