Kulturarbeit Theater spielen, Häuser besetzen

Studierende im Seminar „Art Age“ gehen der Frage nach, wie sich aktive Kulturarbeit bei alten, aktiven Menschen auswirkt

Eine ältere Frau und ein jüngerer Mann halten sich freundschaftlich im Arm und zeigen Fotos in die Kamera.
Student David Winnerstam mit Inge Schoubyé

Der Blick auf alte Menschen ist auch in der Sozialen Arbeit und im Pflegebereich vielfach einseitig auf Hilfs- und Pflegebedürftigkeit gerichtet. In dem interdisziplinären Modul „Art Age – Partizipation und/oder Prävention? Kulturarbeit im Kontext des demographischen Wandels“ (gefördert von ASH-IQ plus) sollte ein anderes, generationenübergreifendes Miteinander gelingen. Die Konzeption und Durchführung von „Art Age“ lag in der Hand von Prof. Johanna Kaiser (Soziale Arbeit) und Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze (Gesundheits- und Pflegemanagement).

Studierende aus beiden Studiengängen waren eingeladen, teilzunehmen. Sie sollten sich mit alten, aktiven Menschen – ressourcenorientiert – auseinandersetzen, theaterpädagogische Methoden sollten Zugänge zu neuen Altersbildern eröffnen. Schauspieler/-innen aus dem Seniorentheater „Theater der Erfahrungen“ sowie Aktivistinnen und Aktivisten aus dem einst besetzten Haus in der Stille Straße 10, Pankow, haben sich auf das Experiment der intergenerativen Begegnungen eingelassen.

Wie wirkt sich Theaterspielen auf die Gesundheit aus? 

Die Teilnehmer/-innen von „Art Age“ wollten erfahren, ob aktive Kulturarbeit wie Theater spielen oder die Besetzung eines Nachbarschaftsheimes, das verlassen und sicherlich abgerissen werden sollte, bei der einzelnen, älteren Person etwas verändert. Wirken sich derlei Aktivitäten auf die Gesundheit aus? Hat das kulturelle und soziale Engagement Auswirkungen auf das Gefühl von gesellschaftlicher Partizipation? Die Antworten waren eindeutig: „Ja!“

Die Schauspieler/-innen sagten, dass man beim Theaterspielen gar nicht mehr dazu kommt, sich Gedanken um die „ganzen Weh-Wehchen zu machen“. Mit einem charmanten Lächeln meinte Clemens Rufer: „Man stirbt auch viel gesünder.“ Gleichwohl gibt es auch die andere Seite: „Wir erleben auch sehr intensiv, wenn jemand krank ist, wenn es jemandem schlecht, immer schlechter geht. Das macht einen dann auch sehr traurig“, sagte Gerhard Moses Hess.

Aktiv sein stärkt die soziale Integration

Die Antworten der Aktivistinnen und Aktivisten in der Stille Straße gleichen den Antworten der Schauspieler/-innen. Gemeinsame Aktivitäten lassen Krankheit bzw. das Empfinden von Kranksein in den Hintergrund treten. Die fast dreimonatige Besetzung der Begegnungsstätte für Jung und Alt in Pankow und das bis heute andauernde aktive Betreiben des Hauses, hat bei allen das Gefühl hervorgerufen, miteinander etwas bewegen zu können. Aktiv sein, so die einhellige Meinung, stärkt die soziale Integration und die gesellschaftliche Partizipation.

Jung und Alt, Studierende, Schauspieler/-innen und ehemalige Besetzer/-innen, sind ins Gespräch gekommen, lernten sich kennen, tauschten Erfahrungen aus – und bauten Berührungsängste und Vorurteile ab. Das Seminar machte Lust auf mehr und zeigt ein Lehrformat, für das es sich lohnt, weiter zu experimentieren.

Die Begegnungen sind im Rahmen einer Fotoausstellung festgehalten, die in der 2. Etage der ASH Berlin zu besichtigen ist.

 

Prof. Dr. Johanna Kaiser
Johanna.kaiser@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu 

Prof. Dr. Gudrun Piechotta-Henze
piechotta-henze@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu