Interview Pioniere in der Pflege

Rektor Uwe Bettig über die Neuerungen des Hochschulvertrags mit neuen Studiengängen, mehr Studierenden und einem akademischen Mittelbau

Porträt von Rektor Uwe Bettig vor einer Bücherwand an seinem Schreibtisch
David von Becker

alice online: Herr Bettig, der neue Hochschulvertrag sieht ein Wachstum der Studierendenzahl um fast ein Drittel vor, von momentan 3.700 auf 4.700. Dieser Wachstum soll durch neue Studiengänge und neue Kohorten in bereits etablierten Studiengängen realisiert werden. Welche Chancen ergeben sich daraus für die Studierenden?

Bettig: Die ASH Berlin wird weiter ihr Profil schärfen und als größte SAGE-Hochschule Deutschlands mit großer Forschungsstärke wahrgenommen. Das spiegelt sich im Wert eines Abschlusses sicherlich wieder. Zudem bedeutet die Etablierung eines Wissenschaftlichen Mittelbaus eine Chance, an der Akademisierung und Professionalisierung der Sozial- und Gesundheitsberufe mitzuwirken.

 

alice online: Im Hochschulvertrag wurde auch ein Mittelbau für Hochschulen beschlossen. Wie sieht das konkret in der Umsetzung aus?

Bettig: Rechnerisch erhalten wir (gestuft bis 2022) 15 Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen. Diese können entweder als befristete Qualifizierungsstellen mit einem Lehrdeputat von 4 Semesterwochenstunden (SWS) oder als unbefristete Funktionsstellen mit einem Lehrdeputat von 8 SWS ausgestaltet werden. Wir sind nun gefordert, ein Konzept zu erstellen, das für Absolvent_innen der ASH Berlin attraktiv ist und unsere Kompetenzen in Forschung und Lehre weiter ausbaut. Gleichzeitig muss es gelingen, Promotionsmöglichkeiten zu schaffen. Leider ist es nicht gelungen, ein eigenständiges Promotionsrecht für Fachhochschulen in Berlin durchzusetzen.

 

alice online: Bis 2022 wird die ASH Berlin 1000 neue Studierende bekommen. Wie werden die Lehrenden und die Verwaltung dabei unterstützt, diese zusätzlichen Studierenden gut zu betreuen?

Bettig: Wir haben in den Vertragsverhandlungen immer klar gemacht, dass weiteres Wachstum nur möglich ist, wenn sowohl die hauptamtliche Lehre als auch die Verwaltung einen entsprechenden personellen Aufwuchs erfahren. Diese Position hat auch Gehör gefunden, so dass wir in der Verwaltung, insbesondere der Studierendenverwaltung, mehr Personal einstellen können.

 

„Die ASH Berlin, als größte SAGE-Hochschule Deutschlands, wird mit großer Forschungsstärke wahrgenommen.“

 

alice online: Wie werden die neuen, geplanten Studiengänge das Profil der Hochschule schärfen?

Bettig: Die Etablierung der Studiengänge „Pflege“ (primärqualifizierend) und „Health Care Professional“ an der Alice Salomon Hochschule Berlin sind ein Beleg dafür, dass wir als Akteure im Feld der Gesundheit in Berlin eine starke Position einnehmen. Wir dürfen als Pioniere – wie schon ab 2004 bei der frühkindlichen Bildung und der Physio- und Ergotherapie – an der Akademisierung des Feldes mitarbeiten und diese gestalten. Die Schaffung eines weiteren Masterstudiengangs in der Sozialen Arbeit ist eine Folge des Fachkräftemangels in diesem Bereich und ermöglicht eine weitere Themensetzung neben unserem bisherigen Studiengang „Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik“. Unsere Absolvent_innen haben gute Chancen, Führungspositionen zu erreichen und somit den SAGE-Bereich mit zu gestalten. Generell bedeutet der Aufwuchs auch einen weiteren Ausbau unserer Forschungsaktivitäten, was zum einen der Lehre zu Gute kommt und zum anderen neue Erkenntnisse für die Praxis generiert.

 

alice online: Welche denkbaren Profile gibt es für den neuen konsekutiven Master Soziale Arbeit?

Bettig: Hier werden wir als Hochschulleitung keine Vorgaben machen. Die Kolleg_innen im Bereich der Sozialen Arbeit haben sich über Bedarfe und sinnvolle Angebote bereits intensiv Gedanken gemacht und werden das in ein Studienangebot überführen. Wichtig für uns ist natürlich, dass wir die Übergangsquote vom Bachelor- zum Masterstudium erhöhen und unseren Studierenden ein attraktives Angebot machen, das auch am Arbeitsmarkt nachgefragt werden wird.

 

alice online: Bis zum Neubau sollen aufgrund der räumlich beschränkten Kapazitäten Räume im Bezirk angemietet werden. Wie konkret sind diese Pläne und wer soll diese Räume nutzen?

Bettig: Wir erhalten in der Tat eine nennenswerte Summe zur Anmietung von Räumlichkeiten. Das werden wir nutzen, um in größtmöglicher Nähe zur ASH Berlin Büro- und Seminarräume anzumieten. Das kommt natürlich allen an der ASH Berlin arbeitenden Personen und auch den Studierenden direkt zu Gute, da wir aktuell an großer Raumknappheit leiden. Wir sind bereits in konkreten Verhandlungen diesbezüglich.