Forschung Alleinerziehend in der Pandemie

Ein Forschungsprojekt ermittelt gesundheitliche Bedarfe für Alleinerziehende und wie gesundheitliche Strukturen gestärkt werden können

Eine Frau von hinten mit einem Kleinkind im Arm
Meghan Holmes on Unsplash

Alleinerziehende Eltern befinden sich in einer besonderen Lebenslage: Insbesondere da, wo sie sich nicht aktiv dafür entschieden haben, ist ihr Alltag und auch ihre soziale und ökonomische Situation häufig von einer vorab zu zweit getragenen Arbeitsteilung in einer vorangehenden Partner_innenschaft geprägt. Durch vielfältige Herausforderungen können für Alleinerziehende vermehrt Belastungssituationen auftreten, welche sich potenziell negativ auf die Gesundheit auswirken. Das Projekt „KiFa“ Kind und Familie – familiäre Gesundheitsförderung insbesondere mit Alleinerziehenden ermittelt die gesundheitlichen Bedarfe sowie alltägliche Erfahrungen Alleinerziehender, um bedarfs- und bedürfnisorientiert gesundheitsförderliche Strukturen zu stärken. Das Projekt möchte einen Beitrag dazu leisten, Alleinerziehenden den Zugang zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise zu erleichtern und dabei ihre Ressourcen sowie Fähigkeiten fördern. Neben unserer Forschung sollen die Ergebnisse Eingang in die Praxis finden und den Ausbau niedrigschwelliger Unterstützungsangebote im Bezirk fördern. Modellhaft ist das Projekt in Neukölln angesiedelt.

Vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen durch die Pandemiesituation gilt unser Forschungsinteresse aktuell auch den Auswirkungen für die befragten Alleinerziehenden. Die Auswertung der leitfadengestützten Interviews zeigt insbesondere für die Betreuungssituation, dass durch die Kontaktbeschränkungen wichtige soziale Kontakte und Unterstützungsnetze wegfallen; gleichzeitig können z.B. durch das Homeschooling zusätzliche Aufgaben entstehen. Auch der Ausfall von Angeboten zur Familienbildung kann sich schwerwiegend auswirken:

„Also, weil vor Corona haben wir halt so Kurse gemacht. Baby-Schwimmen, Yoga mit Baby. Krabbelgruppe. […] Alles sowas. Und das waren eigentlich auch so für mich die einzigen Lichtblicke des Tages, sowas zu machen, wo man sich so drauf freut und also wo das Kind glücklich ist und ich auch was davon habe und andere Leute treffe […].“

Digitale Strukturen nehmen in der aktuellen Situation einen großen Stellenwert ein. Dies gilt sowohl für die Netzwerkarbeit zwischen fachlich beteiligten Akteur_innen, wie auch in der eigentlichen Projektarbeit. Auch die Alleinerziehenden beschreiben die Notwendigkeit digitaler Alternativen, um die eigenen Netzwerke aufrechtzuerhalten:

„[…] but the communication networks online are now playing a big role, obviously. Because it’s the only way you can just – yes, have a tea with someone and talk about what’s going on.“

So werden auch in unserem Projekt die Grenzen und Potenziale digitaler Formate deutlich. Mitarbeiter_innen von Familienzentren beschreiben, dass sie durch die digitalen Angebote nur bedingt die ursprüngliche Personengruppe erreichen, die die Familienzentren vor der Pandemie aufgesucht hatte. Gleichzeitig aber werden durch digitale Formate neue Interessierte erreicht.
Im Sinne des Praxistransfers werden die Ergebnisse der Interviews zusammen mit dem Kooperationspartner Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) für die Weiterbildung ehrenamtlicher Familienlots_innen genutzt. Inhaltlich wird die Weiterbildung so um den Baustein „Gesundheit“ erweitert. Die aktuelle Lage hat auch hier das Umstellen auf eine digitale Konzeption erfordert. Ein persönlicher Kontakt ist für solche Formate wesentlich. Trotzdem gingen die Teilnehmer_innen positiv gestimmt aus der Schulung. Für den Sommer hoffen wir aber auf Angebote in Präsenz – sowohl für die Angebote der Familienzentren als auch die Interviews und Schulungen.

 

Kurzinformation:

Projektname: Kind und Familie (KiFa) – familiäre Gesundheitsförderung insbesondere mit Alleinerziehenden
Projektlaufzeit: 01.12.2019 bis 30.11.2021
Projektleitung: Prof. Dr. Raimund Geene
Projektmitarbeiter_innen: Miriam Knörnschild, Sabine Rickensdorf (Studentische Mitarbeiterin), Katharina Lietz (Studentische Mitarbeiterin)
Kooperationspartner_in: Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Berlin
Mittelgeber_in: Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Webseite: www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte-a-z/kifa/