Louise Teschemacher
Um ein umfassendes Bild der Versorgungssituation geflüchteter Frauen während Schwangerschaft und Geburt in Deutschland zu erhalten, wurden im quantitativen Teil der PROREF-Studie Frauen in drei großen Berliner Geburtskliniken zu ihren Erfahrungen befragt. Verglichen werden dabei Frauen, die seit 2015 als Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, immigrierte Frauen und Frauen, die in Deutschland geboren sind. Die standardisierten Interviews wurden 1–2 Tage nach der Geburt von unserem multilingualen Team durchgeführt und bei Bedarf durch eine Telefondolmetscherin unterstützt. Die Interviews umfassten Themen wie Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem während Schwangerschaft und Geburt, Zugang zu Informationen, Nutzung von Angeboten in der Schwangerschaft, Migrationsgeschichte und soziodemografische Daten. Außerdem wird untersucht, wie sich die COVID-19-Pandemie auf die Versorgungssituation rund um die Geburt allgemein und auf die Situation geflüchteter Frauen im Speziellen ausgewirkt hat. Für jede Frau wurden außerdem sogenannte Perinataldaten d. h. Anzahl und Beginn der Vorsorgeuntersuchungen, Zeitpunkt der Geburt, Geburtsmodus, Größe des Kindes usw., die als objektiver Indikator für Versorgungsqualität fungieren, erhoben. Insgesamt wurden über 3400 Frauen interviewt – die Auswertung der Daten läuft derzeit.
Weitere Informationen:
Projektseite des Forschungsprojekts PROREF
Razan Al Munjid
Sowohl in Deutschland als auch international liegen wenige wissenschaftliche Erkenntnisse über die psychische Gesundheit von geflüchteten Frauen rund um Schwangerschaft und Geburt vor. Um diese Forschungslücke zu schließen, fokussiert das Forschungsprojekt PROREF – Mental Health auf die psychische Gesundheit von nach Deutschland geflüchteten arabischsprachigen Frauen im Kontext von Schwangerschaft und Geburt.
Die Hauptfragen sind, welche Einflüsse kontextuelle Faktoren und Faktoren des Gesundheitssystems in der perinatalen Phase auf die psychische Gesundheit der Frauen haben und wo die Grenzen und Möglichkeiten des westlichen biomedizinischen Modells zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit dieser Frauen liegen. Damit verbunden ist die Frage, wie geflüchtete Mütter psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungen bewerten und welche Erfahrungen und Vorstellungen sie selbst zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und Vermeidung psychischer Erkrankungen haben. Dazu wurden bisher 15 individuelle, qualitative Interviews und fünf Fokusgruppen mit geflüchteten Müttern aus verschiedenen Herkunftsländern in arabischer Sprache durchgeführt. Im Sinne der partizipativen Forschung werden die Ergebnisse mit geflüchteten Müttern gemeinsam diskutiert und ausgewertet. So nehmen die Mütter eine aktive Rolle in der Forschung ein und erzeugen in der Zusammenarbeit mit den Forscherinnen selbst relevantes Wissen, das zur positiven Transformation der Problemlage beitragen kann.
Weitere Informationen:
Projektseite des Forschungsprojekts PROREF – Mental Health