Research Partizipativ, kompakt, innovativ arbeiten

Das Forschungsprojekt ElfE² befördert Partizipation auf kommunaler Ebene

Gesundheitliche Chancengleichheit gemeinsam mit Kita-Familien zu erforschen und zu verbessern, ist übergreifendes Ziel des partizipativen Forschungsprojektes ElfE – Eltern fragen Eltern. Rund 20 Eltern aus dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf haben dafür gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen der ASH Berlin sowie einer Fachkraft aus einem Familienzentrum in zwei Förderphasen (2015–2021) als zentrales Thema die Kommunikation zwischen Eltern und Kita-Fachkräften untersucht.

In der nun zu Ende gehenden zweiten Förderphase „ElfE²: Vom Modellprojekt zum Transfer in die Fläche“ haben wir ein kompaktes Community-basiertes Workshopmodell entwickelt und erprobt. Im Rahmen von acht Workshops über jeweils mindestens drei Stunden sollen partizipative Arbeitsweisen im Bezirk unterstützt werden. Zur Struktur des Modells gehört außerdem eine Begleitgruppe mit relevanten kommunalen Akteuren aus dem jeweiligen Feld, die den Prozess begleiten, aber nicht selbst an den Workshops teilnehmen.

Im Zuge der gemeinsam mit den Forschenden aus der Lebenswelt durchgeführten Workshops werden zunächst die Anliegen aller Beteiligten gesammelt und daraus wird eine gemeinsame Fragestellung entwickelt. Diese Fragestellung kann dann mit unterschiedlichen Methoden wie z. B. Gruppendiskussionsverfahren (v. a. Fokusgruppen) oder Photovoice vertieft werden. Photovoice ist eine Methode, in der selbst gemachte FotosPhotos Ausgangspunkt für die Datenerhebung sind. Nach der gemeinsamen Auswertung ist es wichtig, die gesammelten Ergebnisse mit den Akteur_innen im Feld rückzukoppeln und gemeinsam zu besprechen, wie die Ergebnisse in der Praxis Wirkung entfalten können.

Gegenwärtig arbeiten wir die Erfahrungen mit diesem Partizipationsformat in einem Handlungsleitfaden auf. Dieser richtet sich an alle, die sich für gesundheitliche Chancengleichheit einsetzen, u. a. an Fachkräfte der Gesundheitsförderung und Prävention, an Fachkräfte der Sozialen Arbeit, an Mitarbeitende und Entscheidungsträger in Kommunen bzw. Bezirken, die partizipative Ansätze in die Weiterentwicklung ihrer Arbeit integrieren möchten. Der Handlungsleitfaden[1] wird ab November zur Verfügung stehen.

Das Partizipationsformat kann auch in der aktuellen Corona-Situation eingesetzt werden: Die Pandemie und die damit einhergehenden Infektionsschutzmaßnahmen haben viele bisher für selbstverständlich gehaltene Alltagsbereiche drastisch verändert. Dies lässt sich eindrücklich für den Bereich der Kitas und Schulen zeigen. Auch wenn von den Einschränkungen zunächst große Teile der Bevölkerung betroffen waren, wird zunehmend darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen im Detail unterschiedlich ausfallen. Gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse werden verstärkt und soziale Spaltungen vergrößert.[2]

Bei aller Berechtigung des Handlungsdrucks der Politiker_innen haben gerade die neu entstandenen Herausforderungen durch die Pandemie für Eltern deutlich gemacht, dass die Einbeziehung ihrer Perspektive in die Gestaltung von ungleichheitssensiblen Maßnahmen unverzichtbar ist.

Das Community-Konzept und die Community-basierte Forschung können hierbei als Ansatzpunkt hilfreich sein. Bisher wird dieser Ansatz eher uneindeutig verwendet und in der deutschen Public Health-Landschaft ist eine raumbezogene/ territoriale Eingrenzung z. B. in Stadtteile häufig. Die eigentliche Definition von „Communities“ geht aber darüber hinaus. Communities werden dabei über gruppenbildende gemeinsame Merkmale und ein Zugehörigkeitsgefühl bestimmt. Dieses Gemeinschafts- bzw. Zusammengehörigkeitsgefühl, wie es zum Beispiel aus Ausgrenzungserfahrungen resultieren kann, ist für die partizipative Zusammenarbeit von Interesse, da es den Grundstock legt für eine gemeinschaftliche Forschung. Insofern kann mithilfe dieses Formats – auch wenn der Zeitdruck hoch ist – der Perspektive der Menschen aus der Lebenswelt Stimme gegeben und der Verstärkung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse entgegengewirkt werden.

 

Projektinformationen
Projektname: Eltern fragen Eltern²: Vom Modellprojekt zum Transfer in die Fläche
Projektlaufzeit: 01.02.2018 bis 31.01.2021
Projektleitung: Prof. Dr. Gesine Bär
Projektmitarbeiter_innen: Ina Schaefer, Katharina Katsch
Kooperationspartner : Bezirk Marzahn-Hellersdorf von Berlin, Jugendwerk Aufbau Ost JAO gGmbH
Mittelgeber : Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Kontakt: baer@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu, www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte-a-z/elfe2/

 

 


[1] Abrufbar unter folgender Seite: http://partkommplus.de/teilprojekte/elfe/

[2] vgl.: https://ash-berlin.eu/fileadmin/Daten/News/2020/SAGE_Stellungnahme_Corona/SAGE-Stellungnahme_Corona.pdf