Die Deutsche Hochschulmedizin (DHM), der gemeinsame Dachverband der Medizinischen Fakultäten und Universitätsklinika, richtete am 30. Oktober 2024 in Berlin ein Symposium für eine zukunftsfähige gesundheitliche Versorgung aus. Diese funktioniert nur interprofessionell und sektorenübergreifend. Daher ist die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe unumgänglich, um die Qualität der Patientenversorgung in allen Bereichen wie Gesundheitsförderung und Prävention, Kuration und Rehabilitation sowie Pflege und Palliation und über alle Sektorengrenzen hinweg sicherzustellen und so zukunftsfähig zu machen. „Nur durch eine fundierte Ausbildung können die komplexen Anforderungen der modernen Medizin bewältigt werden. Akademisierte Gesundheitsfachberufe spielen eine zentrale Rolle in der Patientenversorgung und sind ein Schlüssel zu einer nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung. Eine enge Verzahnung zwischen Forschung, Lehre und Praxis, wie sie die Universitätsmedizin bietet, ist dabei unerlässlich“, erklärte Prof. Dr. Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages.
Aus der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin waren Prof. Dr. Elke Kraus aus dem Bachelorstudiengang Physio- und Ergotherapie, Prof. Dr. Heidi Höppner aus dem Studiengang Interprofessionelle Gesundheitsversorgung - online und Prof. Dr. Katja Boguth aus dem Bachelorstudiengang Pflege vor Ort um die Perspektive der Hochschulen für angewandte Wissenschaft (HAW) einzubringen.
Nach einem Überblick zu den bisherigen und laufenden Aktivitäten für die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) von Markus Algermissen, wurden über mehrere Impulse und Podiumsdiskussionen die Erwartungen, Herausforderungen und Perspektiven der verschiedenen Akteure in den Ländern, Hochschulen für Angewandte Wissenschaft sowie Universitäten mit Blick auf die hochschulische Ausbildung dieser Berufe diskutiert. Prof. Heidi Höppner merkte an, dass die Entwicklung bis heute maßgeblich von den HAWs geleistet wurde und wird. Zudem vermisste sie angesichts der Einladenden (Hochschulmedizin) und der Beteiligung des Wissenschaftsrats bzw. Vertretenden der Länder auch eine Vertretung aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Es geht um wesentliche Weichen für klinische Forschung in Pflege- und Therapiewissenschaften und nicht nur um Versorgungsforschung. Das BMBF ist daher ein essentieller Akteur für die Akademisierung der Gesundheits- und Pflegeberufe. Der Wissenschaftsrat hat hierzu in einem Positionspapier Ansatzpunkte geliefert.
Im Anschluss wurden die praktischen Einsatzmöglichkeiten studierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Gesundheitsfachberufen am Beispiel der stationären Versorgung in einer Universitätsklinik fokussiert. Abschließend wurde die Entwicklung der Gesundheitsfachberufe als forschende Wissenschaftsdisziplin aufgezeigt und diskutiert.
Fazit: Dort wo wir heute stehen, verdanken wir 25 Jahren Aufbauarbeit von Hebammen-, Pflege- und Therapiestudiengängen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.
Prof. Gabriele Meyer skizzierte präzise, was hinsichtlich des Gebotes von Wissenschafts- und Disziplinentwicklung notwendig ist. Es braucht einen expliziten Anschub von Forschung in diesen Bereichen des Forschungsministeriums.
Insgesamt war es ein gelungener Auftakt für eine gute Zusammenarbeit und einem Auftrag an Medizinischen Fakultäten, sich der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe verstärkt anzunehmen. (Siehe Wissenschaftsratsempfehlungen 2012 und 2023). Ziele müssen letztendlich die Qualitätssicherung und -verbesserung der Versorgung als auch die Anschlussfähigkeit von Bildung und Forschung sein. Interprofessionalität und Interdisziplinarität sind hier Schlüsselelemente, um den Anforderungen einer Transformation des Gesundheits- und Bildungssystems zu begegnen. Es ist noch viel zu tun und die Schritte zur Akademisierung der Therapieberufe sind klein aber beständig. So schreibt auch der Tagesspiegel in seinem Artikel „(Teil-)Akademisierung mit Euphorie, aber im Schleichgang“ am Folgetag: „Die Deutsche Hochschulmedizin wirbt für eine stärkere Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. Das Bundesgesundheitsministerium dämpft die Erwartungen, dass in dieser Legislatur noch viel in diese Richtung umgesetzt wird. Eine Ausnahme könnte, trotz langem Stillstand, die Reform des Physiotherapieberufes darstellen.“