Hochschulleben Wechselseitiger Wissenstransfer

Die Alumnimanagerin Kerstin Miersch im Interview

Porträt von Kerstin Miersch mit kurzen Haaren und schwarzer Bluse
Alumnibeauftragte Kerstin Miersch privat

Frau Miersch, Sie sind seit 2010 für die Alumniarbeit zuständig und haben in dieser Zeit vieles weiterentwickelt. Können Sie uns ein bisschen über die Anfänge berichten? Was haben Sie schon vorgefunden an der ASH Berlin?

Strukturen der Alumniarbeit waren schon lange vorhanden, als ich den Aufgabenbereich übernommen habe. Ehemalige und nach wie vor Mitarbeitende der ASH Berlin haben sich für den Aufbau des Alumninetzwerkes stark gemacht. Hier zu nennen sind vor allem: Robert Kircher-Reinecke, Annett Eckloff und Michael Jannowitz. Auch in vielen Abteilungen der Hochschule war die Alumniarbeit schon strukturell verankert: in der Abteilung Weiterbildung, in der Hochschulkommunikation und im Karriereservice.
Der Verdienst meiner Vorgänger_innen besteht meiner Meinung nach vor allem darin, dass sie die Idee von Alumninetzwerke auf Friendraising Basis an der ASH Berlin bekannt machten. So konnte bis Ende Oktober 2022 ein Netzwerk mit 2.506 Freunden_innen der ASH Berlin entstehen. Über 2.500 Absolvent_innen haben sich in das Netzwerk eingeschrieben und interessieren sich für den wechselseitigen Austausch mit der Hochschule. Sie nehmen also die Einladung der Hochschule an für den lebendigen Dialog zwischen Theorie und Praxis. Das ist schon ein Erfolg, auf den die ASH Berlin stolz sein kann. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass viele Alumni stille Mitglieder des Netzwerkes sind. Es muss also in den nächsten Jahren verstärkt darum gehen, stille Mitglieder als aktive Mitglieder des Netzwerkes (Brainraising) zu gewinnen.

 

Da schließt sich die Frage an, warum sollten ehemalige Mitglieder der Hochschule weiter gemeinsam mit Hochschulmitgliedern aktiv sein? Warum wurde Alumniarbeit an deutschen Hochschulen etabliert? Was ist das Ziel? Welchen Sinn macht dies Ihrer Meinung nach?

Im Blickpunkt stehen momentan vorrangig unsere ehemaligen Studierenden. Mittel- und langfristig gedacht können jedoch alle ehemalige Mitglieder der Hochschule als Alumni verstanden werden. Ziel ist die Bindung aller Hochschulmitglieder an die Hochschule und an den Standort Berlin im Sinne des wechselseitigen Austauschs und lebensbegleitenden Lernens.
Von der Kooperation mit ehemaligen Studierenden versprechen wir uns eine gute Zusammenarbeit mit Praktiker_innen, im Sinne einer wissenschaftlich und praxisorientierten Ausbildung, und einen Transfer der wissensorientierten Bedarfe von Praktiker_innen in die Hochschule zurück. Auch die Anregungen von Alumni, bspw. Neuerungen im Arbeitsmarkt, werden in die Lehre und in das Weiterbildungsprogramm transportiert. Dies ermöglicht der Hochschule, ihre Bildungsangebote mehr auf den Fachkräftemarkt auszurichten und Praktikerinnen und Praktiker an neueste Entwicklungen in Theorie und Wissenschaft heranzuführen.  Im besten Fall findet so ein wechselseitiger Wissenstransfer zum Nutzen aller statt. Dieser wechselseitige Wissenstransfer ist ein Hauptanliegen der Alumnistrategie genauso wie die Vernetzung von Ehemaligen miteinander.
Die Absolvent_innen sind zudem Repräsentant_innen der Hochschule und können ein positives Bild von der Hochschule nach außen tragen. Sie sorgen damit kurz-, mittel-, und langfristig für ein positives Image der Hochschule in der deutschen und internationalen Bildungs- und Professionslandschaft. Sie können als Botschafter_innen verstanden werden, die die Institution ASH Berlin und deren Anliegen stärken.
Ehemalige Studierende sind potenzielle Nutzer_innen von Angeboten des Zentrums für Weiterbildung, von Masterstudiengängen und Tagungen. Absolvent_innen können Mentor_innen bei Abschlussarbeiten und Praktika derzeitig Studierender sein. Damit werden sowohl eine Bindung zwischen Hochschule und Praxis intensiviert als auch der Übergang der Studierenden in die weitere berufliche und oder wissenschaftliche Laufbahn erleichtert.
Durch die Absolvent_innen kann die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Hochschule in Forschungsprojekten ausgebaut werden, indem Praxisprojekte die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation nachfragen oder umgekehrt Hochschullehrende an Ausschreibungen von Drittmitteln gemeinsam mit Vertreter_innen der Praxis teilnehmen. Die Zusammenarbeit zielt immer in beide Richtungen, von der Hochschule in die Praxis und von der Praxis in die Hochschule.
Hochschul- und Praxismitglieder übernehmen auf diese Weise Verantwortung für die Entwicklung nachfolgender Generationen und Absolvent_innen. Sie tragen zu einem positiven Image der Hochschule auch in einer breiten Öffentlichkeit (Presse, Wissenschaft, Politik) bei. Nach dem Beispiel anderer Hochschulen ist auch denkbar, dass Privatpersonen einen Förderverein „Freund_innen der ASH Berlin“ gründen und aus Spenden bspw. Stipendien an finanziell benachteiligte Studierende vergeben werden.
Ich denke, es sollte immer im Bewusstsein sein, dass wir als Hochschule den Auftrag haben, bei der Stärkung von sozialer Entwicklung und Inklusion einen Beitrag zu leisten und damit die Gesellschaft zu einer lebenswerteren für alle ihre Mitglieder zu machen. Allein dies ist meines Erachtens ein guter Grund, die Hochschule und ihre Ziele als Alumni auch nach dem Abschluss des Studiums weiter zu unterstützen.

 

Wer waren bisher Ihre größten Unterstützer_innen im Haus?

Die Hochschulleitung, insbesondere die Rektorin Prof. Dr. Bettina Völter unterstützt das Netzwerk, in dem sie sich für die Existenz von Alumniarbeit an der ASH Berlin bekennt. Besonders wichtig war Prof. Dr. Rita Hansjürgens, die bisherige Alumnibeauftragte der ASH Berlin, unter deren Verantwortung das Netzwerk in den letzten zwei Jahren gewachsen ist. So haben wir gemeinsam erstmals neue Strukturelemente wie z. B. den 1. Alumnitag an der ASH Berlin realisiert. Auch für die Entwicklung der momentan vorliegenden Konzeption, die eine Diskussionsbasis für alle an der Alumnistrategie Interessierten ist, hat sich Rita Hansjürgens sehr stark gemacht. Auf ihren Einsatz geht ebenfalls zurück, dass ein Netzwerk aus Mitgliedern der Studiengangsleitungen, Studiengangskoordinator_innen, Hochschullehrenden und Alumni an der ASH Berlin entstanden ist, deren Aktive sich nun regelmäßig treffen und gemeinsam für die Alumniarbeit an der ASH Berlin Verantwortung übernehmen. Zu nennen ist ebenfalls die Abteilung Hochschulkommunikation, die mit mir zuverlässig und kontinuierlich zusammenarbeitet und der die Alumniarbeit an der ASH Berlin einige erfolgreiche Kommunikations-Ideen zu verdanken hat.  

 

„Die Absolvent_innen sind zudem Repräsentant_innen der Hochschule und können ein positives Bild von der Hochschule nach außen tragen."

 

Wie sieht die Alumniarbeit regional und national aus? Sind Sie vernetzt mit anderen Alumnimanager_innen? Und gibt es regelmäßige Treffen? Worüber tauschen Sie sich aus, was konnten Sie schon konkret aus diesem Austauschen mitbringen an die ASH Berlin?

Die ASH Berlin ist Mitglied im alumni-clubs.net e.V. (acn). Dieser Verein ist der DACH-Verband der Alumni-Organisationen im deutschsprachigen Raum und repräsentiert Hochschulen, Alumni-Vereine, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, universitäre Fördergesellschaften oder hochschulnahe Institutionen. Der Dachverband organisiert jährlich eine Konferenz an einer der vielen unterschiedlichen Hochschulen als Ort des fachlichen Austausches und der Vernetzung zu allen wichtigen Feldern der Beziehungspflege zu Alumni.
Darüber hinaus sind die Mitglieder des Vereins in Regionalgruppen organisiert. Es existieren mittlerweile fünf Regionalgruppen – Ost-, West-, Süd-, Nord-Deutschland. Zur Regionalgruppe Ost von alumni clubs net. e.V. gehört die ASH Berlin. Wir treffen uns zweimal im Jahr zu einem fachlichen Austausch an einer der zur Regionalgruppe gehörenden Institution. Die Themen bei den Vernetzungstreffen sind vielfältig. Im nächsten Regionalgruppentreffen diskutieren wir z. B.  das Thema Hochschulinternes Alumni-Marketing / interne Lobbyarbeit – Zusammenarbeit mit anderen Organisationseinheiten innerhalb der Hochschule. Weitere Themen sind z. B. der Einsatz von Alumni bei der Gewinnung von Studierenden, Alumniporträts, der Einsatz von Filmen mit Alumni für die positive und authentische Repräsentation der Institution und moderne Datenbanken für das Kontaktdaten- und Veranstaltungsmanagement etc.

 

Eine wichtige Möglichkeit sind die Alumniporträts. Wie muss man sich das vorstellen? Kommen die Alumni auf Sie zu?

Wir ermutigen ehemalige Absolvent_innen der ASH Berlin, ihre Berufs- und Karrierewege im Hochschulmagazin alice und auf der Internetseite der ASH Berlin vorzustellen. Barbara Halstenberg von der Hochschulkommunikation realisiert die Interviews.
Auf diese Weise werden Vorbilder in den Studiengängen der ASH Berlin sichtbarer und Karrieremöglichkeiten in den gezeigten Berufsfeldern einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Die Studiengänge können die Internetseite nutzen, um gezielt auf Absolvent_innen in ihren Studiengängen aufmerksam zu machen – selbstverständlich mit dem Ziel, die akademischen Angebote erfolgreich in der Öffentlichkeit zu vermarkten. Ehemalige Absolvent_innen können auf diese Weise für sich werben und sich im öffentlichen Raum stärker bekannter machen.
Wir freuen uns über jeden Alumnus/jede Alumna, die uns anspricht und sich im Porträt vorstellen möchte. Wir gehen auch auf Alumni zu und fragen, ob sie bereit wären, auf diese Weise einen Beitrag zu den Alumniaktivitäten an der ASH Berlin zu leisten. Eine wichtige Rolle können hier Hochschullehrende spielen und auch Studiengangskoordinator_innen, die oft Kontakte zu ehemaligen Absolvierenden der ASH Berlin pflegen und um deren Karriereverläufe wissen.

 

Als nächstes planen Sie die Silbernen und Goldenen Diplome. Das klingt sehr interessant. Können Sie kurz berichten, was sich dahinter verbirgt?

Wir möchten in Zukunft Absolvierende, deren Graduierung 25 bzw. 50 Jahre zurückliegt, in einem Festakt mit einer Urkunde ehren. Damit möchten wir ehemalige Studierende, deren Berufs- und Karrierebeginn lange und sehr lange zurückliegen an der ASH Berlin wertschätzen. Parallel wollen wir stärker in Erfahrungen bringen, wie sich Karrieren über solch lange Zeitabschnitte entwickeln können, die ja auch an unserer Institution begonnen haben. Dies ist vor allem für Studienanfänger_innen interessant und auch für lehrende Hochschulmitglieder, die den Dialog mit Vertreter_innen der Praxis schätzen. Auch ist die Gewinnung von Alumni, die nicht mehr dem Berufsleben verpflichtet sind, als Ehrenamtliche im Einsatz für die ASH Berlin denkbar, so z.B. beim Management eines Freund_innenvereins der Hochschule.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft und wie können wir alle die Alumniarbeit unterstützen?

Grundsätzlich wünsche ich mir, dass das Verständnis für den Mehrwert von Alumniaktivitäten an der ASH Berlin wächst und mehr und mehr Mitglieder der Hochschule gerne einen aktiven Beitrag leisten.

 

Vielen Dank für das Interview und weiter gutes Gelingen.

 

Weitere Informationen
Webseite des Alumni Netzwerks der ASH Berlin
Kontakt: alumni@ash-berlin.eu