Lernen & Lehren Hoch und weit und schnell

Mit wissenschaftlicher Weiterbildung Zukünfte gestalten: Das neue Weiterbildungsportal der Hochschulen „hoch & weit“

Fernsehturm von Berlin vor blauem Himmel
hoch & weit: Wissenschaftliche Weiterbildung der Zukünfte privat

Am Mittwoch, den 20. April 2022, feierte die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) den offiziellen Online-Gang des Weiterbildungsportals der Hochschulen „hoch & weit“. Es solle ein „Raketenstart“ für das Online-Portal sein, damit es hoch und weit fliegt, begrüßte die Moderatorin Dr. Julia Kropf die anwesenden Rektor_innen, Präsident_innen, Weiterbildungsgestalter_innen und Interessierten. Die Auftaktveranstaltung fand statt im Haus der Zukünfte, denn es gibt nicht nur eine Zukunft, wie sie betonte. Der Gastgeber und Hausherr, Dr. Stefan Brandt, freute sich, dass gerade das Berliner Futurium mit seinem Anspruch, zu wissenschaftlichen Erkenntnissen beizutragen, Austragungsort war. Aus der Frage „Wie wollen wir miteinander leben?“, so Brandt, leiten sich Forschungsansätze, Widersprüche und Forschungslücken ab. Die Einrichtung trägt dazu bei, gemäß der UNESCO Futures Literacy und die Befähigung zur Offenheit für Neues, aber auch das Aushalten des Nicht-Wissens zu entwickeln.

Prof. Dr. habil. Dagmar Bergs-Winkels, Prorektorin für Studium und Lehre der Alice-Salomon-Hochschule Berlin, und Prof. Dr. Claudia Winkelmann, Schwerpunktprofessorin  für Qualitätsgesicherte Strukturentwicklung in Studium und Lehre mit Wissenschaftlicher Gesamtleitung des Bereichs Weiterbildung im Rahmen des Forschungsprojektes SageSAGE! an der ASH Berlin, entwickeln derzeit gemeinsam mit den Weiterbildungsgestalter_innen an der ASH Berlin eine zukunftsfähige Struktur für die Angebote von A wie Alumni-Arbeit, über S wie Studiengänge bis Z wie Zertifikatskurse. Die Pausengespräche nutzte Claudia Winkelmann daher zur Netzwerkarbeit und zum Austausch von Best Practice. So ist geplant, die Weiterbildungsangebote der ASH Berlin im Portal „hoch & weit“ sichtbar zu machen, mögliche Cluster zu identifizieren und das Alleinstellungsmerkmal der einzelnen Weiterbildungszentren der Hochschulen und Universitäten stärker herauszuarbeiten.

Das erste bundesweite Informationsportal über wissenschaftliche Weiterbildung

Das Online-Portal „hoch & weit“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist das erste bundesweite Informationsportal über wissenschaftliche Weiterbildung, bündelt diesbezügliche Angebote von Hochschulen und ermöglicht Interessierten eine differenzierte Suche. Dies ist notwendig betonte Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär, da Bildung heute nicht mehr abgeschlossen wird. Ein Abschluss, beispielsweise eines Studiums oder Zertifikatskurses, sei vielmehr ein Meilenstein. Menschen haben eher Zick-Zack-Lebensläufe, von denen die Gesellschaft und die Wirtschaft profitieren. Darauf müssen sich die Hochschulen, die sich ebenfalls immer weiterentwickeln, einstellen. Es geht um „Bildung für das ganze Leben“, so Brandenburg.

Die Vizepräsidentin der HRK für Digitalisierung und wissenschaftliche Weiterbildung, Prof. Dr. Ulrike Tippe, zeigte neben der Stärke von wissenschaftlicher Weiterbildung und vielen in der Vergangenheit überwundenen Herausforderungen auch die Risiken und Schwächen auf und nahm die Hochschulen, die Länder und den Bund in den Blick. Hochschulen, so Tippe, können akademische Grade vergeben und müssen individuelle Weiterbildungsformate gestalten, bei denen eine Blickrichtung nicht mehr ausreiche. Sie wünschte sich mehr Interdisziplinarität und das klare Abgrenzen und Herausarbeiten der Spezifika wissenschaftlicher Weiterbildung. Hochschulen sollten sich auf ihre Stärken besinnen, sich strategisch ausrichten und wissenschaftliche Weiterbildung als zentrale und elementare Säule betrachten. Sie müssten sich deutlich präsentieren, denn „private Anbieter“ werben ganz anders. Damit das Realität werden kann, müssen die Länder einheitliche rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen. So sollen Wettbewerbsverzerrungen beseitigt, Nebentätigkeitsregelungen, Deputatsanrechnungen, Vergütung von Lehrenden und die zu kalkulierenden Overheadsätze vereinheitlicht werden. Die Hochschulen, so Ulrike Tippe, benötigen eine angemessene Grundfinanzierung, insbesondere für die Strategiebildung und deren Umsetzung. Ein Handlungsfeld wissenschaftlicher Weiterbildung mit öffentlichem Interesse ist der Fachkräftemangel, speziell Pflege- und Lehrkräfte. Hier empfehlen der Wissenschaftsrat und die HRK, die Gebühren zu ermäßigen oder sogar zu erlassen. Nicht zuletzt sei der Problemfall auskömmlicher Finanzierung von Weiterbildungs-Bachelorstudiengängen noch nicht gelöst. Nach Tippe solle es auch weiterhin Förderprogramme von Bund und Ländern geben, womit sie den Bund adressierte, sowohl Impulsgeber als auch Moderator zu sein. Letztlich gehe es um das Zusammenspiel aller Aktanten.

Das Besondere an dem Portal ist ein Weiterbildungs-Interessenstest

Der mit Spannung erwartete Moment, die erste offizielle Nutzung des Portals „hoch & weit“, konnte live verfolgt werden. Mit Blick auf die Arbeitswelt von morgen gab Prof. Tippe „New Work“ ein. Nutzer_innen erhalten nach Stichworteingabe eine Auswahl von Angeboten und Hochschulen. Ausführlich wird zu den Zielgruppen, Zielen, Inhalten, Start und Dauer des Angebots, den Kosten, Voraussetzungen, Formaten und zu den Ansprechpersonen informiert. Alles und alle Informationen zur Entscheidungsfindung seien vorhanden, fasste Tippe zusammen. Das Besondere an dem Portal ist ein Weiterbildungs-Interessenstest, der die Suche vereinfacht und für eine gewisse Eingrenzung dient. Dieser Test kann beispielsweise bei Jahresgesprächen und lebenszyklusorientierten Entwicklungen herangezogen werden. Elke Hannack, stellv. Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, griff dies in der anschließenden Podiumsdiskussion auf. Weiterbildung müsse bei allen Personen ankommen und zwar „ganz einfach“. Neben betrieblicher, allgemeiner, politischer Bildung müssen Betriebe auch wissenschaftliche Bildung anbieten. Mitdiskutant Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der HRK, unterstrich, dass nicht alles innovationstreibend sei. Die Personen müssten jedoch sensibilisiert und befähigt werden, Handlungsfelder und Spielräume wahrnehmen und kreativ auf Ressourcen zurückgreifen zu können. Nach Alt gehören daher Forschung, Praxis und Weiterbildung an einen Tisch. Gefragt nach dem Stichwort, das er heute am Abend zur Erprobung in das Portal eingeben werde, nannte er daher „Governance“, denn es gehe um die Wissensgesellschaft und das Vernetzen von Wissen.

„Wir haben als Hochschulen gesellschaftliche Verantwortung.“

Es herrschte insgesamt große Einigkeit bezogen auf die Ziele und die Sinnhaftigkeit wissenschaftlicher Weiterbildung, für die das Online-Portal „hoch & weit“ ein Tor sein kann, wenn es gelingt, so Ann-Katrin Schröder-Kralemann, Leiterin des Programmbereichs Hochschule und Wirtschaft beim Stifterverband, mangelnde Markttransparenz auch durch viele parallele Portale abzubauen und sich Hochschulen als „beratender Vertrieb für Unternehmen“ verstehen. Dabei könne es für das Kompetenz- und Skills-Delta in den Unternehmen keine fertigen Produkte geben, sondern diese müssen gemeinsam entwickelt werden. Zeit sei hier ein entscheidender Faktor, bekräftigte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium Jan Ihwe. Die Unternehmen benötigen schnelle Lösungen und es geht weg von langen Masterprogrammen hin zu kurzformatigen Angeboten. Nach Ihwe sind die Fragen nach Kleinteiligkeit und Micro-Degrees die des „Pudels Kern“. Bei wissenschaftlicher Weiterbildung gehe es neben Fach- und Methoden- auch um personale und soziale Kompetenzentwicklung und diese brauche Zeit, den Austausch und die Reflexion. „Bildungshäppchen oder Nuggets“ sieht Jan Ihwe hier eher nicht.

Dem entsprachen auch der abschließende Appell von Ulrike Tippe: „wir haben als Hochschulen gesellschaftliche Verantwortung“ und die Antwort von Ulrich Schüller, Abteilungsleiter Hochschul- und Wissenschaftssystem beim BMBF, bezogen auf seine heutige Stichworteingabe im Online-Portal „hoch & weit - “: „Friedens- und Konfliktforschung“.

 

Online Portal „hoch & weit“
Weitere Informationen zum Online-Portal „hoch & weit“ auf youtube.

 

Autorin:
Prof. Dr. rer. med. Claudia Winkelmann
Schwerpunktprofessur für Qualitätsgesicherte Strukturentwicklung in Studium und Lehre mit Wissenschaftlicher Gesamtleitung des Bereichs Weiterbildung
Professur für Betriebswirtschaft und Management im Gesundheits- und Sozialwesen