Augensteuerung Drei Jahre EyeTrack4all

Bilanz eines spannenden Projekts zur Vergrößerung der Anwender/-innengruppen für augengesteuerte unterstützte Kommunikation

Jan Grabowski einer Nutzer der alea-Augensteuerung kommunizeirt mit einem jungen Mann über das Gerät
Jan Grabowski, ein Nutzer der alea-Augensteuerung

Nach dreijähriger Laufzeit endete im Juni 2016 das Projekt „EyeTrack4all – Vergrößerung der Anwender/-innengruppen für augengesteuerte unterstützte Kommunikation“. Die Auflösung des Teams fiel schwer, doch die Ergebnisse der Arbeit und die sich anschließenden Berufstätigkeiten stimmten heiter.

EyeTrack4all wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung an Fachhochschulen mit Unternehmen“ (FHprofUnt) gefördert. Akut kranke oder verunfallte Menschen und solche, die durch chronische Krankheiten oder von Geburt an motorisch stark eingeschränkt sind, wurden darin geschult, wie sie mit einer Augensteuerung z. B. einen PC ansteuern, um mithilfe eines Sprachausgabegeräts zu kommunizieren, aber auch wie sie selbstständig aktiv sind. Denn mit einer Augensteuerung lässt sich auf Internet und Spiele zugreifen, Musik hören, bloggen, lassen sich E-Mails schreiben etc. Damit kann aber auch die Sitzposition verändert oder der Rollstuhl bedient werden.

Das Team der ASH Berlin arbeitete mit der brandenburgischen Firma alea technologies zusammen, die mit IntelliGaze und Vorläuferprodukten in Deutschland erfolgreich ist, sich aber auch international gegenüber großen Anbietern in Skandinavien und den USA behaupten kann. Ein weiterer Partner war das Hegau-Jugendwerk, ein in der Bodensee-Region gelegenes neurologisches Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche. Die dort tätigen Therapeutinnen und Therapeuten berichteten über ihre Erfahrungen mit der alea Augensteuerung bei akut Erkrankten. Langzeitnutzer/-innen erreichten wir über die Berliner Spastikerhilfe und die Organisation barrierefrei kommunizieren.

Bleibenden Nutzen hat das Projekt mit der Handreichung Augensteuerung geschaffen, einer Checkliste, die von Interessierten und deren Umfeld digital ausgefüllt werden kann. 

Zur Handreichung entwickelte das Team einen Film, in dem Anwender/-innen zeigen, wie PC und Augensteuerung aufgebaut werden, wie Menschen damit unterwegs sind, im Klassenraum mitarbeiten oder zu Hause ihr Umfeld steuern. Weil der Film international aufgerufen wird, haben wir eine weitere Version mit englischen Untertiteln erstellt.

Menschen, die eine Augensteuerung benötigen, benötigen aber auch eine gute Finanzierung. Das Persönliche Budget ist eine mögliche Finanzierungsform, die noch zu wenig bekannt ist. Dazu wurde vom Team ein weiterer Film erstellt.

Alle drei Filme zur Augensteuerung (dt. und mit engl. UT) sowie zur Finanzierung sind auf youtube abrufbar.    

Grundlage für die Handreichung und Filme waren die vielen Beobachtungen von und Interviews mit Nutzerinnen und Nutzern, Therapeutinnen und Therapeuten, Pflegefachpersonen und Angehörigen. Diese Daten flossen auch in Aufsätze, Konferenz- und Buchbeiträge. Nicht zuletzt hatten die Workshops des Teams großen Zulauf.

 

 

Prof. Dr. Ingrid Kollak
kollak@ash-berlin.eu