Am Samstag, den 28. Januar 2017, nahm die Schriftstellerin Barbara Köhler im Rahmen des Neujahrsempfangs der Alice Salomon Hochschule Berlin in der Berlinischen Galerie den Poetik Preis 2017 entgegen.
Barbara Köhler, geboren 1959 in der Nähe der sächsischen Ortschaft Amerika, lebt seit über 20 Jahren als freie Schriftstellerin in Duisburg. Nach ihrem Studium am Leipziger Institut für Literatur Johannes R. Becher arbeitete sie als freie Autorin in Chemnitz und veröffentlichte 1991 ihren ersten Gedichtband „Deutsches Roulette“. Seitdem schrieb sie zahlreiche Beiträge für Kunstzeitschriften, verfasste Gedichte und Essays, übersetzte Werke und vervollständigte ihr Schaffen mit eigenen Textinstallationen, Schriftbildern und Audio-Arbeiten. Die Kunststiftung NRW ernannte Barbara Köhler 2012 zur Thomas-Kling-Poetikdozentin und veröffentlichte drei Jahre später ihren Gedichtband „Istanbul, zusehends“, für den sie 2016 mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet wurde.
„Barbara Köhler verfasst Sprachlandschaften"
„Istanbul, zusehends“ stand auch am Abend der Preisverleihung im Fokus ihrer Lesung, die fast schon den Charakter einer Performance hatte: eine bis ins kleinste Detail durchdachte Choreografie aus eindrucksvollen Bildern und Wortspielereien, die den Kern der Bilder trafen. Eben diese Kunstfertigkeit und Begabung würdigte die Jury des Alice Salomon Poetik Preises. „Barbara Köhler verfasst Sprachlandschaften und erkundet in ihnen die menschliche Existenz. Ihre Texte sind hochmusikalische Partituren. Ihre Bilder sind so genau wir ihr Blick“, so Dr. Christiane Lange, Sprecherin der Jury und stellvertretende Leiterin des Haus für Poesie.
Eine weitere Würdigung erhielt Barbara Köhler an diesem Abend von Dr. Carola Opitz-Wiemers. Die Literaturwissenschaftlerin und Publizistin machte in ihrer Laudatio das Publikum auf ein besonderes Detail aufmerksam: „Achten sie einmal auf Barbara Köhlers rechte Hand, wenn sie ihre Texte liest: die Anmut der Geste erinnert an die eines Dirigenten, um die Gangart des Geistes auch körperlich zu intonieren. Der Geist nämlich, so Friedrich Hölderlin, kann sich nur rhythmisch ausdrücken.“
„Ein Literaturpreis über Sparten- und Gartengrenzen hinaus"
Barbara Köhler zeigte sich sehr erfreut über den Preis, den ihr Rektor Prof. Dr. Uwe Bettig übergab: „Ich habe zu danken für den Alice Salomon Poetik Preis. Dass es ihn gibt, dass er vergeben wird, dass er vergeben wird für Sprachkunst in einem – wie die Jury-Richtlinien besagen – weiten, die üblichen Vorstellungen von Literatur überschreitenden Sinne, über Sparten- und Gartengrenzen hinaus, Sprachkunst in weiteren Zusammenhängen, Verhältnissen, Beziehungsweisen; dass er vergeben wird von einer Hochschule für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik, was erst einmal ungewöhnlich genug für einen Literaturpreis anmutet, und auch vergeben, um den Namen jener außergewöhnlichen Frau, die diese Schule gründete, die ihren Namen trägt – um auch diese Frau, diesen Namen ja in einem anderen, weiteren Zusammenhang zu sehen und womöglich damit etwas bekannter zu machen.“
Der mit 6.000 Euro dotierte Preis wird jährlich an Künstler_innen vergeben, die durch ihre besondere Formensprache und Vielfalt zur Weiterentwicklung der literarischen, visuellen sowie akustischen Künste beitragen und dabei immer interdisziplinär arbeiten und wirken.
Da der Preis mit einer Dozentur verbunden ist, wird Barbara Köhler in diesem Sommersemester den Lehrveranstaltungskalender der ASH Berlin um eine Poetik Vorlesung bereichern.
Poetik Vorlesung
16. Juni 2017, 18 Uhr, ASH Berlin Audimax