Hochschulleben Hochschul_Leben aktiv gestalten

Rückblick auf den Hochschultag mit Austausch und Networking

Hochschulangehörige im Austausch an einem Tisch
ASH Berlin

Der Hochschultag im Sommersemester 2023 fand am Mittwoch, den 7. Juni 2023 statt und widmete sich dem Hochschulleben an der ASH Berlin. Im Mittelpunkt standen folgende Fragen: Wie haben sich die Studien- und Arbeitsbedingungen durch die Corona-Pandemie verändert? Und wie haben wir uns verändert? Wie möchten wir die ASH Berlin als Lebens-, Studien- und Arbeitswelt gestalten? Was zeichnet unsere Hochschule aus? 
Der Hochschultag diente dem Austausch und der Verständigung. Er bot Impulse zum Lernen und Lehren, Räume zur (Selbst-)Reflexion, für den Austausch und das Kennenlernen sowie für Ideen für die Entwicklung von tragfähigen Zukunftskonzepten und -strategien.  
Teilgenommen haben Hochschulangehörige aller Mitgliedergruppen und Bereiche: Studierende, Lehrende, Mitarbeitende in Technik, Service und Verwaltung, wissenschaftliche Mitarbeitende.

Einblicke in die Arbeit der Vorbereitungsgruppe aus studentischer Perspektive

Die Vorbereitungsgruppe traf sich zuerst im März, um den Rahmen und die Zielsetzung festzulegen. Für einige der beteiligten Studierenden war es das erste Mal, diesen Prozess der Planung und Vorbereitung mitzugestalten. Demnach waren die Studierenden dankbar für die Strukturvorgabe und die Einschätzung erfahrenerer Mitwirkender. Die Treffen fanden online statt und Hilfsmittel wie Etherpads und Moodle erleichterten uns die Übersicht und Organisation. Die Mitwirkenden in der Vorbereitungsgruppe trafen sich nahezu wöchentlich für die Planung, brachten sich auf den neuesten Stand und verteilten Aufgaben untereinander.
 
Den Mitwirkenden war es wichtig, eine Vielzahl von Stimmen aus der Hochschule einzufangen. So entstanden die Leitfragen „Was braucht es, damit ich die Hochschule als meine Hochschule sehe und schätze?“ und "Wie müsste sich der Hochschulalltag verändern, damit der Lernort für mich attraktiver und zu einem Ort wird, an dem ich mich gerne länger aufhalte?”
Daraus resultierte die Idee, eine Vernetzungsmöglichkeit für die verschiedenen Initiativen und Gruppen an der Hochschule ins Leben zu rufen. Projekte und Initiativen konnten sich so untereinander austauschen, um in Zukunft enger miteinander zu kooperieren. Das Ziel sollte sein, aufzuzeigen, welche Ressourcen und wie viele Initiativen es bereits an unserer Hochschule gibt und wie vielseitig diese sich engagieren können, um aktiv am Hochschulleben teilzunehmen und sich daraus resultierend an der Hochschulpolitik zu beteiligen.
 
Eine weitere Leitfrage lautete, wie die Teilhabe und Partizipation an der Hochschule gestärkt werden kann und was es dafür braucht. Zum Beispiel, dass Übersetzung in Englisch und Dolmetscher_in für deutsche Gebärdensprache als feste Bestandteile auf Hochschulveranstaltungen etabliert werden sollte. Die Umsetzung stellte sich so kurzfristig jedoch als Herausforderung für den Hochschultag dar. 
Insgesamt empfanden die Studierenden die Zusammenarbeit als sehr produktiv, kooperativ und auf Augenhöhe. 
 
Programm 
 
In interaktiven Formaten der Murmelgruppen und des Kitchen Tables fand ein dialogischer Austausch zu Themen statt, die das Hochschul_Leben gerade ausmachen, erschweren und interessant gestalten. Die unterschiedlichen Beteiligungsgruppen der ASH Berlin haben diskutiert, sich positioniert, gestritten und auch nach Konsens gesucht. Das Interesse an den Vernetzungsmöglichkeiten war groß und in 10 Networking Spaces stellten Initiativen, AGs und Projekte ihre Arbeit vor und boten Möglichkeiten an, ins Gespräch zu kommen, z.B. zu Themen wie Nachhaltigkeit oder "Bildung in Präsenz". Die international student initiative (ISI) stellte ihre Arbeit vor, ebenso die Care-Initiative, die unter dem Titel "Soziale Arbeit am Limit? Selbstorganisation!" auch Julia Dück, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di Berlin-Brandenburg, eingeladen hatte. 
Abschließend wurde die Bedeutsamkeit von Räumen, im Sinne von Lern-, Beteiligungs- und Freiräumen als Schlüsselthema identifiziert, ebenso transparente und partizipative Kommunikationsformen, die es an der ASH Berlin braucht, um die Hochschule zu einem attraktiven Bildungssetting zu machen.         
 
Stimmen aus der Vorbereitungsgruppe
 
Als neue Prorektorin für Lehre, Studium und Digitalisierung habe ich den Hochschultag mit seiner thematischen Ausrichtung zum einen in meinem Zuständigkeitsbereich gesehen, zum anderen fand ich eine Organisation mit den Beteiligungsgruppen der ASH anstatt für sie interessant und zum Titel des Tages passend. Das spezifische Wissen und die unterschiedlichen Ideen der Beteiligten sowie die geteilte Verantwortung haben den Planungs- und Orgaprozess für mich bereichert. (Anja Voss)
 
Mit meiner Perspektive aus dem Bereich der Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre, im Rahmen derer mir die Förderung von Partizipation und Teilhabe von Studierenden und das "Schaffen von Räumen zum Experimentieren, Streiten, Reflektieren und Kritisieren" sowie die Gestaltung von Lernen und Lehren (in gemeinsamer Verantwortung" entsprechend des Leitbild Lernen und Lehren ein großes Anliegen sind, fand ich es besonders wichtig und anregend, dass von Anfang an Studierende in der Arbeitsgruppe mitgearbeitet haben und ihre Perspektiven auf Fragen rund um die Gestaltung des Hochschul_Lebens sowohl in der Arbeitsgruppe als auch beim Hochschultag eingebracht haben. So konnte ein Ort des Austauschs, des Zuhörens und des voneinander Lernens geschaffen werden. (Urte Böhm)
 
Als neue Referentin für die (Neu-)Gestaltung der fachübergreifenden Studieneingangsphase war es mir ein Anliegen, schnell einen Einblick in die Hochschule zu bekommen. Die Zusammenarbeit in der Vorbereitungsgruppe ermöglichte mir einen Zugang zu verschiedenen Akteur_innen der Hochschule, welche ich sonst in der Art und Weise nicht kennengelernt hätte. Insbesondere hier der Kontakt zu den Hochschulinitiativen, welche an der Vorbereitung mitgewirkt haben (Kleo Streichert).
 
Als Studentin und Mitglied der Nachhaltigkeitsinitiative TrASHform bin ich eher durch Zufall in die Vorbereitungsgruppe geraten. Fand es aber von Anfang an interessant, mal eine größere Veranstaltung mit verschiedenen Aktuer_innen aus der Hochschule zu planen und dabei in alle Entscheidungen einbezogen zu werden. Vor allem, da es sich durch Corona erst seit 2023 so richtig nach studieren anfühlt und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich als Neue in eine Initiative zu trauen. (Vanessa Kron)
 
Dank der Möglichkeit, an der Hochschule als studentische Hilfskraft zu arbeiten, nahm ich zuerst eher informativ an dem ersten Treffen zur Planung des Hochschultags teil. Daraus entwickelte sich jedoch schnell eine intrinsische Motivation, mich aktiv an hochschulpolitischen Diskursen zu beteiligen, den Hochschultag mit zu organisieren und diesen am Ende gemeinsam mit Johannes Verch zu moderieren. Ich konnte meine Ideen in der Planungsphase sowie in der Organisation miteinbringen und erhielt in der Rolle als Moderatorin, mehr Selbstsicherheit im Sprechen vor größeren Versammlungen. (Anne Maria Wünsch)
 
Der Hochschultag bot für mich offene Diskursgelegenheiten, ein tolles Vorbereitungsteam und intensive Begegnungen wie zugleich eine (wiederholt) zahlen- und zusammensetzungsmäßig schwache Teilnahme-Resonanz, so dass sich m.E. die im Ausblick formulierte Frage nach dem zukünftigen Format stellt. (Johannes Verch)
 
Als eine internationale Studentin und Mitglied von ISI und des "Start with a PEER" Projekts war es wichtig für mich ein zweites Mal Teil der Organisationsgruppe für den Hochschultag zu sein, um auf die Bedürfnisse der internationalen Studierenden aufmerksam zu machen. Leider wurde weder während der Vorbereitung noch während der Hochschultags Übersetzungen angeboten. Daher ist es noch ein weiter Weg bis zur vollständigen Inklusion. Trotzdem bin ich dankbar an der Planung mit Beiträgen in Englisch teilnehmen zu dürfen und dies zeigt auch, dass Änderungen langsam passieren und wir insgesamt auf einem guten Weg sind. (Chrystel Brisson)
 
Als Studierende des SWHR Masters, Mitglied von ISI und des „Start with a PEER“ Projekts war es mein Ziel, schon bei der Vorbereitung dieses Hochschultags bisherige Erfahrungen und Erkenntnisse einfließen zu lassen mit dem Ziel studentische Perspektiven von Beginn an mitzudenken und ihnen mehr Raum zu geben. Ich sehe diesen Hochschultag als einen Schritt in die richtige Richtung an, der allerdings auch aufgezeigt hat, wie viele weitere Schritte für eine barrierefreie und inklusivere Gestaltung notwendig sind. (Anja Rosa Neuner)
 
Als Referent für digitale Mediendidaktik war für mich das Spektrum der studentischen Perspektiven in der Vorbereitung und Durchführung des Hochschultages besonders interessant, um diese u.a. in den postpandemischen Entwicklungsprozessen der Hochschule besser berücksichtigen zu können. Auch vor dem Hintergrund des Neubaus und den damit verbundenen Gestaltungsspielräumen wird es wichtig sein, diese Perspektiven rechtzeitig einzubeziehen. (Daniel Klenke)
 
Lessons Learned 
 
Hochschultage bieten Lernmöglichkeiten, und der Hochschultag zum Thema Hochschul_Leben macht hier keine Ausnahme. Das gewählte offene Format ermöglichte eine offene Interaktion zwischen den verschiedenen Mitgliedern - Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw. Während das offene Format eine große Stärke war, wäre eine Klärung der Methoden und Ziele für die künftige Nutzung unerlässlich. Die Diskussionen im Laufe des Tages machten deutlich, dass Vernetzungs- und Austauschplattformen benötigt werden, um die Realitäten und die Herausforderungen aller Beteiligten innerhalb der ASH zu berücksichtigen. Bemerkenswert ist, dass viele einen Mangel an Informationen über hochschulpolitische Prozesse, bestehende Initiativen und Beteiligungsmöglichkeiten angaben. Es wurde auf eine inklusive Entscheidungsfindung gedrängt, da Entscheidungen von oben nach unten oft unterschiedliche Realitäten und Konsequenzen außer Acht lassen. In diesem Sinne würde sich eine stärkere Einbeziehung von Studierenden und anderen Gruppen in die Politik und Entscheidungsfindung positiv auf das Hochschul_Leben auswirken. Der Mangel an Übersetzungen während der Vorbereitung machte erneut deutlich, dass hier eine strukturelle und dauerhafte Lösung erforderlich ist.

Auf der Grundlage unserer Erfahrungen geben wir folgende Empfehlungen für die nächsten Gruppen, die den Hochschultag planen.

Erstens:

  • Beginnen Sie mit der Konzeption und Vorbereitung mindestens sechs Monate im Voraus, um die erforderlichen Kapazitäten und Zeit einzuplanen,
  • gehen Sie nicht davon aus, dass die Teilnehmenden, die zur Ideenphase beitragen, sich auch an den Vorbereitungen beteiligen,
  • und teilen Sie die Aufgaben frühzeitig auf, um die Ressourcen zu maximieren.

Zweitens:

  • Fördern Sie die Teilnahme, indem Sie Personen aus verschiedenen Gruppen einbeziehen.
  • Die Prüfung von Vergütungsmöglichkeiten könnte die Beteiligung erhöhen.
  • Die proaktive Einladung von studentischen Hilfskräften und Initiativen könnte die studentische Beteiligung systematisch fördern.
  • Schließlich ist eine stärkere Werbung und Integration in die Gesamtstruktur der ASH Berlin erforderlich, um die Beteiligung insgesamt zu verbessern.

Ausblick

Der Hochschultag bot ein intensives Austauschforum. Die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulgruppen im Team als auch bei den Anwesenden lief geradezu paradigmatisch, die Mischung aus Planung und Improvisation stimmte. Unsere leitende Frage, wie wir an der ASH Berlin lernen, lehren und arbeiten wollen, konnte insofern beantwortet werden, dass wir mehr (und andere?) Lern-, Beteiligungs- und Freiräume ebenso brauchen wie partizipative Kommunikationsformen. Der studentische Wunsch nach einer zentralen Informationsgelegenheit für aktuelle Hochschulprozesse, der Dialog über Lehr- und Lernformate in Präsenz und digital, (mehr) Beteiligung am Campusleben aber auch längere Cafeteria-Öffnungszeiten stehen somit auf der Agenda.
Die Hochschule hat sich mit und durch Corona verändert. Es entstehen z.B. neue Lehr-/Lernstrukturen, die verunsichern und neue Rahmungen brauchen. Die Pandemie hat z.T. Studierenden- und Lehrenden-Biografien verändert und es wurde deutlich, dass wir neue Gestaltungsmöglichkeiten, neue Lernorte und Frei-, aber auch physische Begegnungsräume brauchen. Aus der Verwaltung wurde deutlich, dass diese in den aktuellen Transformationsprozessen viel stärker gehört und inhaltlich beteiligt werden muss.  
Die Gesamtzahl und nicht komplette Zusammensetzung gemäß unserem SAGE-Profil der (sehr diskursaktiven!) Teilnehmenden signalisierte "Luft nach oben". Für kommende Hochschultage regen wir an, das Format immer mal wieder zu variieren und zwischen themen- bzw. Input-geleiteten Hochschultagen (z.B. Inklusion), Diskussionsforen für alle Interessierten zum Zweck des Austauschs und der Verständigung oder einer "Mitgliederversammlung" der ASH Berlin mit dem Fokus auf konkrete Maßnahmen und Umsetzungen zu wechseln.