Forschung Digitalisierung in den Gesundheitsfachberufen

Therapeutische Diagnostik durch den Einsatz digitaler Technologien

Ein Junge von oben fotografiert mit rotem Pullover zeichnet mit einem Digipen einen Bären nach
Mit dem STABILO DigiPen können qualitativen Daten der Motorik erfasst werden

Evidenzbasierte Praxis und Effizienznachweise sind aktuell von größter Bedeutung in den Gesundheitsberufen und dafür sind valide und zuverlässige Testinstrumente unabdingbar. Wir benötigen dafür valide Assessments – eine Reihe von Tests für einen bestimmten Aspekt wie beispielsweise Motorik, um damit objektiv und zuverlässig den Status der Fähigkeiten, Fertigkeiten und Handlungen eines Menschen erfassen zu können. Mit denselben Assessments können wir dann eine Verbesserung/Veränderung messen, indem wir sie nach einer Behandlung oder Intervention wieder einsetzen, und somit die Effektivität der Behandlung belegen. Nicht nur bietet eine effiziente und präzise Befunderhebung das Fundament für eine gezielte Intervention, sondern es ermöglicht auch Wirksamkeitsnachweise. Assessments der manuellen Fertigkeiten werden vor allem im Kindesalter in Bezug auf den Entwicklungsstand von unterschiedlicher Seite her eingesetzt. Umso verwunderlicher erscheint die Tatsache, dass Durchführung und Interpretation der Tests bis heute meist ohne IT-Unterstützung erfolgen und anhand von subjektiv anfälligen Kriterien eingeschätzt werden, wodurch Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse erheblich vermindert werden. Gleiches gilt für die Durchführung von klinischen Tests sowie Diagnostik und Kontrolle der Therapie von Erkrankungen wie Dystonie, ADHS oder Parkinson.

In Zusammenarbeit mit der HTW – Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin wurde diese Problematik in dem IFAF-geförderten manDAAD-Projekt (Manuelle Fertigkeiten: Digitalisiertes Assessment, Analyse und Dokumentation) unter der Leitung von Prof. Dr. Elke Kraus thematisiert. Das manDAAD Projekt verfolgte folgende Ziele:

  1. Digitalisierung eines standardisierten Assessments
  2. Therapeutischer Einsatz eines Tablets und des STABILO-DigiPens
  3. BestPractice-Beispiel für die Digitalisierung in den Gesundheitsfachberufen zu liefern.

Im Vorgängerprojekt dig-Tema, welches ebenfalls in Kooperation mit der HTW an der ASH Berlin stattfand, wurden bereits die Grundlagen eines digitalisierten Dokumentations- und Auswertungssystem für ein standardisiertes motorisches Assessment entwickelt. Das bedeutet, dass die Assessment-Formulare nicht mehr auf Papier sondern auf dem Tablet erfolgte, und die Auswertung (z. B. die Genauigkeit und Häufigkeiten der Ergebnisse zu verrechnen) automatisiert wurde. Das manDAAD Projekt konnte die Erkenntnisse dieses Projekts nutzen und darauf aufbauen.

Ziel des manDAAD Projektes war es insbesondere, die Durchführung, Auswertung und Dokumentation des Assessments zu digitalisieren. Zusammen mit dem Kooperationspartner STABILO wurde der DigiPen zur Verfügung gestellt, um Daten von wichtigen qualitativen Aspekten quantitativ zu erfassen. Zum Beispiel werden bestimmte motorische Aspekte wie Bewegungsqualität, Druck, Bewegungsfluss etc. beim Schreiben und Malen typischerweise mittels Beobachtung und subjektiver Einschätzung der Anwender_innen erfasst. Durch den DigiPen können diese Aspekte genau gemessen und dokumentiert werden. In dem manDAAD Projekt wurde eine Durchführungs-App für den DigiPen entwickelt (siehe erste Abbildung). Des Weiteren entstanden eine Auswertungs-App (siehe zweite Abbildung) und eine Dokumentations-App. Diese Apps werden in weiterführenden post-manDAAD Projekten Proband_innen zum Austesten zur Verfügung gestellt, die dann wiederum in einer Praktikabilitätsstudie befragt werden, um die Anwendungsfreundlichkeit der Apps zu sichern und sie marktfähig zu machen. Es sollen auch noch weitere Apps entwickelt werden, sodass alle relevanten Aspekte eines Assessments digitalisiert werden. Dieses soll die klinische Entscheidungsfindung von Therapeut_innen sowie die praxisbasierte Evidenz maßgeblich unterstützen, aber nicht ersetzen. Das Clinical Reasoning der Anwender_innen von digitalisierten Assessments jedoch kann und sollte nicht digitalisiert werden!

 

Kurzinformation:
Projektname: Manuelle Fertigkeiten: Digitalisiertes Assessment, Analyse und Dokumentation
Projektlaufzeit: 01.04.2018 bis 31.03.2020
Projektleitung: Prof. Dr. Elke Kraus (ASH Berlin), Prof. Dr. Peter Hufnagl (HTW Berlin)
Projektteam: Cornelia Schübl (ASH Berlin), Sebastian Lohmann (HTW Berlin)
Kooperationspartner_innen:
Stabilo International GmbH
Verband Deutscher Ergotherapeuten
AOK Nordost - GeWINO - Gesundheitswissenschaftliches lnstitut Nordost
Serrala Group GmbH
Kontakt:
Prof. Dr. Elke Kraus: kraus@ ash-berlin.eu