Lernen & Lehren Auf dem Weg zur Mediatisierung der ASH Berlin?

Ein studentisch organisiertes Seminar setzt sich mit der digitalen Gesellschaft auseinander

„Die Durchdringung des Alltages mit Medien.“ Was sich im Sinne von Friedrich Krotz in wenigen Worten – oder kürzer mit dem Begriff „Mediatisierung“ – beschreiben lässt, hat zu tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaft geführt. Smartphones sind ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil unserer Lebenswelt und Kommunikation, Daten zum Antrieb des 21. Jahrhunderts geworden und unser Blutzuckerspiegel lässt sich längst mithilfe einer Kontaktliste messen. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in den sozialen Berufen. Seien es der verstärkte Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien, die Veränderung oder Erweiterung von Praxisfeldern oder das Entstehen neuer Möglichkeiten und Herausforderungen: So stellen sich im Kontext von Online-Beratung u. a. Fragen nach dem Datenschutz, nach technischen Voraussetzungen und nach den Auswirkungen auf Kommunikationsprozesse.

In dem vom ASH IQ-plus geförderten Seminar „Auf dem Weg in die digitale Gesellschaft: Wie Google, Facebook & Co. die Soziale Arbeit verändern“ fanden zwölf Sitzungen statt, in denen es Auseinandersetzungen mit diesen und ähnlichen Fragenstellungen gab. Dabei kamen in dem interdisziplinär konzipierten Kurs Studierende aus den Bereichen Soziale Arbeit sowie Erziehung und Bildung im Kindesalter zusammen, um sich unterschiedlichen Themenfeldern der Mediatisierung, Digitalisierung und Informatisierung zu widmen.

Medienrecht, Sozialinformatik und Big Data

Der Weg führte vom Status quo der Studiengänge über einen Einstieg in die Medienpädagogik bis hin zu Themenkomplexen wie Medienrecht, Sozialinformatik und Big Data. Vereinzelt wurden die Einheiten durch Inputs von Studierenden eingeleitet. In Zusammenarbeit mit dem International Office fanden außerdem Lukasz Tomczyk und Artur Fabis von der pädagogischen Universität aus Krakau ihren Weg ins Seminar. Gemeinsam konnten Einblicke in die Forschung zur Mediensucht in Deutschland und Polen gewonnen werden.

Für die Studierenden bot sich im Rahmen des Studiums eine der seltenen Gelegenheiten, mit derartigen Themen zu arbeiten und an einem Diskurs teilzunehmen, der so nah und doch so fern scheint: Während die Mediatisierung in immer neuen Wellen stattfindet und gegenwärtig in Form der Digitalisierung permanent um uns herum ist, ist der Diskurs in den sozialen Berufen überraschenderweise erst in seinen Anfängen. Nicht zuletzt die Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“ hat bereits 2011 eine ‚Grundbildung Medien‘ für alle pädagogischen Fachkräfte gefordert. Das Seminar bestätigte dies und zeigt, dass insbesondere die professionelle und reflexive Bearbeitung häufig noch zu kurz kommt. Eine entsprechende Durchdringung der Sozialen Arbeit steht bis dato aus. Anders ausgedrückt: Wir befinden uns nicht auf dem Weg in die digitale Gesellschaft, wir sind bereits mittendrin.

Adrian Roeske ist Student im Master Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik

 

 

ASH-IQ plus
Mit dem Förder-Programm ASH-IQ plus wird ein konkreter Beitrag zur Weiterentwicklung der Qualität in der Lehre an der ASH Berlin geleistet. Die Förderlinie ASH-IQ plus für Studierende richtet sich an Studierende der ASH Berlin, die Interesse an der Entwicklung und Erprobung selbst organisierter innovativer und interdisziplinärer Studienangebote haben. So können Studierende direkt an der Gestaltung von Studium und Lehre teilhaben und selbst organisiertes kooperatives Lernen erproben.
Neue Ausschreibungsrunde: Wintersemester 2016/17
Weitere Informationen: www.ash-berlin.eu/ashiqplus