Im Sommersemester 2024 bot die ASH Berlin das COIL (Collaborative Online International Learning) Seminar Human Rights and Children's Rights erstmals als Wahlpflichtmodul im Studiengang Erziehung und Bildung in der Kindheit an. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dagmar Bergs-Winkels arbeiteten Studierende der ASH Berlin in einem interdisziplinären Seminar gemeinsam mit Masterstudierenden der HAW Hamburg und der California State University, Long Beach (CSULB) zusammen und mit den Lehrenden Prof. Dr. Daniela Ulber und Prof. Dr. Nancy Meyer-Adams. Das internationale Seminar entstand im Rahmen des seit Ende 2022 vom Berliner Senat geförderten COIL-Projekts, das durch virtuelle Zusammenarbeit „Internationalisierung at Home“ vorantreibt und allen Studierenden internationale Erfahrungen ermöglichen soll.
Ein internationales Klassenzimmer: Kultureller und virtueller Austausch und gemeinsames Lernen
Im Mittelpunkt des Programms stand der Besuch der Studierenden der Sozialen Arbeit aus Kalifornien an der ASH Berlin und der HAW Hamburg, vorbereitet durch hybride und virtuelle Treffen. Ziel der Treffen war es, sich kennenzulernen und erste gemeinsame Lernziele im Bereich der Kinderrechte festzulegen. Die beeindruckend vielfältige Gäste-Gruppe aus den USA brachte verschiedene Perspektiven und Interessen in die Zusammenarbeit ein. So äußerte die Social Work Studentin Anissa Rivas, den Wunsch, internationale Lösungsansätze für soziale Herausforderungen zu entwickeln:
„I would like to see how other parts of the world navigate these barriers.”
Auch ihre Kommilitonin Cynthia Mendoza betonte ihr Interesse daran, die Sozialarbeit aus einer Makroperspektive und im Kontext der Politik zu erforschen:
„It will be interesting to see how policies are in Germany and how they fight for social justice.”
Neben den offiziellen (virtuellen) Seminareinheiten trafen sich die Studierenden auch in Parks und Biergärten, was die Zusammenarbeit förderte und eine freundliche und konstruktive Arbeitsatmosphäre schaffte. Wesentlich ergänzt wurde der Austausch durch Nutzung digitaler Tools zur Zusammenarbeit, wie zum Beispiel Padlet. Diese digitale Pinnwand ermöglichte es den Studierenden, Texte, Bilder, Videos und Sprachaufnahmen zu teilen und damit eine visuelle Dokumentation ihres Lernprozesses zu schaffen.
Höhepunkte und Praxiseinblicke
Die Studierenden der CSULB besuchten verschiedene soziale Einrichtungen in Berlin und Hamburg. Eine Studentin bezeichnete den Besuch einer Beratungsstelle für Sexarbeiter_innen als „intriguing and eye-opening” und reflektierte über ihre Wahrnehmung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Sichtweisen auf Sexarbeit in Deutschland und den USA: “I felt there were a lot of differences and similarities at the same time. Because when we went to the visit in Hamburg, there they told us how in Germany you are really supportive of sex workers and you give them the care that they need. I thought that was really amazing whereas in California it is really, or not just California, in the US it is seen really differently. Because sexworkers are treated really judgmental here.”
Der Besuch an der ASH Berlin begann für die Internationalen Studierenden mit einem Vortrag von Prof. Dr. Olaf Neumann vom Transfer_Hub und einer Führung durch Hellersdorf von Dr. Bianca Dreyer, ebenso vom Transfer_Hub. Die Studierenden erhielten nicht nur Einblicke in Aspekte der sozialen Arbeit in Hellersdorf heute, sondern lernten von Prof. Dr. Olaf Neumann auch über die Rolle der Sozialen Arbeit in Ost-Berlin vor der Wende.
Später nahmen die Studierenden an zwei Seminaren teil. Eindruck hinterließ der Gastvortrag „Yazidi Boys - Invisible Victims of ISIS“ des slowakischen Forschers Pavol Kosnáč der von seinen Erfahrungen als Feldkoordinator für humanitäre Projekte in Irakisch-Kurdistan berichtete. Die Studierenden erlangten wertvolle Einblicke in die internationale Sozialarbeit und insbesondere in die Rolle der Sozialarbeit zum Schutz von Kinderrechten in Konfliktgebieten.
Die Gruppenarbeit im COIL-Seminar konzentrierte sich auf Themen wie Bildungsungleichheit, sozioökonomische Einflüsse auf Bildung und Gesundheit, Rassismus sowie die Bedeutung eines inklusiven Lehrplans zur Förderung von LGBTQ+-Rechten. Ergänzt wurde dies durch Diskussionen über digitale Risiken und Strategien zur Unterstützung traumatisierter Kinder. Abschließend präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse in Vorträgen, die theoretische Analysen mit praxisorientierten Ansätzen wie Bildungsinitiativen und politisch geförderten Strategien kombinierten. Dabei wurden insbesondere internationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Unterstützung von Kindern, etwa bei häuslicher Gewalt in Berlin und Los Angeles County, beleuchtet.
Perspektivwechsel und neue Erkenntnisse
Das COIL-Seminar ermöglichte den Studierenden, globale Herausforderungen im Bereich der Kinder- und Menschenrechte aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven zu betrachten, aber auch, so wie Abram Mina berichtete, sich einen Auslandsaufenthalt während des Studiums zu ermöglichen: „Grad school can be quite limiting when it comes to scheduling, so I found this to be a perfect opportunity to travel and continue learning at the same time.”
Ngan stellte vergleichend fest: „One of the aha-moments that I learned was the way the classroom styles are presented to the students. It is completely different from how we go to school in the United States versus in Germany.”
Allerdings begegneten den Studierenden auch Herausforderungen. Edgar schilderte: „I found it challenging to navigate the city using the trains, as I had never depended on public transportation daily before. During our first week in Hamburg, my classmates and I got lost for two hours trying to return to our hotel.” Darüber hinaus berichtete er: „I learned that racism is present in Germany, as I witnessed my Black classmates being stared at while walking the streets...This experience reinforced the importance of continuing the fight to end racism and educating people about its harmful history.”
Für die Teilnehmenden bot das Seminar die Möglichkeit, die Praxis der Sozialen Arbeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten und deren Umsetzung im neuen Kontext zu reflektieren. Die Studierenden profitierten von der Zusammenarbeit, da sie durch die internationalen Kolleg_innen wertvolle Einblicke und neue methodische Ansätze gewannen. Der Austausch zeigte eindrucksvoll, dass soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte universelle Themen sind, die weltweit individuelle, aber auch gemeinsame Lösungsansätze erfordern.