Nachhaltigkeit Fast jede dritte Dienstreise mit dem Flugzeug

Ergebnisse des Nachhaltigkeitsmonitorings zu den Dienstreisen an der ASH Berlin

Die Mobilität gehört neben dem Energieverbrauch, dem Flächenmanagement, den Beschaffungen und der Abfallvermeidung zu den emissionsintensiven Bereichen, mit denen sich Hochschulen beschäftigen müssen. Mit der Klimaschutzvereinbarung hat die ASH Berlin sich dazu verpflichtet, spätestens im Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen. In den neuen Hochschulverträgen ist dieses Ziel bereits zum Jahr 2035 festgeschrieben.

Unter dem Bereich Mobilität werden an einer Hochschule die täglichen Anfahrtswege der Mitarbeiter_innen subsumiert. Hinzu kommen die Dienstreisen, Studienfahrten und Auslandsaufenthalte, die im Namen der Hochschule stattfinden. Die Klimabilanz hängt davon ab, welches Verkehrsmittel im jeweiligen Fall genutzt wird.

In Zusammenarbeit mit Stefanie Lothert (Leitung Drittmittel) und Susann Kallms (Leitung Personal) hat sich die Stabsstelle Nachhaltigkeit mit den Dienstreisen an der ASH Berlin beschäftigt. Dabei war ein erster Schritt, ein Nachhaltigkeitsmonitoring zu den Dienstreisen aufzubauen. Bisher wurden zwar die absolvierten Dienstreisen erfasst, es gab aber keinen Überblick, wie viele CO2-Emissionen damit verbunden waren. Im zweiten Schritt ging es darum, den bisherigen Dienstreiseantrag unter anderem entlang der Erkenntnisse des Nachhaltigkeitsmonitorings zu überarbeiten.

Für den Einstieg in das Nachhaltigkeitsmonitoring zu den Dienstreisen wurde das Bezugsjahr 2019 gewählt. Diese Auswahl rührte daher, dass es das letzte Jahr vor der Covid-19-Pandemie war, in der die Zahl der Dienstreisen der ASH Berlin stark zurückging. Zugleich ist das Jahr 2019 auch das Bezugsjahr der Klimaschutzvereinbarung. Um den Nachhaltigkeitsprozess der ASH Berlin gut dokumentieren zu können, schien es sinnvoll, die Bezugsjahre einheitlich zu gestalten.

Das Nachhaltigkeitsmonitoring zu den Dienstreisen im Jahr 2019 brachte folgende zentrale Ergebnisse hervor:

  1. Es wurden 369 Dienstreisen angetreten. Davon fanden 247 im Inland und 122 im Ausland statt
  2. Als Verkehrsmittel wurden für die Dienstreisen 240-mal die Bahn (entspricht einem Anteil von 65,1 Prozent), 110-mal das Flugzeug (29,8 Prozent) und 19-mal das Auto (5,1 Prozent) genutzt
  3. Fast jede dritte Dienstreise wurde somit mit dem Flugzeug absolviert
  4. Die Gesamtemissionen durch die Dienstreisen beliefen sich auf 137,8 Tonnen CO
  5. Mit Blick auf die Gesamtemissionen war die Bahnnutzung für 10,2 Tonnen CO2 verantwortlich, die Flugzeugnutzung für 125,6 Tonnen CO2 und die Autonutzung für 2 Tonnen CO2
  6. Die Flugzeugnutzung hatte somit einen Anteil von über 90 Prozent an den Gesamtemissionen.

Die überproportional hohen CO2-Emissionen durch die Flugzeugnutzung sind einmal dadurch zu erklären, dass das Flugzeug das klimaschädlichste Verkehrsmittel darstellt. Im Vergleich etwa zum Fernverkehr mit der Bahn verursacht man mit einer Flugreise rund 6-mal mehr CO2-Emissionen pro Personenkilometer (siehe z.B. Umweltbundesamt, TREMOD 6.42). Dazu werden bei Flugreisen oft deutlich größere Distanzen zurückgelegt, was in der Summe zu höheren CO2-Emissionen führt.

Für die Berechnung der CO2-Emissionswerte wurden jeweils die Distanzen der Hin- und Rückwege zugrunde gelegt. Es ist anzunehmen, dass mit diesem Vorgehen die CO2-Emissionen tendenziell unterschätzt wurden. Bei Flugreisen fliegen die Flugzeuge zum Beispiel nicht nach der Luftlinie, sondern es werden Umwege gemacht und bei interkontinentalen Flügen teils noch weitere Flughäfen angesteuert. Dies konnte aus den vorliegenden Dokumenten zu den Dienstreisen aber nicht herausgelesen werden. Ebenso wenig ließen sich die Mobilität zum Bahnhof bzw. zum Flughafen und die Mobilität vor Ort (u.a. mit einem Taxi) einbeziehen.

Will die ASH Berlin ihre Nachhaltigkeits- und Klimaschutzverpflichtungen einhalten, dann muss sie bei den Dienstreisen insbesondere die Flugreisen fokussieren. Dabei ist zu bedenken, dass hinter Flugreisen häufig ein interkultureller Austausch, internationale Netzwerke und Forschungsprojekte stehen, die für die ASH Berlin wichtig sind und zu einem Nachhaltigkeitsprofil dazugehören. Mit Blick auf den Klimaschutz ergibt sich ein Spannungsfeld, das es hochschulintern auszuhandeln gilt.

Mit der Überarbeitung des Dienstreiseantrags wurde ein erster Vorstoß in diese Richtung gewagt. Klimaschutzaspekte wurden stärker in den allgemeinen Tenor des Dienstreiseantrags aufgenommen. Das Herzstück bildet die 9-Stunden-Regel. Reiseziele, die bei schnellstmöglicher Bahnverbindung in unter 9 Stunden erreicht werden können, sollen künftig nicht mehr mit dem Flugzeug angesteuert werden. Mit dieser Regel hätten 29 Flugreisen im Jahr 2019 vermieden werden können.

Mit der 9-Stunden-Regel folgt die ASH Berlin dem Vorbild anderer Hochschulen und der Kampagne ,Unter 1.000 mach‘ ich’s nicht‘ zur Vermeidung von Kurzstreckenflügen. Das nächste Nachhaltigkeitsmonitoring zu den Dienstreisen ist für das Jahr 2024 anvisiert. Dann wird vielleicht erkennbar sein, wie sich die Dienstreisen der ASH Berlin nach der Covid-19-Pandemie entwickelt haben und wie sich die neuen Dienstreiseregelungen, die Zunahme von Online-Konferenzen und weitere Faktoren niederschlagen.

Für Fragen rund um das Nachhaltigkeitsmonitoring zu den Dienstreisen steht Ihnen die Stabsstelle Nachhaltigkeit (nachhaltigkeit@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu) gern zur Verfügung.