In einer einzigartigen Studie werden Forscher_innen aus vier europäischen Regionen die komplexen und multiplen Ungleichheitserfahrungen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queer (LSBTQ) über die gesamte Lebensspanne untersuchen. Die ländervergleichende Studie „CILIA-LGBTQ: Comparing Intersectional Life Course Inequalities amongst LGBTQ Citizens in Four European Countries“ knüpft dabei an drei „Übergänge“ im Lebensverlauf an: Schule und Beruf (1), Erwerbsarbeitsphase vom mittleren Lebensalter bis zum Ruhestand (2) und den Auswirkungen auf die Lebensphase Alter (3).
Gemeinsam mit Partner_innen der University of Surrey (Dr. Andrew King), der Universität Coimbra (Dr. Ana Cristina Santos) und der University of Strathclyde (Prof. Yvette Taylor) vergleichen wir in Berlin aus einer intersektionalen Perspektive heraus Diskriminierungserfahrungen in nationalen und europäischen Kontexten. Die methodisch ambitionierte Studie wird sowohl die Gesetzgebung in der Europäischen Union und in den beteiligten Ländern studieren als auch empirische Daten erheben und analysieren. Wir analysieren, wie sich Faktoren wie die sexuelle und geschlechtliche Identität, Klasse, Staatsangehörigkeit und Migration in verschiedenen Kontexten und Lebensphasen überkreuzen und welche sozialen Konsequenzen diese mit sich bringen.
Wir wollen wissen, wie Lebensverläufe von LSBTQ durch Diskriminierungen beeinflusst werden und inwiefern beispielsweise Antidiskriminierungsgesetze tatsächlich Effekte in den jeweiligen Lebenslagen von LSBTQ-Personen nach sich ziehen. Die Ergebnisse der Studie sollen helfen, politische Handlungsansätze für eine Abmilderung sozialer Ungleichheiten zu konkretisieren. Sie sollen einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung der Forschungsagenda in diesem Themenfeld leisten. Das Besondere an der Studie ist der Fokus auf mögliche Wendepunkte in den Lebensverläufen von LSBTQ und der erstmalige Vergleich von Datensätzen aus mehreren europäischen Ländern. Damit können wir die komplexen Ungleichheitserfahrungen dieser heterogenen Bevölkerungsgruppe mit den jeweiligen Auswirkungen auf Lebensverläufe besser verstehen und entsprechende Bedarfe konkretisieren.
Das Forschungsvorhaben beginnt am 1. März 2018 und wird gefördert durch das Programm NORFACE, einem partnerschaftlichen Zusammenschluss von nationalen Forschungsförderorganisationen in 19 europäischen Ländern. Die Alice Salomon Hochschule Berlin ist die einzige erfolgreiche Fachhochschule aus Deutschland in diesem Forschungsprogramm.
Prof. Dr. María do Mar Castro Varela
E-Mail: castrovarela@ posteo.de