Während sich seit Mitte März ein Großteil der Mitarbeitenden der Hochschule im Homeoffice befinden, herrscht auf der Baustelle am Fritz-Lang-Platz (FLP) geschäftiges Treiben. Mit ausreichend Vorstellungskraft und dem Blick auf die Baupläne lässt sich trotz Baumaterialien und unverputzter Leitungen langsam erahnen, dass hier eine komplexe Lernumgebung für die Studierenden des primärqualifizierenden Bachelorstudiengangs Pflege (BAP) entsteht.
Mit der Verantwortungsübernahme über die akademische Ausbildung kommt unserer Hochschule die besondere Herausforderung zu, neben theoretischen Inhalten zukünftig auch praktische Übungen im Skills Lab zu simulieren. Die Baupläne des neuen Skills Labs am FLP sehen vor, im vorderen Bereich eine häusliche Wohnumgebung inklusive Küchenzeile und Bad abzubilden, um Einsätze im ambulanten Sektor einzuüben. Der hintere Abschnitt wird möglichst detailgetreu dem Krankenhaussetting entsprechen. Bedingt durch Verzögerungen im Umbau befinden sich die bereits vorhandenen Simulationspuppen noch in den Kartons und warten auf ihren Einsatz. An ihnen werden ab dem Wintersemester erste Pflegesituationen in einem provisorischen Skills Lab trainiert.
Ebenfalls im Oktober startet das Forschungsprojekt „An Extended Reality Enhanced Skills Lab“, bei dem Unterrichtseinheiten im Skills Lab mit dem Einsatz erweiterter Realitäten kombiniert werden. Gemeinsam mit der Hochschule für Wirtschaft und Technik Berlin (HTW) wird deshalb in den kommenden zwei Jahren daran gearbeitet, XR in die Pflege zu bringen und praxisnah zu erproben. Die sogenannten eXtended Reality (XR)-Technologien stellen eine der wesentlichen Schlüsseltechnologien der Zukunft dar. Unter XR wird die Gesamtheit der virtuell erweiterten bzw. generierten Realitäten zusammengefasst. Aktuelle XR-Headsets besitzen Kameras, welche es ermöglichen je nach Art der Anwendung und Bedarf eine gänzlich virtuell generierte Umgebung zu erleben, oder auf eine erweiterte Wahrnehmung der realen Umgebung zu wechseln.
Die ASH Berlin übernimmt unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Gräske den pflegewissenschaftlichen Schwerpunkt, während Prof.in Susanne Brandhorst von der HTW Berlin mit ihrem Team Fertigkeiten aus den Bereichen Design, Informatik und Game Design einbringen wird. Unterstützt wird das Projekt durch pflegepädagogische Hinweise vonseiten der Krankenpflegeschule des Deutschen Herzzentrums Berlin. Geplant ist, unter Einsatz aller fachlichen, technischen und auch künstlerischen Möglichkeiten drei typisch pflegerische Szenarien zu entwickeln, die die Skills Lab-Ausbildung von Studierenden und Auszubildenden erweitert. Die ausgewählten Szenarien sind die venöse Blutentnahme, das Legen eines transurethralen Blasenkatheters sowie das Legen einer oronasalen Magensonde. Entsprechend des Szenarios werden dabei Patient_innenreaktionen (wie Kopfbewegungen, Husten, Nachfragen) und haptisches Feedback (bspw. ein Widerstand beim Einführen eines Schlauches) simuliert.
Das Projekt selbst wird vor allem in den ersten Monaten vom intensiven fachlichen Austausch leben. So profitieren alle Teammitglieder davon, dass insbesondere in der letzten Zeit online-basierte Meetings und Videokonferenzen zu unserem beruflichen Alltag geworden sind. Mit nur wenigen Klicks entstehen neue Kommunikationswege für Absprachen und Klärung von Detailfragen zwischen den Mitarbeitenden der HTW Berlin und ASH Berlin. Diese neuen Wege, so ungewohnt sie zu Beginn auch erscheinen, sind absolut notwendig für den Austausch während der Pandemie, um auch vom heimischen Arbeitsplatz aus die ersten Arbeitsschritte durchführen zu können. So hatten beispielweise die Kolleg_innen von der HTW Berlin Pandemie-bedingt bisher keine Möglichkeit, die Baustelle des Skills Labs zu besichtigen. Baupläne und Fotos vermitteln ihnen nun einen ersten Eindruck von der Umgebung, da zur Entwicklung der XR-basierten Trainingsszenarien die räumliche Ausgestaltung des Skills Labs miteinbezogen wird. Mit Spannung wird deshalb erwartet, dass das Skills Lab zeitnah fertiggestellt und zum Sommersemester 2021 von den Studierenden des BAP in Betrieb genommen wird. Dann können im weiteren Projektverlauf die geplanten Trainingsszenarien im Krankenhaussetting oder aber der häuslichen Umgebung unter Einsatz der Simulationspuppen sowie der XR praxisnah und gleichsam fortschrittlich umgesetzt werden.
Kurzinformation/ Schnellleseüberblick
Titel des Projekts
An Extended Reality Enhanced Skills Lab – skill.LAB:XR
Laufzeit
01.10.2020–30.09.2022
Projektleitung:
Prof. Dr. Johannes Gräske (ASH Berlin)
Prof. Susanne Brandhorst (HTW Berlin)
Mitarbeitende an der ASH Berlin
Maria Biniok, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Förder_in: IFAF Berlin
Projektparneter: Deutsches Herzzentrum Berlin
Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt?
Die Lernenden profitieren vom Theorie-Praxis-Transfer in den Skills Labs.
Der Einsatz von VR ist besonders in der Ausbildung von Ärzt_innen bereits erfolgreich etabliert.
Was ist neu?
Eine Evaluation von XR in der pflegerischen Ausbildung liegt bisher nicht vor und soll im Rahmen des Projekts erfolgen.
Kontakt
maria.biniok@ash-berlin.eu
