Internationale Kooperationen Die erste Lernwerkstatt Taiwans

Prof. Dr. Wedekind war an der Konzeption der ersten Lernwerkstatt Taiwans beteiligt. Im Interview erzählt er von seinem letzten Besuch an der National Pingtung University und von weiteren internationalen Anfragen zur Lernwerkstattarbeit

Eine Gruppe von Kindern steht vor der neuen Lernwerkstatt, im Hintergrund der Präsident der Universität und Prof. Dr. Wedekind
Prof. Dr. Wedekind (3.v.l.), der Rektor der Universität (4.v.l.) sowie Holger Haas, Mitarbeiter des HELLEUMS (2.v.l.) zusammen mit Kindern vor der neuen Lernwerkstatt

alice online: Herr Wedekind, Sie waren im Februar in Taiwan eingeladen, was war der Grund Ihres Besuches?

Wedekind: Ich hatte zwei Einladungen aus der National Pingtung University und der National Hsin Chu University, um die Idee der Lernwerkstattarbeit im Rahmen der Ausbildung von Studierenden und in zwei Grundschulen vorzustellen. Zugleich wurde die Gelegenheit genutzt, die erste Lernwerkstatt in einer Universität Taiwans einzuweihen, die durch unsere Beratung entstanden ist.

alice online: An welcher taiwanesischen Universität gibt es nun die erste Lernwerkstatt?

Wedekind: Die Lernwerkstatt wurde an National Pingtung University mit großer Öffentlichkeit durch den Präsidenten der Universität eingeweiht. Das landesweite TV-Programm strahlte die Eröffnung mit einem längeren Filmbeitrag aus. Der Beitrag kann hier auf Youtube angesehen werden . 

alice online: Inwieweit waren Sie an der Konzeption beteiligt?

Wedekind: Während meines ersten Besuches in Pingtung im Jahr 2016 habe ich auf einer internationalen Konferenz den Eröffnungsvortrag gehalten und wurde danach gebeten, mit einer Studierendengruppe einen kleinen Workshop zum entdeckenden Lernen im Kontext von Lernwerkstattarbeit durchzuführen. Während des Workshops hospitierten die Kolleg_innen des Studiengangs Early Childhood Education. Nach einem anschließenden Empfang beim Präsidenten der Universität teilten die Kolleg_innen mit, dass der Präsident der Universität der Einrichtung einer Lernwerkstatt zugestimmt hat und diese in Angriff genommen wird. Zwei Studierende der Universität absolvierten im Juni 2016, begleitet durch die Kollegin Lee-Feng, ein Praktikum im Kinderforscherzentrum HELLEUM in Hellersdorf und trugen die Idee der Lernwerkstattarbeit zurück in ihre Universität.

alice online: Wie kam der Kontakt zu der National Pingtung University zustande?

Wedekind: Kollegin Lee-Feng hatte im Jahr 2015 Kontakt zu mir aufgenommen und das Kinderforscherzentrum HELLEUM besucht. Der Kontakt wurde über die Vertretung Taiwans in Berlin hergestellt, mit der bereits im Vorfeld einige Besuche von taiwanesischen Kolleg_innen im HELLEUM organisiert worden waren.

„Der Aufbau einer Lernwerkstatt ist immer ein Prozess des Ausprobierens.“

alice online: Unterscheidet sich die Lernwerkstatt an der taiwanesischen Universität von der Lernwerkstatt der ASH Berlin?

Wedekind: Ja, noch ist die Idee des entdeckenden Lernens nicht umfänglich umgesetzt. Auch die Gestaltung der Räumlichkeiten muss noch weiter angepasst werden. Aber der Aufbau einer Lernwerkstatt ist immer ein Prozess des Ausprobierens. Die Hauptakteure sind dabei die Studierenden selbst. Fragen der Funktionalität entstehen beim Arbeiten in der Lernwerkstatt. Ich denke, dass in den kommenden Monaten die Werkstatt weiter entwickelt wird und bei einem nächsten Besuch dann weiter materiell ausgestattet sein wird. Eine Einkaufsrunde führten wir bereits während unseres Aufenthaltes gemeinsam mit der Verantwortlichen in höchst spannenden Geschäften durch.      

alice online: Welche Studiengänge in Taiwan werden die neue Lernwerkstatt nutzen?

Wedekind: Vor allem die Studierenden des Studiengangs Early Childhood Education werden in den Genuss der Lernwerkstatt kommen.

alice online: Gibt es Unterschiede in der Ausbildung zu Kindheitspädagog_innen zwischen Taiwan und Deutschland, die Ihnen aufgefallen sind?

Wedekind: Ja, aber um genau die Unterschiede benennen zu können, fehlt mir doch ein detaillierter Einblick. Vielleicht gelingt es, diesen im kommenden Jahr zu gewinnen. Die Einladung ist bereits ausgesprochen.

alice online: Im Frühsommer erwarten Sie taiwanesischen Besuch an der ASH Berlin. Ist eine Kooperation o.ä. geplant?

Wedekind: Ja, der Präsident der Pingtung University wird kommen und hat bereits im Vorfeld seine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, die bereits bestehende Kooperation mit seinem Besuch zu verstetigen. Ganz besonders freut er sich auf den Besuch des Kinderforscherzentrums HELLEUM und die Begegnung mit dem Rektor unserer Hochschule. In seiner Eröffnungsrede hat er den Beitrag unserer Hochschule für den Aufbau der Lernwerkstatt an seiner Universität sehr gelobt und die Leistungen unserer Namensgeberin Alice Salomon sehr umfänglich und deutlich hervorgehoben.

alice online: Gibt es weitere internationale Anfragen von Universitäten zur Konzeption oder Beratung zu einer Lernwerkstatt?

Wedekind: Ja, speziell aus China gibt es diesbezügliche Anfragen. Aber es bahnt sich auch eine Zusammenarbeit mit einer rumänischen Universität an, in der insbesondere die Rolle des Spiels für die kindliche Entwicklung und die dafür notwendigen räumlichen Bedingungen thematisiert werden sollen.