Aufwendungen und Kosten werden innerhalb von Biomaterialbanken zunehmend spezifischer und genauer erfasst. Jedoch wird der wissenschaftliche Wert von Proben und Probenkollektiven dabei nur unzureichend abgebildet. Aufgrund der Seltenheit von bestimmten Proben, Schwierigkeiten bei der Gewinnung und den enormen Anforderungen an qualitativ hochwertige Proben ist es essenziell, sich mit wertbildenden Aspekten von Biomaterialproben auseinanderzusetzen.
Das IFAF-Forschungsprojekt „Economic Models for Evaluation of Sample Value in Biobanking“, kurz „EMES-BB“, war ein Verbundprojekt mit der HTW Berlin und wurde initiiert von Peter Hufnagl. An der ASH Berlin wurde es von Prof. Dr. Uwe Bettig geleitet, Theresa A. Göppert arbeitete wissenschaftlich mit. Im Rahmen des Projekts wurden Faktoren identifiziert, die den wissenschaftlichen Wert von Proben spezifischer abbilden können. Aufbauend auf den Ergebnissen der explorativen, qualitativen Studie wurde eine quantitative Befragung abgeleitet, um diese Faktoren zu validieren. Abschließend wurde ein Modell für die Bestimmung des Wertes von Proben entwickelt, sodass der wissenschaftliche Wert als eigene Bewertungsperspektive von Biomaterialbanken verwendet werden kann.
Das entworfene Modell umfasst inhaltliche, technische und methodologische Faktoren, die angepasst an den jeweiligen Biobankkontext entsprechend feingliedrig aufgefächert und gewichtet werden können. Elementare Unterpunkte im Bereich der inhaltlichen Faktoren sind u. a. die Art der Probe, die verfügbaren Daten und die Seltenheit. Unter der Säule der technischen Faktoren lassen sich u. a. alle Aspekte der Dokumentation sowie der Umgang mit der Probe unterordnen. Der Aspekt der methodologischen Faktoren beschreibt die Möglichkeiten mit der Probe hinsichtlich Weiterverarbeitung und Analysen.
Aus dem Projekt ergibt sich die Möglichkeit einer Handreichung für Biobanken in der Analyse von Biomaterialproben hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Wertes. Diese Handreichung kann eine Diskussionsgrundlage bei der Herausgabe seltener Proben liefern. Darüber hinaus kann diese herangezogen werden, wenn es um die Entscheidung einer Einlagerungsstrategie vor dem Hintergrund begrenzter Lagerungskapazitäten geht. Gleichsam ist es denkbar, dass eine solche Handreichung bei der Diskussion um Verwerfung von Biomaterialproben einbezogen wird, wenn sich Lagerungsengpässe in Biomaterialbanken abzeichnen. Außerdem kann das Modell bei der Preisbildung für die Herausgabe, Einlagerung und Vermietung von Proben unterstützen. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, dass das Modell in der Anwendung in Biobanken erprobt, auf Tauglichkeit getestet, weiterentwickelt und evaluiert wird. Langfristig kann dieses Modell einen Beitrag auf dem Weg zu einem nachhaltigen Biobanking leisten.
(Dieser Beitrag erschien in dieser Version in alice No. 35 im Sommersemester 2018.)