Forschung ASH Berlin richtet Publikationsfonds ein

ASH Berlin ist erste Berliner Fachhochschule mit eigenem Publikationsfonds für Veröffentlichungen in Open-Access-Zeitschriften

mehrere Menschen sitzen in der Bibliothek der ASH Berlin an einem Tisch, eine Person zeigt auf ein Bücherregal
ASH Berlin

Wer sich dafür entscheidet, seine Forschungsergebnisse im Artikelformat zu veröffentlichen, muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden: Entweder wird der traditionelle Weg gewählt, bei dem der Beitrag nur denjenigen Leser_innen zugänglich ist, die für den Zugang bezahlen – alle anderen bleiben beim so genannten Closed Access außen vor. Oder man greift zu einer Variante, die sich in den letzten Jahren disziplinübergreifend zum dominierenden Modell der wissenschaftlichen Erkenntnisvermittlung gemausert hat: zu Open Access. Die Inhalte der Artikel sind dabei frei im Netz verfügbar, was nachweislich nicht nur für die rezipierenden Wissenschaftler_innen von Vorteil ist, sondern auch für die Autor_innen der Beiträge. Diese profitieren von einer besseren Sichtbarkeit ihrer Forschungsergebnisse sowie einer einfachen und gleichzeitig rechtlich klar geregelten Nachnutzbarkeit in Forschung und Lehre.

So gut wie alle relevanten wissenschaftlichen Verlage haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten ihren Autor_innen mittlerweile die Möglichkeit, in einem Open-Access-Journal zu veröffentlichen – selbstverständlich unter Berücksichtigung der anerkannten Qualitätskriterien wie dem Peer-Review. Ihren Umsatz generieren die Verlage dabei nicht mehr durch den Verkauf von einzelnen Heften oder Abonnements, sondern zu Beginn des Publikationsprozesses, indem sie die Autor_innen nach der erfolgreichen Einreichung zur Kasse bitten. Das Prinzip „Pay-to-Read“ wird ersetzt durch ein „Pay-to-Publish“-Modell, bei dem eine APC (Article-Processing-Charge) zu entrichten ist. Die Preisspanne dieser APCs ist enorm: Während viele seriöse Zeitschriften wenige hundert Euro für die Bearbeitung und Veröffentlichung eines Artikels aufrufen, verlangt beispielsweise Springer Nature für eine Publikation in der Nature-Zeitschriftenfamilie bis zu 9.500 Euro.[1] An den wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin lag der Durchschnitt der gezahlten APCs in den vergangenen Jahren im Bereich von knapp 1.800 Euro pro Artikel, Tendenz steigend.[2]  Allerdings bezahlen die Autor_innen von Open-Access-Artikeln diese Gebühren in den seltensten Fällen aus eigener Tasche. Häufig kommen Projektmittel zum Einsatz, weil die Fördermittelgeber ein Interesse daran haben, dass die von ihnen finanzierten Ergebnisse einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Allerdings müssen Publikationsmittel bereits in der Antragsphase eingeplant werden und noch nicht alle Forschungsförderer sehen sich bei der Veröffentlichung in der Finanzierungsverantwortung. Zudem findet Forschung auch außerhalb der Drittmittelförderung statt, wie etwa im Fall von kumulativen Dissertationen.

Mit Starthilfe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) haben Bibliotheken von Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland vor einigen Jahren damit begonnen, die Finanzierung von Open-Access-Zeitschriftenartikeln zentral zu organisieren und Publikationsfonds ins Leben gerufen. Diese Fonds übernehmen auf Antrag der Forschenden die Bezahlung der APC und die Rechnungsabwicklung mit dem Verlag. Die Übernahme der Kosten ist dabei an eine Reihe von Voraussetzungen geknüpft, die von den Einrichtungen weitgehend nach eigenem Ermessen festgelegt werden. Dank der erfolgreichen Beantragung von Fördermitteln aus dem DFG-Programm „Open-Access-Publikationskosten“ verfügt auch die Alice Salomon Hochschule Berlin seit August 2022 über einen eigenen Publikationsfonds. Alle Mitglieder der Hochschule, die ihre Ergebnisse in einem qualitätsgesicherten Open-Access-Journal veröffentlichen möchten, haben ab jetzt die Möglichkeit, ihr Vorhaben mit bis zu 2.000 Euro fördern zu lassen. Über die einzelnen Förderkriterien und den Antragsprozess informiert die zentrale Open-Access-Website der Bibliothek. „Bei der Konzeption des Fonds war es uns ein besonderes Anliegen, Forscher_innen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere gezielt zu fördern“, sagt Joachim Dinter, der an der Bibliothek für die Beratung der Antragsteller_innen zuständig ist. „Eine Teilsumme des Fonds ist für die Publikationsvorhaben von Doktorand_innen reserviert, weil für diese Personen Veröffentlichungen in angesehenen Zeitschriften eine besonders große Rolle spielen“. Bereits in ihrer Open-Access-Policy hat sich die Hochschule zur Schaffung von Rahmenbedingungen verpflichtet, um Open Access an der ASH Berlin gezielt zu fördern. Zum DEAL-Vertrag mit Springer Nature kommt nun mit dem Publikationsfonds ein zweites Instrument hinzu, das dieses Versprechen einlösen soll. Für Azize Kasberg, Doktorandin an der ASH Berlin, ist das eine gute Neuigkeit: „In der Werkstatt der Promovierenden haben wir schon öfter am Rande über das Thema Publikationen gesprochen. Daher kommt die Einrichtung des Publikationsfonds der ASH Berlin meiner Meinung nach wie gerufen. Es ist ermutigend zu wissen, dass wir darin unterstützt werden, frei zu publizieren und so einen Beitrag zur Umsetzung unseres Leitbildes sowie der Open-Access-Policy leisten können“.

 

Förderanträge können ab sofort direkt an die zentrale Open-Access-Adresse der Bibliothek gerichtet werden: openaccess@ ash-berlin.eu

 


[1] openaccess.mpg.de/transformationsvertrag-nature-zeitschriften

[2] Open Access Büro Berlin. Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen des Landes Berlin. Datenauswertung für das Jahr 2019. dx.doi.org/10.14279/depositonce-11774