Am 3. Mai treffen am Fritz-Lang-Platz vielschichtige berufliche Erfahrungen, hohe Expertise, Visionen und viel Motivation, die Ausbildungen für den Pflegebereich und die Tätigkeiten im Gesundheitswesen aktiv mitzugestalten, aufeinander.
Etwa 40 Studierende aus den Bachelor-Studiengängen Pflege (BAP) und Management und Versorgung im Gesundheitswesen (MVG) diskutieren unter Leitung von Katja Boguth und Gudrun Piechotta-Henze miteinander.
Die Studierenden aus dem MVG-Studiengang, mit bereits erfolgreich absolvierter dreijähriger Berufsausbildung im Gesundheitsbereich, etwa in der Gesundheits- und Krankenpflege, Kindergesundheits- und krankenpflege, Altenpflege, Physio- oder Ergotherapie sowie zur_m Medizinischen Fachangestellten, Operationstechnische_r Angestellte_n, berichten von den Gründen für die Aufnahme des Bachelorstudiums an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Auch wenn diese Gründe immer individuell geprägt sind und persönliche Weiterentwicklung eine wichtige Motivationsvariable ist, stehen im Vordergrund, Veränderungen im Gesundheitssystem mit herbeizuführen, die gesundheitliche Versorgung von Menschen zu verbessern und das Miteinander der Berufs- und Professionsgruppen zu enthierarchisieren, vor allem dem ärztlichen Personal auf Augenhöhe begegnen zu können.
Anders ausgedrückt: Das Studium, so die übereinstimmenden Statements, befähige dazu, wissenschaftlich zu denken, ermögliche einen akademischen Abschluss, auf einer Berufsausbildung aufzubauen und in eine Leitungsposition zu kommen, um dann als Führungskraft das System von innen zu verändern.
Auch die primärqualifizierenden Pflegestudierenden sowie die sich weiterbildenden Pflegenden im Pflegestudiengang motiviert, im Rahmen des Studiums bzw. mit dem Studienabschluss ein aktiver Teil von Veränderungen im Pflege- und Gesundheitswesen sein zu können. Sie möchten Teil einer – notwendigen – Akademisierung von Pflege sein und diese mit voranbringen. Außerdem biete das Studium den notwendigen Raum für die Reflexion von Pflegeprozessen. Bewusst würden die Dozent_innen das Hinterfragen und die Reflexion von Abläufen fördern, in krisenhaften Situationen unterstützen, Möglichkeiten des Ausprobierens anbieten und zeigen, wie man sich selbst in Handlungsabläufe einbringen kann.
Studiengangübergreifend wünschen sich die Teilnehmer_innen in dieser Diskussionsrunde eine verbesserte Kommunikation und Partizipation der Gesundheitsberufe. Dazu braucht es auf allen Ebenen einen respektvollen, interprofessionellen Umgang, immer mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen, Behandlungsprozesse für Patient_innen zugewandt, individuell und kompetenzorientiert zu optimieren. Wichtig sei auch eine positive Fehlerkultur, d.h. Fehler eingestehen zu dürfen, diese als Lernprozesse zu betrachten. Überhaupt sei es wichtig, stets für Veränderungen offen zu sein.
Mit dem akademischen Abschluss in Pflege und Management möchten die Studierenden mehr Verantwortung übernehmen und zwar nicht nur im kurativen Bereich, sondern auch in der ambulanten und stationären Versorgung alter Menschen sowie in der palliativen Begleitung.
Ein großer Wunsch ist die Imageverbesserung der Pflege- und Gesundheitsberufe. Dringend wird eine Vergütung der Studierenden im Pflegestudiengang angemahnt.
Abschließend wird noch einmal die Frage, nach der Ausbildung im Hochschulbereich für Pflege gestellt. Warum ist eine Akademisierung wichtig? Die Antworten lassen nicht auf sich warten: Die Akademisierung der Pflege ist wichtig, da Pflegestudierende eine kritischere Herangehensweise erlernen und dadurch Anweisungen, Abläufe und Tätigkeiten selbstständiger reflektieren können. Durch das Pflegegesetz entstehen außerdem neue Arbeitsbereiche, wie die Einschätzung der Pflegebedürftigkeit. Diese gilt es jetzt und zukünftig, professionell auszuführen. Ebenfalls wird im Plenum festgehalten, dass es wichtig ist, internationalen Anschluss zu finden und europaweit arbeiten zu können. Gleichwohl wird die Akademisierung auch als langwieriger Prozess empfunden – mit zahlreichen Hürden, die es zu überwinden gilt. Dazu zählt auch, dass die Pflegestudierenden im Rahmen ihres Studiums etwa 2300 Praxisstunden leisten müssen, die aber – im Gegensatz zur pflegerischen Berufsschulausbildung – nicht vergütet werden. Gleichzeitig ist das Studium so anspruchsvoll und zeitintensiv, dass kaum die Chance bleibt, neben dem Studium einen bezahlten Job auszuüben, was die Attraktivität des Studiums reduziert. Ein weiteres Problem ist die Suche nach qualifizierten Praxisanleiter_innen mit einem Hochschulabschluss, die in den praktischen Studienphasen Aufgaben zur Förderung der wissenschaftlichen Kompetenzen vermitteln können und dieselben Chancen in der Akademisierung des Pflegeberufes erkennen, wie die Student_innen selbst.