Was hat es eigentlich mit der Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik auf sich? Gelingt es gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, ihnen nachzugehen, tragfähige Kooperationen zu bilden und mit den gewonnenen Forschungsergebnissen in der Praxis etwas zu verändern? Auf was müssen wir uns als Praxisforschende gefasst machen?
Diesen und anderen Fragen nach Risiken und Nebenwirkungen von Praxisforschung sollte im Rahmen eines Fachtages an der ASH Berlin auf den Grund gegangen werden. Natürlich sollten darüber auch die Hauptwirkungen nicht aus dem Blick verloren werden. Eingeladen waren Akteur_innen verschiedenster Arbeitsfelder, Absolvent_innen und alle Angehörige des Studiengangs. Vorbereitet worden war der Fachtag durch ein Seminar des Masterstudienganges unter Leitung von Prof. Dr. Gesine Bär in enger Zusammenarbeit Prof. Dr. Regina Rätz und Astrid Theiler von der Studiengangsleitung und -koordination.
Das abwechslungsreiche Programm setzte sich aus unterschiedlichen Formaten zusammen: Zu Beginn des Fachtages stellten sich im Rahmen eines offenen Marktplatzes verschiedenste Praxisforschungsprojekte vor. Deutlich wurde dabei insbesondere das breite Spektrum der in Kooperation mit der ASH Berlin erforschten Themen.
Prof. Dr. Rätz begrüßte die Teilnehmer_innen und zeigte anschließend in ihrer Einführung anhand von Statistiken und Fallbeispielen auf, welche berufsbiografischen Auswirkungen mit dem Besuch des Studienganges verbunden sein können.
Aus dem Forschungsprozess berichteten nachfolgend Studierende in einer szenischen Präsentation darüber, womit sie sich in ihren Masterarbeiten beschäftigen und wie diese Erfahrungen sie persönlich berühren und verändern.
Die gesellschaftliche Bewertung von Forschung
Ein Höhepunkt des Praxistages war sicherlich der Vortrag von Prof. Dr. Maria do Mar Castro Varela. Sie beschäftigte sich darin unter anderem mit Fragen der gesellschaftlichen Bewertung von Forschung und der Gefahr des Elitären im Akademischen sowie der normativen und epistemischen Gewalt. Des Weiteren sprach sie über kolonialistische Spuren in aktuellen Problemlagen und ihrer „Beforschung“. Daraus leitete sie eine kritische und auf die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse abzielende Position ab. Deutlich wurde dabei, welche schwierige Rolle Praxisforscher_innen einnehmen, wenn sie einerseits versuchen die Themen und Probleme der Menschen aufzunehmen und andererseits dazu beitragen konkrete Lösungswege zu finden. Dialogrunden zur Reflexion und Diskussion der angesprochenen Themen rundeten diesen Teil ab.
Nach der Mittagspause fanden vier verschiedene Workshops statt: Im von Theresa Straub gestalteten Workshop ging es um die schwierigen Zugänge behinderter Menschen zu (Hochschul-)Bildung. Jennifer Hübners Workshop beschäftigte sich mit dem Ergebnistransfer auch unbequemer Ergebnisse in der sozialräumlichen Praxisforschung. Im Workshop „Kooperation zwischen Kiez und Wissenschaft(en) – Wer forscht mit wem und in wessen Auftrag?“ von Nada Bretfeld diskutierte die Gruppe. In einem weiteren Workshop stellten Dr. Hans-Ullrich Krause und Prof. Dr. Regina Rätz die Methode der Sozialpädagogischen Familiendiagnose vor. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Melanie Stampert einen Workshop zu Grenzen und Möglichkeiten in der Minderheitenforschung anbieten wollte und selbst an eine harte Grenze stieß: leider ließ sich keine Dolmetscher_in für Deutsche Gebärdensprache und Lautsprache für den Tag finden.
Im Abschlusspodium wurden die Inhalte und Ergebnisse präsentiert und sich in kleineren Murmelrunden über die Erfahrungen im besuchten Workshop ausgetauscht.
Das schlussendlich gezogene Fazit und eine kleine Evaluation zeigten den Erfolg des Tages sowie das große Interesse von Studierenden und Praktiker_innen am Thema und die Notwendigkeit den Fachtag auch im kommenden Jahr stattfinden zu lassen. Hier wird dann das zehnjährige Jubiläum des Studiengangs Anlass für weitere Denkanstöße zur Praxisforschung bieten.