Hilfe für Familien Adoption und der Umgang mit der Herkunftsfamilie

Wann und wie sollte man seinem Adoptivkind die Wahrheit über seine Herkunft vermitteln?

Ein Kind in der Mitte von seinen Eltern, die es küssen
Elly Fairytale/Pexels

Wenn sich Eltern für die Adoption eines Kindes entscheiden, taucht grundsätzlich die Frage nach dem Umgang mit der Herkunftsfamilie auf. Homeier und Wiemann verweisen darauf, dass Fachkräfte früher annahmen, dass Adoptivkinder in ihrer neuen Familie ein Leben wie alle anderen Kinder führen (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.158). Die Forscherin Schröder, selbst Mutter von zwei adoptierten Kindern, stellt fest, dass alle Beteiligten jedoch in einem Spannungsverhältnis zwischen Freude und Traurigkeit stehen (vgl. Schröder, 2019, S.75). So belegen neueste Untersuchungen der Forscherin George, „dass der respektvolle Umgang mit der Herkunftsfamilie einen entscheidenden Einfluss auf das Gelingen des Adoptionsprozesses hat“ (vgl. Geleitwort von Ines George in: Schröder, 2019, S. V).

Swientek hebt hervor, dass für die „Aufklärung“ des Kindes über seine Adoption gilt:“je früher, desto besser, und je später um so schwieriger“ (Swientek, 1993/1, S.27). Nach Pohl ist es gut, wenn sich die Adoptiveltern vornehmen, das Thema Adoption als etwas Positives und Schönes anzusprechen, und damit die natürliche Neugier des Kindes zu wecken und es ernst zu nehmen (vgl. Pohl, 2004, S.138). Im Alter von drei bis vier Jahren wollen Kinder wissen, woher sie kommen und stellen endlos Fragen, sodass es ein natürlicher Umgang sein kann, mit Hilfe eines einfachen Frage-Antwort-Spiels auch das Thema Adoption anzusprechen (vgl. Pohl, 2004, S.140).

Im Laufe der Entwicklung des Adoptivkindes sind aber unterschiedliche Faktoren dafür verantwortlich, wann die Adoptiveltern ihrem Nachwuchs erzählen, woher sie kommen. Die Kenntnis von der Wahrheit entlastet, während die Geheimhaltung die Adoptiveltern häufig belasten (vgl. Wiemann, 2001, S. 13). Es ist aber wichtig, dass die Eltern sich im Klaren sind, dass es Konflikte und Probleme mit der Wahrheit geben wird, die sie ebenso wie den damit verbundenen Schmerz bewältigen müssen (vgl. Wiemann, 2001, S. 13).

Adoptivkinder berichten als Erwachsene davon, wie zerrissen sie sich gefühlt haben, und dass sie einen seelischen Schmerz empfanden, weil sie von ihren leiblichen Eltern getrennt wurden (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.158).

Adoptierte Kinder fühlen sich psychisch stärker belastet

Da nach Pohl verschiedene Studien belegt haben, „dass sich adoptierte Kinder psychisch stärker belastet fühlen als andere Kinder“ (vgl. Pohl, 2004, S.14), ist es wichtig, dass Adoptiveltern sich bewusst werden, wie wichtig es ist, sich über das Vorgehen bei der Übermittlung der Wahrheit der Herkunft klar zu werden. Hierzu hebt Wiemann hervor, dass sie nach einer langjährigen psychologischen und therapeutischen Tätigkeit herausgefunden hat, dass adoptierte Kinder die Wahrheit gut vertragen können (vgl. Wiemann, 2001, S. 13).

Breitinger verweist darauf, dass Studien gezeigt haben, Adoptierte haben ein Kämpferherz, „Sie zeigen Zivilcourage, haben ein feines Gespür für die Nöte der gesellschaftlich Schwachen und Randständigen. Viele besitzen großen Mut, neue Wege zu beschreiten, ohne sich um das Urteil der Umwelt zu scheren. Denn ihr Lebenslauf bricht bereits mit den üblichen Konventionen und Familentraditionen“ (Breitinger, 2016, S.234-35). Zu der Entwicklung der eigenen Identität tragen die neuen Adoptiveltern deshalb maßgeblich bei.

Homeier und Wiemann postulieren, dass Adoptiveltern deshalb nicht auf die Fragen der angenommenen Kinder warten sollen, sondern es selbst in die Hand nehmen sollen, und den ersten Schritt zur Wahrheit gehen sollen, denn „je früher Kinder klare Informationen erhalten, umso besser können sie ihre Lebenssituation annehmen, wie sie ist“ (Homeier und Wiemann, 2016, S.159). Homeier und Wiemann machen deutlich, dass es nicht sinnvoll sei, die Herkunft des Kindes zu verschleiern. Sie raten den Adoptiveltern das Schicksal des Kindes und den Schmerz durch den Verlust der Herkunftsfamilie nicht von allen fern zu halten sondern dem Kind zu helfen, „mit diesem Schmerz zu leben“ (Homeier und Wiemann, 2016, S.160).

Dabei sollte man nach Swientek bedenken, „dass Identität das Konzept ist, das ein Mensch von sich selbst hat“ (Swientek, 1993, S.23), in dem der Mensch sich mit den Augen anderer sieht, um seinen eigenen Standort zu finden (vgl. ebenda). Adoptierte machen sich in ihrem Leben auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern und ihrer 'wahren Identität'. Daher stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt, wann die Adoptiveltern von den leiblichen Eltern sprechen, weil dies ja Schmerzen bei allen Beteiligten hervor rufen wird.

Elternlose Kinder entwickeln sich in einer Adoptionsfamilie grundsätzlich besser als in einem Heim

Die Haltung der Adoptiveltern zur Herkunftsfamilie ihres angenommenen Kindes ist entscheidend dafür, welchen Selbstwert das Kind entwickeln kann. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Adoptivkinder nicht nur ihre Mütter und Väter verinnerlicht haben, sondern auch die Gefühle und Haltungen ihrer neuen Eltern (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.160). Wenn die Adoptiveltern die Herkunftsfamilie ablehnen, dann beeinflusst dies das Leben des Kindes und wie es sich selbst annimmt (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.160).

Eltern sollten also nicht verletzt sein, wenn sich ihr Adoptivkind in der Zeit der Pubertät, der Ablösephase, immer mehr für seine Herkunft und damit mehr für seine Herkunftsfamilie interessiert (vgl. Pohl, 2004, S.22). Adoptiveltern sind zwar Eltern wie alle anderen Eltern auch, aber sie müssen eine große Herausforderung bewältigen, denn sie müssen dem angenommenen Kind ein Familienklima bieten, damit es sich von früheren seelischen Verletzungen erholen kann und ihm helfen, sein Schicksal anzunehmen und zu tragen (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.159). Breitinger verweist auf die Forschung der Schweizer Adoptionsforscherin Barbara Steck, die in ihrer Analyse zu dem Ergebnis kam, dass sich elternlose Kinder in einer Adoptionsfamilie grundsätzlich besser entwickeln als in einem Heim, da das Leben in einer Familie mehr soziale Beziehungen sichert (vgl. Breitinger, 2016, S.227).

Die Adoptiveltern sollten sich auf die Suche nach den passenden Worten machen, um ihre Haltung gegenüber dem angenommenen Kind überlegt einnehmen zu können, ohne es entsprechend seinem Entwicklungsstand zu überfordern (vgl. Schröder, 2019, S.75). Wenn die Adoptiveltern mit der Herkunft des Kindes offen und wohlwollend umgehen, „lernt ihr Kind schneller und selbstverständlicher, seine Herkunft und sich selbst zu akzeptieren“ (Breitinger, 2016, S.227).

Adoptiveltern sollen nicht damit hadern, wenn ihre Kinder spezielle, vor allem seelische Probleme entwickeln, die die Familie belasten (vgl. Pohl, 2004, S.23). Diese Entwicklungsprobleme rühren oft vom Trennungsschmerz, denn selbst Säuglinge spüren schon den Verlust ihrer Mutter und müssen dieses traumatische Ereignis und die damit verbundenen psychischen Beeinträchtigungen verwinden (vgl. Pohl, 2004, S.23). Auch ältere Kinder haben häufig schon eine Odyssee von Heim- und Pflegeaufenthalten hinter sich, die sie verarbeiten müssen (vgl. Pohl, 2004, S.23).

Wiemann ermutigt deshalb dazu, über die Probleme der Herkunftseltern zu sprechen, ihre sozialen Probleme zu erklären und dass sie es gut gemeint haben, ihr Kind in eine neue Familie zur Adoption frei zu geben (vgl. Wiemann, 2001, S.156). Dass die Herkunftsfamilie das Leben geschenkt habe, sollte als positive Botschaft hervor gehoben werden (vgl. ebenda).

Furcht vor dem Umgang mit der Wahrheit

Homeier und Wieland stellen fest, dass die Adoptivkinder am besten ihr Schicksal meistern, den „beiden Familien ein Existenzrecht in ihrem Herzen geben können“ (Homeier und Wiemann, 2016, S.158). Die beiden Wissenschaftlerinnen verweisen auf eine neue Studie von Prof. Elisabeth Neil, die wissenschaftlich bestätigt, dass Kinder in Familien, bei denen Offenheit gegenüber den Herkunftsfamilien herrschte, „in der Jugendzeit psychisch stabiler“ waren (Homeier und Wiemann, 2016, S.158).

Um die Lebensbeschreibung und Herkunft mit dem Adoptivkind aufarbeiten und begleiten zu können, kann nach Homeier und Wiemann das Erstellen eines „Lebensbuches“ sehr hilfreich sein, denn durch das Aufschreiben der persönlichen Geschichte des Kindes mit entsprechenden Bildern versehen kann Verwirrung in Klarheit umgewandelt werden (vgl. Homeier). Neben der ehrlichen Positionierung gibt es natürlich auch Adoptiveltern, die sich vor dem offenen Umgang fürchten und aus Angst vor den ständigen Fragen des Kindes zu einer Verschleierung tendieren. Swientek hebt hervor, dass Kinder und Jugendliche ihre leiblichen Vorfahren kennen lernen möchten, verwehren die Adoptiveltern dies, „verweigern sie sich ihre Kinder bei der Suche nach ihren Wurzeln zu begleiten“ (Swientek, 1993/2, S. 200). Sie geht sogar noch weiter und betont, „Menschen, die über Herkunft nichts wissen, sind wie Findelkinder, die ausgesetzt und dem Schicksal überlassen wurden“ (Swientek, 1993/1, S. 13). Es wird also eine Lücke in der Identitätsbildung entstehen und das Vertrauen zu den Adoptiveltern ist angekratzt (vgl. ebenda, S.27). Sollte es sogar zu einer „Geheimnistuerei der Eltern“ kommen, und das Kind ahnt etwas davon, kann dadurch „der Ausgangspunkt zu einer Fehlentwicklung gelegt“ werden (ebenda).

Da es auch Adoptiveltern gibt, die der Ansicht sind, dass kleine Kinder nicht verstehen können, was Adoption bedeutet und sich fürchten, darüber zu sprechen, kann dieses Verhalten bei größeren Kindern zu einem Schock führen, wenn sie die Wahrheit über ihre Herkunftsfamilie erfahren (vgl. Pohl, 2004, S.143). Pohl warnt vor dieser abwartenden Haltung der Adoptiveltern, sie verweist auf die schwierige Situation, wenn die Adoptivkinder sogar durch Fremde erfahren, dass sie ein Adoptivkind sind (vgl. ebenda). „Dann kann das Vertrauensverhältnis auf lange Sicht, vielleicht für immer zerstört sein“ (Pohl, 2004, S.143), da die angenommenen Kinder damit einen massiven Vertrauensverlust erfahren und sich nicht ernst genommen fühlen. Deshalb rät Swientek dazu, dass Adoptiveltern sich professionellen Rat einholen sollen (vgl. Swientek, 1993/2, S.204), wenn sie nicht von sich aus mit ihrem angenommenen Kind über die Herkunftseltern sprechen können. Sie geht sogar so weit zu sagen, wenn Adoptiveltern nicht über die Adoption und die Herkunftsfamilie sprechen wollen, dass sie sich bereits vor der Adoption überlegen sollten, „welche Bedeutung Kinder, Familie, Ehe, Sexualität … überhaupt für sie haben!“ und ob sie überhaupt für dieses Vorhaben geeignet sind (Swientek, 1993/2, S.204).

Der Umhang mit der Wahrheit

Wenn es möglich ist, seinen Kummer zeigen zu können, kann das Adoptivkind „wieder Lebensfreude und ein tiefes Glücksgefühl“ gewinnen (Homeier und Wiemann, 2016, S.160).

Der Umgang mit der Herkunftsfamilie und der Wahrheit über die Herkunft ist wichtig für die Identitätsfindung des Kindes. Deshalb betonen Homeier und Wiemann, die Herkunftsfamilie zu achten, denn die Eltern haben dem Kind das Leben geschenkt auch wenn sie es nicht annehmen konnten und sie vielleicht schwierige Verhaltensweisen zeigen (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S. 161). Das Bedürfnis, in Beziehungen emotionale Sicherheit zu finden, ist angeboren. Ein Kind definiert sich über die Menschen, die es lieben. Eine genetische Bindung ist dafür nicht nötig. „Die soziale Bindung ist bedeutsamer und stärker als die biologische. Man glaubt aber heute nicht mehr, dass die Herkunftsfamilie unwichtig sei und nur die emotional-soziale Familie zähle“, hebt die Familientherapeutin Irmela Wiemann hervor. „Adoptivfamilien müssen den Herkunftseltern in irgendeiner Weise einen Platz einzuräumen, damit ein Kind sich innerlich komplett fühlen kann“. Dabei übertragen sich die Gefühle der Adoptiveltern gegenüber den biologischen Eltern aufs Kind. Und das Bild, das die Adoptiveltern von den Herkunftseltern zeichnen, präge auch das Selbstbild des Kindes (vgl. Apfel, 2014, online Artikel).

Beispiele für den offenen Umgang mit der Herkunft des Adoptivkindes

Pohl schlägt für den offenen Prozess des Begreifens vor, im ersten Lebensjahrzehnt die Kinder nicht zu überfordern, sie aber zu informieren, dass es eine Herkunftsfamilie gibt (vgl. Pohl, 2004, S.139). Kinder sind ihrer Meinung nach ab dem 12. Lebensjahr in der Lage, „sehr intensive, informative und offene Gespräche über alle Aspekte der Adoption zu führen“ (vgl. Pohl, 2004, S.139).

Auch Swientek verweist auf den hilfreichen Einsatz von guten Kinderbüchern, um den Prozess des miteinander Redens zu begleiten. Dabei erfährt das Kind, dass auch andere Kinder dieses Schicksal teilen und es werden mit diesem guten Gesprächseinstieg zwischen Eltern und Kind Verbindungslinien, Vergleiche, Gemeinsamkeiten und noch unbekannte Fakten gezogen (vgl. Swientek/2, 1993, S.204), die für alle Beteiligten sinnvolle Hilfen für intensive aber auch offene Gespräche bieten. Das Kind kann Fragen stellen, es kann über andere Adoptivkinder sprechen und seine eigene Geschichte leichter annehmen. Es ist Teil der Familie, aber auch andere Familiengeschichten regen es an, darüber nachzudenken und mit der Wahrheit umzugehen.

Swientek fährt fort, dass es im Austausch über Erfahrungen und Ängste mit anderen annehmenden Familien möglich ist, vieles gemeinsam zu bewältigen, sodass es durch gemeinsame Gespräche aller Beteiligten auch Möglichkeiten des Erforschens der Lebensgeschichte gibt (vgl. Swientek, 1993/2,S. 204). Deshalb schlägt sie vor dem Kind mit biographischer Arbeit zu helfen, bereits Erlebtes zu ordnen und zu klären, damit Vergangenheit und Gegenwart verknüpft werden können (vgl. Wiemann, 2001, S. 198). „Der Schutz besteht nicht im Vorenthalten seelischer Belastungen. Der bessere Schutz für das Kind ist, wenn es erfährt, dass der oder die nahe Erwachsene mit diesen schweren Fakten leben und umgehen kann und dem Kind bei der Bearbeitung mutig hilft“ (Wiemann, 2001, S.231).

Man kann also schon früh damit beginnen, die spezifische Lebensgeschichte aufzuschreiben und mit Bildern und Dokumenten auszuschmücken. Falls keine Bilder vorhanden sind, kann das Adoptivkind Bilder von seinen Eltern malen. Das heißt, dass es über viele Jahre eine Auseinandersetzung mit der Herkunftsfamilie auf verschiedenen Ebenen geben sollte - jeweils einen Schritt weiter mit den Informationen über den Adoptionsprozess und die Hintergründe über die Adoption, die ja sehr unterschiedlich sein können.

Der Vorschlag von Homeier und Wiemann, den Jahrestag der Ankunft des Adoptivkindes als Ritual zu feiern, ist meiner Meinung nach ein guter Vorschlag. Denn an diesem Tag ist beides erlaubt, der Kummer um den Verlust der Herkunftsfamilie und die Freude und Bereicherung in der neuen Familie (vgl. Homeier und Wiemann, 2016, S.159). Damit wird ein lebenslanger Dialog eröffnet, denn durch das „wiederkehrende miteinander sprechen über die Herkunftseltern und ihre Beweggründe, ihr Kind anderen Menschen anzuvertrauen, festigt das Vertrauen und die Bindung zwischen Adoptivkind und seinen Eltern“ (Wiemann, 2001, S.158). Dies ist für das Zusammenleben in der neuen Familie also hilfreich und fördert das Miteinander in der Auseinandersetzung mit der Wahrheit. Auch Wiemann vertritt den Standpunkt, man solle nicht die Fragen des Kindes abwarten, sondern den Kindern ihre Lebensgeschichte bereits früh formulieren, denn dies ist ein Weg selbst initiativ zu werden. Somit kann sich das Kind langsam, aber von Anfang an, mit seiner schweren Realität auseinandersetzen (vgl. Wiemann, 2001, S.199).

Schröder macht wie Wiemann den Vorschlag, dass Adoptiveltern schon früh im Umgang mit der Wahrheit der Herkunft des Kindes damit anfangen sollten, die Lebensgeschichte und alles was sie darüber wissen aufzuschreiben oder auch Briefe an die Herkunftsfamilie zu formulieren, damit verschiedene Chancen genutzt werden, um die Trauer des Verlustes der Herkunftsfamilie und die Freude über das neue Familienleben aufarbeiten zu können (vgl. Schröder, 2019, S.75-76). Dabei gilt die Grundregel, offen zu sein, die Wahrheit anzunehmen und Vertrauen aufzubauen. Denn wenn zwischen den Beteiligten auf der Suche nach der Wahrheit ein Vertrauensverhältnis entwickelt werden kann, wird die neue Familie auch ein normales Eltern-Kind-Verhältnis haben können. Deshalb ist es gut, die Herkunftsfamilie mit in die Alltagsgespräche einzubinden, ohne sie abzuwerten oder sogar ganz auszugrenzen. Dann gelingt es mit den angesprochenen Hilfen, Gesprächspartnern oder auch professionellen Helfern den Umgang mit der Wahrheit so früh wie möglich anzunehmen, sie bewusst zu vermitteln und dem Kind damit zu helfen, seine schwierige Lebensgeschichte zu bewältigen.

Elisabeth Sow ist Studentin im Masterstudiengang Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik.

 

Literaturliste

Breitinger, Eric  (2016): Adoptiert Eine lebenslange Aufgabe. Freiburg: Verlag Herder.
Homeier, Schirin und Wiemann Irmale (2016): Herzwurzeln, Frankfurt: Mabuse Verlag.
Pohl, Elke (2004): Adoption Ihr Kinderwunsch wird Realität. Stuttgart: Urania Verlag.
Schröder, Lena (2019): Adoption in Worte fassen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Swientek, Christine (1993): Was Adoptivkinder wissen sollten und wie man es ihnen sagen kann. Freiburg: Verlag Herder.
Swientek, Christine (1993): Wer sagt mir, wessen Kind ich bin?. Freiburg: Verlag Herder.
Wiemann, Irmela (2001):  Wie viel Wahrheit braucht mein Kind? Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
online Artikel:
Apfel, Petra
(2014): Adoptierte Kinder: Wer bin ich und woher komme ich?.