Im Wintersemester 23/24 und Sommersemester 24 fanden insgesamt drei Werkstatt-Gespräche zum Thema „Schutz in Praxisphasen“ statt. Ziele und Anliegen der Werkstatt-Gespräche waren die Vernetzung aller relevanter Akteur_innen, um gemeinsam Herausforderungen zum Thema Schutz in Praxisphasen zu identifizieren, einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und gemeinsam verbindliche strukturelle Lösungen zum Schließen dieser Lücken zu entwickeln.
Ausgangspunkt war die Identifikation von Schutzlücken bezüglich verschiedener Formen von Diskriminierung im Rahmen der Sage SAGE! Schwerpunktprofessur durch Prof. Dr. Nivedita Prasad, die inzwischen 17 solcher Lücken dokumentiert hat. Eine davon betrifft den Schutz von Studierenden in Praxisphasen vor Diskriminierung (z.B. sexuell konnotiertes Verhalten), fehlende Anleitung oder die Nichteinhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Bei den diskriminierenden Vorfällen handelt es sich sowohl um diskriminierende Vorfälle gegenüber Studierenden als auch gegenüber Klient_innen oder Kolleg_innen an den Praxisorten.
Sowohl Praktikumsordnungen aller Studiengänge als auch die „Antidiskriminierungssatzung zum Schutz vor Diskriminierung, sexualisierter Diskriminierung und Gewalt, Mobbing und Stalking“ verpflichten die ASH Berlin, dafür Sorge zu tragen, dass Studierende auch im Rahmen ihrer Praktika vor Diskriminierung, arbeitsrechtlichen Verstößen und unangemessenem Verhalten geschützt sind.
Um die identifizierten Schutzlücken zu schließen, hatten Prof. Dr. Anja Voss – Prorektorin für Studium, Lehre und Digitalisierung, Prof. Dr. Nivedita Prasad - Inhaberin Sage SAGE! Schwerpunktprofessur für Gleichstellung, Diversität und Antidiskriminierung, Peps Gutsche - Referent_in im Projekt „Positioniert und sichtbar - Schutzkonzept der ASH Berlin zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt und antifeministischen Angriffen“ (Arbeitsbereich InPuT) und Urte Böhm – Referentin Strategie, Innovation und Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre (KomNetz-QSL) zu Werkstatt-Gesprächen eingeladen. Peps Gutsche und Urte Böhm haben die Werkstatt-Gespräche konzeptionell gestaltet, durchgeführt und moderiert. Zola Kappauf, Wissenschaftsmanagerin des Sage SAGE! Projekts hat die Dokumentation übernommen.
Gemeinsam Studium und Lehre weiterentwickeln
Zuständige Personen aus beiden Fachbereichen, Lehrende und Modulbeauftragte der verschiedenen Studiengänge, Studierende, Mitarbeitende aus der Verwaltung der Fachbereiche, Praktikumsverwaltung und -beratung, International Office, Allgemeine Studienberatung und Studiengangskoordinationen konnten erstmalig in diesem neuen und für das Thema eigens entwickelten Format „Werkstatt-Gespräche“ zusammenkommen, um im Sinne des Leitbild Lernen und Lehren Studium und Lehre als Gemeinschaftsaufgabe weiterzuentwickeln. Das gemeinsame Ziel der Verbesserung der Praxisphasen wurde dabei in unterschiedlichen thematischen Austauschrunden fachbereichs-, studiengangs- und arbeitsbereichsübergreifend sichtbar.
Hervorzuheben ist das innovative Format: So boten die Werkstatt-Gespräche in kurzer Zeit einen gezielten moderierten Ort für Erarbeitungen in Kleingruppen ebenso wie fachliche Einblicke in Good-Practice-Beispiele. Eine methodische Rahmung und die Visualisierung der Arbeitsergebnisse erleichterte es, zentrale Punkte zu extrahieren. Die produktive Energie des gemeinsamen Austauschs bot einen wertvollen Beitrag zur Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre, zur Umsetzung des Leitbilds Lernen und Lehren und zur Stärkung des Diskriminierungsschutzes an der ASH Berlin.
Good-Practice-Beispiele wurden von Prof Dr. Katja Boguth und Prof. Dr. Claudia Hruska zur Stärkung des Schutzes von Studierenden in Praxisphasen eingebracht. Ein im Studiengang „Erziehung und Bildung in der Kindheit“ erprobter Meldebogen wurde im Rahmen der Werkstatt-Gespräche weiterentwickelt und wird nun im BA Soziale Arbeit punktuell erprobt. Ziel ist es, diesen Bogen in möglichst vielen Studiengängen der ASH Berlin zu verankern. Dieser Meldebogen soll die Qualität der Praxisstellen sichern, Studierenden die Möglichkeit geben, kritisches Handeln zurückzumelden und der Hochschule ermöglichen, ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Studierenden auch in den Praxisphasen nachzukommen.
Darüber hinaus ist das Thema „Schutz in Praxisphasen“ im Verlauf der Werkstatt-Gespräche an vielen Stellen der Hochschule sehr viel präsenter geworden: Das International Office bietet ausführliche Beratungsgespräche zur Unterstützung bei Praktika im Ausland. Im Fachbereich 1 gibt es regelmäßigen Austausch zu dem Thema, seit dem 1. September unterstützt zusätzlich das neu eingerichtete Praxisreferat die Praktikumsverwaltung und die Studierenden der Sozialen Arbeit. Im Rahmen der Schutzkonzeptentwicklung zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Diskriminierung und Gewalt wird vor der Praxisphase im BA Pflege und im MA MQG für das Thema sensibilisiert.
Darüber hinaus wurden von den Anwesenden folgende gemeinsame Empfehlungen an relevante Akteur_innen entwickelt: So wird die Einführung des Meldebogens ebenso empfohlen wie die stärkere Sichtbarmachung von Vernetzungs- und Informationsangeboten. Einmal jährlich soll ein fachbereichsübergreifender Austausch zu dem Thema stattfinden und der Schutz in Praxisphasen in das Prozess- und Qualitätsmanagement sowie das Qualitätsmanagement in Studium und Lehre integriert werden. Ebenso wird empfohlen, das Thema „Schutz in Praxisphasen“ als strategisches und zu operationalisierendes Ziel in den Fachbereichen zu implementieren und deren Umsetzung regelmäßig zu monitoren.
Wie geht es weiter?
Die nächsten Schritte sind nun die Implementierung und Anpassung für die jeweiligen Studiengänge und eine Umsetzung der in der Dokumentation nachgezeichneten Empfehlungen. Die Dokumentationen der Werkstatt-Gespräche sind bei der Referentin für Strategie, Innovation und Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre (KomNetz-QSL), Urte Böhm, anzufragen.