Zum Auftakt des Wahlkampfs lud die Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) im Juli 2016 die wissenschaftspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der derzeit im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Fraktionen zum „Hochschulpolitischen Wahlcheck“ nach Hellersdorf ein. Die Vertreter und Vertreterinnen der Parteien stellten in der Diskussion den Fachhochschulen ein Promotionsrecht in Aussicht.
Die Hochschule möchte mit dem dafür entwickelten Format „Hochschulpolitischer Wahlcheck“ Akteurinnen/Akteuren und Interessierten ein Forum bieten, um sich über Positionen und Programme der Parteien zu informieren. In seinem Eingangsstatement erinnerte Prof. Dr. Uwe Bettig, Rektor der ASH Berlin, die Parteienvertreter/-innen daran, dass „der gemeinsame Strukturbericht der staatlichen Hochschulen darstellt, wie diese die regionale Wirtschaft stärken“ und erfuhr stellvertretend für alle Berliner Hochschulen für angewandte Wissenschaften parteiübergreifend große Wertschätzung. Dennoch bemängelte Bettig, dass „die Arbeit am Menschen, die bei den an der ASH Berlin gelehrten Fächern im Vordergrund steht, von der Politik stiefmütterlich behandelt wird“.
Promotionsrecht für Wissenschaften ohne universitäres Pendant
Moderiert von Dr. Anja Kühne, Redakteurin des Tagesspiegel und Expertin für Bildungspolitik, entwickelte sich eine lebhafte und kenntnisreiche Diskussion über die Rolle der Hochschulen im Berliner Wissenschaftsraum.
Vor allem zu dem Thema Promotionsrecht für Fachhochschulen bezogen die Parteien Stellung, nachdem Bettig bemängelte, dass „Universitäten den wissenschaftlichen Nachwuchs der Hochschulen nur sehr unzureichend ausbilden und dem durch eine Gewährung des Promotionsrechts für Hochschulen entgegen gewirkt werden kann“.
Während sich Lars Oberg von der regierenden SPD zögerlich zeigte, forderten Franz-Josef Schmitt (Piraten) und Tobias Schulze (Die Linke) dieses den Fachhochschulen zuzugestehen. Anja Schillhaneck (Bündnis 90/ Die Grünen) ging ins Detail: „Nicht alle Hochschulen wollen das Promotionsrecht, aber über Disziplinen, in denen es kein universitäres Pendant gibt, muss darüber gesprochen werden. Die Wissenschaftlichkeit zu sichern, könnte ein Sonderrecht erzwingen.“ Damit bekannten sich die Parteien überraschend klar und mehrheitlich zum Promotionsrecht für Fachhochschulen, womit für diese neue Perspektiven erwachsen.
"Forschung an Fachhochschulen ist erwünscht"
Im Bereich Forschung solle sich Strukturelles ändern, diese wieder dem Bildungsressort zugeordnet und „mit mehr Geld ausgestattet werden“, so Oberg (SPD). Dem schloss sich Schillhaneck (Grüne), die andere „Rahmenbedingungen schaffen will“ und klarstellte: „Forschung an Fachhochschulen ist erwünscht“ ebenso an, wie Schulze (Linke), der forderte, dass „FH-Professoren forschen dürfen müssen“. Worte, die vor allem bei den im Institut für angewandte Forschung (IFAF) Forschenden gut ankamen.
Auch Themen wie die grundständige Finanzierung der Fachhochschulen in Berlin oder die Aufgabe der Integration von Geflüchteten beleuchteten die Anwesenden aus der jeweiligen Parteien-Perspektive und gaben Anlass zu Hoffnung auf Verbesserung der Lage, blieben aber weniger konkret als etwa beim Promotionsrecht.
Am 5. Juli 2016 diskutierten beim „Hochschulpolitischen Wahlcheck“ im Audimax der ASH Berlin:
- Lars Oberg, Wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion
- Anja Schillhaneck, Wissenschaftspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
- Franz-Josef Schmitt, Bildungsbeauftragter der Piraten-Fraktion
- Tobias Schulze, Mitglied des Landesvorstands der LINKEN Berlin und Kandidat für das Abgeordnetenhaus
Dr. Hans-Christian Hausmann (CDU) musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen und konnte keine Vertretung schicken. Die Hochschulpositionen vertrat Prof. Dr. Uwe Bettig, Rektor der Alice Salomon Hochschule Berlin. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Anja Kühne (Der Tagesspiegel).