...und dann kam Corona „Ich habe versucht, meinen Lebensrhythmus zu ändern.“

Bêwar Kaya ist im Juni 2017 aus Nordkurdistan nach Deutschland geflohen und seitdem politischer Asylsuchender. Im Interview erzählt er, warum er sich für das Pre-Study Programm der ASH Berlin entschieden hat und wie er das Online-Semester erlebt

Porträt mit gelben Pullover
Orkan Bayram

Warum haben Sie sich für das Pre-Study Programm entschieden?

Kaya: Bevor ich nach Deutschland geflohen bin, hatte ich in meiner Heimat Sprache und Literatur des Zazakî studiert. Ich konnte es nach dem 6. Semester leider nicht abschließen. Zu Beginn meines Studiums hatte ich davon geträumt, ein erfolgreiches Studium zu absolvieren und mich gesellschaftlich zu engagieren. Die Dinge, die wir in Kurdistan erleben, fördern auch unser Verantwortungsbewusstsein. Es wird dann zu einer Pflicht, sich in der Gesellschaft zu engagieren und sich als ein Teil der Gesellschaft zu fühlen. So sehe ich die gesellschaftlichen Probleme auch in Deutschland, die durch Armut, Klassenzugehörigkeiten, Geflüchteter zu sein, etc. hervorgebracht werden. Wenn ich ein Teil von dieser Gesellschaft werde, will ich auch wie jede_r Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Deswegen habe ich mich entschieden,  an der ASH Berlin Soziale Arbeit zu studieren und mich in diesem Bereich auszubilden, damit ich mich so gut wie möglich engagieren kann. Mit dem Pre-Study Programm habe ich eine Chance gefunden ein Studium anzufangen. Ich bin froh über dieses Programm. Das Pre-Study Programm gibt vielen Menschen eine Chance, die nicht gleichberechtigt sind.

 

Wie kamen Sie mit dem Online-Semester zurecht?

Kaya: Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang Schwierigkeiten weil man wegen der  Pandemie immer Zuhause sein sollte. Es war ein anstrengendes Leben im gleichen Raum zu schlafen, zu essen und zu lesen. Ich konnte mich nicht auf die Hausaufgaben oder das Lesen konzentrieren. Also habe ich versucht, meinen Lebensrhythmus zu ändern. Ich bin regelmäßig zum Spazieren gegangen, habe Sport gemacht, mehr Zeit mit verschiedenen Aktivitäten verbracht. Im alltäglichem Leben aktiv zu sein bringt auch Motivation mit. Obwohl es nicht immer funktioniert hat, konnte ich aber besser mit der Situation zurechtkommen.

 

Was hat Ihnen noch gut geholfen?

Kaya: Während des Lockdowns habe ich versucht, mit verschiedenen Medien meine Deutschkenntnisse zu verbessern. Ich habe Artikel von Zeitungen und Magazinen gelesen, auf Youtube Hilfe gesucht und  deutsche Serien und Filme geschaut. Mein Freundeskreis hat mir echt geholfen. Wenn ich irgendwelche Hilfe bei meinen Hausaufgaben gebraucht habe, waren sie immer bereit, mir etwas zu erklären und zu helfen. Unsere Dozentin Gudrun Brug hat sich viele Mühe gegeben und uns während der Corona-Zeit gut auf die Prüfung vorbereitet.

Ich glaube, dass die Mitarbeiter_innen des Pre-Study Programms ihr Bestes gegeben haben. Corona hat irgendwie einige unserer Lebensgewohnheiten ausgewechselt. Wir haben aber trotz Corona unsere Hausaufgaben erhalten und zusätzlich per Zoom an einem Grammatikunterricht teilgenommen. Es war sehr gut für uns, dass wir immer jemanden vom Pre-Study Programm oder unsere Dozentin erreichen konnten.