Lernen & Lehren Gemeinsam die Bibliothek weiterentwickeln

Wie die Bibliothek der ASH Berlin Nutzer_innen in die Umgestaltung ihrer Räume einbeziehen will.

Auf dem Foto ist Joachim Dinter zu sehen, der neben der Feedback-Pinnwand im Foyer der Bibliothek steht.
Von Dezember bis März konnten Nutzer_innen der ASH-Bibliothek an einer "Feedback-Wall" ihre Verbesserungsvorschläge in Bezug auf diesen Lernort hinterlassen.

Bibliotheken sind ohne Zweifel ganz besondere Orte. Sie stellen einen Zwischenraum dar, an dem Menschen aus ganz unterschiedlichen Motiven zusammenkommen: Zum Lesen, Lernen, Arbeiten oder um sich zu entspannen. In der Fachliteratur wird die Bibliothek oft als „Dritter Ort“ bezeichnet, der eine Alternative darstellt zur eigenen Wohnung auf der einen und dem Büro bzw. Seminarraum auf der anderen Seite.

Doch Bibliotheken entsprechen immer seltener dem traditionellen Bild eines kathedralenartigen Wissensspeichers, das dem Weltgeschehen entrückt zu sein scheint. Die zunehmende Dominanz elektronischer Medien in Form von e-Books und e-Journals hat schon vor Jahren zu einem schleichenden Bedeutungsverlust gedruckter Werke geführt. Über kurz oder lang werden Buchregale nicht mehr das alleinige raumbestimmende Element in Bibliotheken sein. Doch was tritt an ihre Stelle?

Der aktuelle Stand

Über ausbleibenden Publikumsverkehr brauchen wir uns an der ASH Berlin glücklicherweise nicht zu beklagen. Nach dem Corona-Knick haben sich die Besucher_innenzahlen der Bibliothek wieder auf einem erfreulich hohen Niveau eingependelt. Die Arbeitsplätze im Erd- und Zwischengeschoss sind beliebt bei allen, die hier ihre Haus- oder Abschlussarbeit schreiben. In der Lounge lassen sich die Pausen zwischen den Seminaren wunderbar „vergammeln“.

Dass es dennoch einiges zu verbessern gibt, zeigt ein Blick auf die Kommentare auf der Pinnwand, die von Dezember bis März im Foyer der Bibliothek dazu aufforderte, Feedback zur Bibliothek abzugeben. Wir wollten wissen: Was gefällt dir besonders? Was vermisst du? Wie möchtest du an diesem Ort gerne lernen und arbeiten? Die Fragen waren bewusst offen formuliert, um ein möglichst großes Meinungsbild einzufangen. Komplettiert wurde die Feedback-Wall um ein Pad, über das online Lob oder Kritik geäußert werden konnte.

Wenig überraschend, damit aber nicht weniger wichtig, landete der Wunsch nach einem stabileren, flächendeckenden WLAN mit Abstand auf Platz 1.

Gefordert wurden darüber hinaus längere Öffnungszeiten, mehr Platz für Gruppenarbeit, ruhige Zonen für die konzentrierte Einzelarbeit und insgesamt eine deutlichere Abgrenzung von stillen zu lebhaften Bereichen. Besonders zufrieden zeigten sich die die Nutzer_innen mit dem umfangreichen Angebot an e-Books, dem freundlichen Personal und der idyllischen Bepflanzung. Vielen Dank für die Blumen!

Natürlich ist diese Form der Erhebung nicht repräsentativ. Es zeigt sich dennoch deutlich der Wunsch nach Räumen für informelles Lernen und Arbeiten, der an der ASH derzeit nicht in ausreichendem Maße bedient wird – auch nicht in der Bibliothek. Dieser Befund deckt sich mit Studienergebnissen aus der Hochschulforschung. Gerade in den Randzeiten vor, zwischen und nach den Präsenzseminaren findet selbstgesteuertes Lernen statt. Studierende treffen sich spontan zu Lerngruppen oder kombinieren ihre Mittagspause mit der Vorbereitung auf eine Präsentation. Hochschulbibliotheken stellen dabei für Studierende einrichtungsübergreifend den mit Abstand attraktivsten Lernraum dar (Vogel 2020, 156f.).[i]

Der Plan

Die Bibliothek wird diese Impulse aufnehmen und in einen langfristig angelegten Umgestaltungsprozess einfließen lassen. Dafür wurde eine Roadmap formuliert, die eine intensive Einbeziehung verschiedener Nutzer_innengruppen zu definierten Zeitpunkten im Planungsprozess vorsieht. Das Team der Bibliothek wird nun zunächst eine konkrete Umgestaltungsmaßnahme als Pilotprojekt identifizieren und verschiedene Gestaltungsvarianten skizzieren. Wie soll das Mobiliar aussehen? Welche technische Infrastruktur wird das Arbeiten mit eigenen Endgeräten vor Ort unterstützen? Soll es in dieser Zone der Bibliothek kommunikativ zugehen oder steht die konzentrierte, ruhige Einzelarbeit im Vordergrund? Dafür wird sich die Bibliothek intensiv mit dem Facility-Management austauschen.

Studierende, Lehrende, Forschende und andere Stakeholder sind dann im Anschluss herzlich dazu eingeladen, für ihre präferierte Variante zu votieren und um eigene Vorstellungen zu ergänzen. Geeignete Beteiligungsformate entwickelt die Bibliothek derzeit und wird dann in einem hochschulweiten Aufruf zum Mitdiskutieren einladen.

Wir freuen uns schon sehr auf den Dialog mit euch!

PS: Wer es gar nicht abwarten kann, teilt ihre/seine Ideen und Wünschen gerne schon jetzt unter folgender Adresse mit uns: bibliothek@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu


[i] Vogel, B. (2020): Das Selbststudium der Studierenden. In: Stang, R., Becker, A. (Hrsg.): Zukunft Lernwelt Hochschule. Perspektiven und Optionen für eine Neuausrichtung. De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110653663