...und dann kam Corona „Ich hatte das gesamte Semester über keinen persönlichen Kontakt zu meinen Kommiliton_innen.“

Isabel Klein erzählt im Interview über Tests auf Blackboard, fehlenden Austausch mit Sitznachbar_innen und anderen Herausforderungen im Online-Semester

Wie sah ein typischer Online-Semester-Tag aus?

Klein: Um 10:15 Uhr begannen an den meisten Tagen die Online-Vorlesung, d. h. ich habe mich ca. 10 Minuten vorher an den PC gesetzt, den Zoom-Link auf Blackboard gesucht und im Warteraum auf den Beginn der Veranstaltung gewartet. Nach der ersten Vorlesung war dann entweder eine halbe Stunde Pause bis zum nächsten Online-Seminar oder es wurden Aufgaben zu einem bestimmten Thema zum Bearbeiten hochgeladen. Dann hieß es: Screencast ansehen, Artikel lesen und Fragen beantworten. Jedes Modul wurde etwas unterschiedlich umgesetzt, sodass im Grunde auch jeder Uni-Tag ein anderer war. Das brachte etwas Abwechslung in den Alltag. Freitags habe ich mich mit meiner Arbeitsgruppe über Microsoft Teams getroffen und wir haben Aufgaben gesprochen. Mein Laptop war im Sommersemester ein ständiger Begleiter.

 

An welchen Seminar-Formaten haben Sie teilgenommen?

Klein: Ich habe an Online-Vorlesungen und Online-Seminaren teilgenommen. Darüber hinaus gab es auch viele Aufgaben, die asynchron in Einzelarbeit oder in der Gruppe bearbeitet werden konnten.

 

Welches Format hat Ihnen gut gefallen, welches nicht so?

Klein: Die aufgezeichneten Online-Vorlesungen haben mir besonders gut gefallen. Sie brachten große Flexibilität und die Möglichkeit, die besprochenen Inhalte intensiver nachzuarbeiten. Außerdem haben mir die Übungsaufgaben zu einzelnen Themen gefallen, da ich das Wissen so besser vertiefen konnte. Durch die zur Verfügung gestellten Lösungen konnte ich gut nachvollziehen, ob ich die Inhalte verstanden habe.

Die Seminare und Gruppenarbeiten fielen mir persönlich im Online-Format schwer. Ein kurzer Austausch mit dem üblichen Nachbarn fehlte und meine Beteiligung war im Vergleich zu Präsenzveranstaltungen geringer.

 

Welche Vorteile hat ein Online-Semester und welche Nachteile?

Klein: Die Vorteile sehe ich auf jeden Fall bei der erhöhten Flexibilität. Auch die Lockerung der Anforderungen und die Aufteilung der Prüfungsleistung auf das gesamte Semester hinweg reduzierten den Druck, ohne dass meine Motivation darunter litt.
Der fehlende soziale und persönliche Austausch mit den Kommiliton_innen und Dozent_innen war definitiv ein großer Nachteil.

 

Welche Prüfungsformen haben Sie im Online-Semester abgelegt? Wie kamen Sie damit klar?

Klein: Zu Beginn des Semesters hatte ich anstelle einer Klausur mehrere 15-minütige Tests auf Blackboard. Woche für Woche wurden montags die Inhalte der Vorlesung der vergangenen Woche abgefragt. Diese Alternativlösung empfand ich als sehr angenehm, auch wenn die Zeit knapp war. In zwei anderen Modulen mussten wir eine Präsentation ausarbeiten. Eine Präsentation haben wir live in einer Zoom-Veranstaltung gehalten, die andere wurde mit Ton aufgezeichnet und auf Blackboard hochgeladen. Beide Varianten haben gut geklappt.

 

Wie liefen die Kommunikation und der Kontakt mit den Kommiliton_innen?

Klein: Online. Ich hatte das gesamte Semester über keinen persönlichen Kontakt zu meinen Kommiliton_innen. Wöchentlich haben wir uns für Gruppenarbeiten online verabredet. Mit einer Kommilitonin haben ich regelmäßig über Zoom für die Blackboard-Tests gelernt.

"Der fehlende soziale und persönliche Austausch mit den Kommiliton_innen und Dozent_innen war definitiv ein großer Nachteil."

Falls Sie einen Nebenjob haben: Hat sich darin etwas durch den Lockdown verändert?

Klein: Ja, ich arbeite in Teilzeit bei einer Registerstudie und wir sind Mitte März in Kurzarbeit gegangen. Ansonsten hatte ich durch die Kombination aus Kurzarbeit im Homeoffice und Online-Semester mehr Flexibilität. Ich konnte Uni und Arbeit viel besser aufeinander abstimmen und hatte durch die wegfallenden Fahrtwege mehr Zeit zum Nacharbeiten der Vorlesungen.

 

Sie haben Prof. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin bei einem Online-Seminar unterstützt. Wie lief es dort ab?

Klein: Das Seminar heißt ‚Gesellschaft und Gesundheit‘. Es wurde überwiegend asynchron durchgeführt und bestand aus Gruppen- und Einzelarbeiten. In den synchronen Veranstaltungen wurde Raum für Diskussion geschaffen. Meine Aufgabe war es, auf Blackboard anhand des Semesterplans das Modul zu organisieren. Ich war die studentische Ansprechpartnerin für das Seminar und habe bei Fragen und technischen Problemen weitergeholfen. Zum Ende des Semesters habe ich geholfen einen Überblick über die hochgeladenen Prüfungsleistungen zu behalten. Für viele Studierende war das Online-Semester eine große Herausforderung und erforderte viel Motivation und Anstrengung. Besonders die Koordination der unterschiedlichen Anforderungen und die zahlreichen Stunden vor dem Laptop waren nicht leicht.

 

Was wünschen Sie sich für das nächste Semester?

Klein: Für das nächste Semester wünsche ich mir einen Tag in der Woche, den ich mit meinen Kommiliton_innen in der Uni in Präsenz verbringen kann. Am liebsten für die Seminare. Ansonsten würde ich mich sehr freuen, wenn die Vorlesungen weiterhin aufgezeichnet werden.

 

Isabel Klein studiert im Master Public Health.