Hochschultag Wie wollen wir lernen und lehren?

Rückblick auf den Hochschultag: Auf dem Weg zu einem Leitbild Lernen und Lehren für die ASH Berlin

Ein Holzweg führt durch eine Sumpflandschaft
Das Leitbild Lernen und Lehren als Orientierungshilfe für die Gestaltung von Studium und Lehre an der ASH Berlin Marion Mayer

In jedem Semester wird an ASH Berlin ein Hochschultag durchgeführt, an dem alle Menschen, die hier studieren und arbeiten, zu einem konkreten Thema zusammenkommen. Im Sommersemester 2021 fand am 02. Juni der Hochschultag zum Thema: Wie wollen wir lernen und lehren? – Auf dem Weg zu einem Leitbild Lernen für die ASH Berlin statt. Aufgrund der Pandemiebedingungen war es nötig, die Veranstaltung als Online-Format anzubieten – eingebettet in die Fokuswoche.

Vorbereitet wurde der Tag von einer Arbeitsgruppe, die zur Entwicklung eines Leitbildes Lehre durch die Hochschulleitung eingesetzt wurde. Bedingt durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene weitgehend komplette Umstellung auf Online-Formate bot der Hochschultag mit dem Ziel der Ermöglichung von Beteiligung und des Schaffens von Transparenz die erste Vorstellung und Diskussion des Arbeitsstandes der AG – mit einem ersten Vorschlag für Strukturen und Inhalte eines spezifischen Leitbildes Lernen und Lehren für die ASH Berlin. Neben den Informationen zum Entwicklungsprozess sowie dem konkreten Leitbildentwurf aus der Arbeitsgruppe war es uns wichtig auch eine Perspektive auf die aktuelle Entwicklung der Hochschule in neoliberalen Zeiten mitzudenken und die Arbeit und Diskussion zur Leitbildentwicklung kritisch zu rahmen.

Ida J. Sabelis Professorin der Freien Universität Amsterdam hat hierzu die Außensicht eingebracht. „Wir sind keine Cookie Factory! Lernen und Lehren in neoliberalen Zeiten.“ war der Titel ihres Vortrages (in Kürze über open access verfügbar). Als Organisations-Ethnologin mit einem Schwerpunkt auf Gender und Intersektionalität thematisierte Ida Sabelis im Vortrag insbesondere die strukturellen Dynamiken an Hochschulen, die aktuelle Studien- und Lehr-Lernbedingungen mitprägen. Sie zeigte auf, wie Strukturentwicklungsaufgaben (unter Ökonomisierungsdruck) Zugzwänge produzieren und scheinbar alternativlose Unterwerfung unter neoökonomische Arbeits- und Lebensbedingungen aufzuzwingen scheinen. Auch die Aneignung und Auseinandersetzung mit Wissenschaft bzw. wissenschaftsbasierten Handlungskonzepten und Praxis wird durch solche Rahmungen mitgeprägt.

 

Zum Hintergrund: Warum braucht es ein „Leitbild Lehre“? Was meint das?

Nochmal kurz zum Einstieg: Hochschulspezifische Leitbilder Lehre so die Vorlage des Wissenschaftsrates (WR, 2017) und der Kultusministerkonferenz (KMK, 2017) sollen als Basis für Qualitätsentwicklung und -management an Hochschulen dienen und sind damit als Instrument für die Qualitätsentwicklung im Bereich Studium und Lehre zu verstehen.

Die Einführung modularisierter Bachelor- und Master-Studiengänge mit der Umstellung der Lernziele auf Kompetenzorientierung und Studierendenzentrierung (sog. Shift from Teaching to Learning durch Bologna), der Verpflichtung, dass Studiengängen akkreditiert – also von „außen“ begutachtet werden, bilden Schritte zu einer anderen Organisationsweise von Curricula und Studiengängen. In diese Entwicklung ist auch die Aufgabe der Leitbildentwicklung für das Lernen und Lehren einzuordnen. Uns als Entwicklungsgruppe war im gemeinsamen Austausch schnell deutlich geworden, dass wir unser Leitbild – anders als es die Begrifflichkeiten des Wissenschaftsrates suggerieren – nicht ausschließlich auf die Lehre beschränken wollen, sondern das Lernen und das Lehren in ihren Verwobenheiten und jeweiligen Entwicklungsperspektiven in den Fokus rücken und stärken möchten. Damit ist ein Leitbild für das Lernen und Lehren einerseits orientiert als dem allgemeinen Leitbild der Hochschule und doch gleichzeitig nicht als Teil dessen unterzuordnen, sondern ein eigenständiger Orientierungs- und Handlungsrahmen für die künftige Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre.

 

Das Leitbild

Wir wollen mit dem Leitbild Lernen und Lehren der ASH Berlin einen Rahmen schaffen, der eine anregende Entwicklungsgrundlage für die Gestaltung von Lern-Lehr-Prozessen inklusive struktureller und institutioneller Entscheidungen bietet. „Wir wollen“ – so fangen die Sätze an, die das Leitbild Lernen und Lehren markieren – soll trotz unterschiedlicher Rollen deutlich machen, dass Hochschulverwaltung ebenso wie Lehrende (Hauptamtliche Lehrende, Professor_innen und Lehrbeauftragte) und Student_innen allesamt wichtig sind bei der Gestaltung von Studium und Lehre und hier auch beteiligt sein sollen. Mit dem „Wir“ soll Studium auch als Raum der Begegnung und Kommunikation markiert und ein Diskursraum für Studium und Lehre geöffnet werden. Im Leitbild Lernen und Lernen soll vom Lernen aus gedacht werden und es achtet darauf, die inhaltlichen Schwerpunkte der ASH Berlin mit ihrem besonderen SAGE-Profil (mit Studienangeboten in den Bereichen Soziale Arbeit, Gesundheit sowie Erziehung und Bildung) und dem Ziel der Akademisierung einzubeziehen. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit der Schaffung adäquater Rahmenbedingungen und Ressourcen für gelingendes Lernen und Lehren betont.

 

Wie war die Resonanz? Was wurde diskutiert?

Es gab eine grundsätzlich positive Rückmeldung zum Leitbild und der bisherige Vorschlag wurde weitgehend passend für die ASH Berlin wahrgenommen. Nachfragen und Anregungen bezogen sich insbesondere auf das „Wir“, da es um sehr unterschiedliche Verantwortungen innerhalb der Organsation Hochschule geht. Einzelne Formulierungsvorschläge erschienen noch nicht klar genug oder zu abstrakt. Hierbei ist auch noch einmal sehr deutlich geworden, welchen Stellenwert die für das Leitbild vorgesehenen – den jeweiligen Leitbildsätzen nachgestellten – Erläuterungen haben werden. Auch hierzu sind wertvolle Anregungen eingegangen, die zu einer Verständigung und Transparenz im Leitbild beitragen können. Die Rückmeldungen, die in den Workshops am Nachmittag und auf der Moodle-Seite zum Leitbild gegeben wurden haben wir aufgegriffen und damit weitergearbeitet. Mit diesem Stand wollen wir dann in eine nächste Kommunikationsrunde eintreten.

 

Wie soll es weitergehen?

Wer sich mit Vertreter_innen der AG Leitbild weiter austauschen will, Fragen hat oder auch Ideen für die Weiterentwicklung des Leitbildes Lernen und Lehren ist herzlich zu einem der Salonabende am 13. Oktober (für alle interessierten Hochschulangehörigen) und am 20.10. (Salonabend für Student__innen) eingeladen.

Die AG beabsichtigt, das Leitbild zum Ende des Wintersemesters in den Gremien der ASH Berlin abzustimmen, damit die Frage der Operationalisierung anschließen kann und das Leitbild als öffentliches Instrument für die künftige Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre zur Verfügung steht.