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An der ASH Berlin haben Sexismus, Antifeminismus, Diskriminierung und Gewalt keinen Platz

Schutzkonzept Flyer
ASH Berlin

In dem Projekt „Positioniert und sichtbar“ entwickeln Peps Gutsche und Simone Wibbeke vom Arbeitsbereich InPuT ein Schutzkonzept zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung, Belästigung, Gewalt und antifeministischen Angriffen.

Sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt finden auch an Hochschulen statt. Laut der UniSAFE-Studie zu geschlechtsspezifischer Gewalt im akademischen Bereich, die an 46 teilnehmenden Universitäten und Forschungseinrichtungen in 15 europäischen Ländern durchgeführt wurde, erlebt fast jede_r dritte Hochschulangehörige sexualisierte Belästigung im Hochschulkontext. Dass insbesondere Frauen von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt (SDBG) betroffen sind, wird an der ASH Berlin noch dadurch verstärkt, dass Frauen*, trans*, inter und nicht-binäre Personen die Mehrheit in allen Mitgliedergruppen, insbesondere unter den Studierenden, stellen.

Da viele ASH-Wissenschaftler_innen sich in ihrer Forschung zudem mit Fragen von Geschlechterverhältnissen und Diskriminierungsmechanismen beschäftigen, sehen sie sich auch immer wieder mit antifeministischen Angriffen konfrontiert. Bekanntes Beispiel hierfür war die Debatte um den sexistisch-patriarchalen Charakter des Gedichts „avenidas“, welches von 2011 bis 2018 an der Südfassade der ASH Berlin angebracht war. Im Kontext der sogenannten „Fassadendebatte“ gerieten sowohl die ASH Berlin als Ganzes als auch einzelne Wissenschaftler_innen mehrfach in den Fokus antifeministischer Anfeindungen. Auch gesamtgesellschaftlich treten – parallel zur zunehmenden Liberalisierung von Geschlechterpolitiken sowie der Kritik an Diskriminierung, Rassismus und Sexismus – antifeministische Mobilmachungen verstärkt in Erscheinung.

Trotz regelmäßiger Fälle von SDBG und zunehmender antifeministischer Angriffe gibt es bislang an den meisten Hochschulen in Deutschland und auch an der ASH Berlin keine strukturierten Verfahrens- und Unterstützungsprozesse für Betroffene. Antifeministische Angriffe und insbesondere Erfahrungen von sexualisierter Diskriminierung, Belästigung und Gewalt haben jedoch langfristige Konsequenzen. Überproportional häufig sind Frauen*, trans*, inter und nicht-binäre Personen im besonderen Maße betroffen. Dies führt bei mangelnder Unterstützung durch das Umfeld und die Organisation zu psychischer Belastung. Gefühle der Angst und Unsicherheit auf dem Campusgelände können wiederum dazu führen, dass bestimmte Orte gemieden werden. Bei den Betroffenen kann es zu Leistungsabfall bis hin zum Studienabbruch, Ausstieg aus dem Wissenschaftssystem oder zum Wechsel des Arbeitgebers kommen.

Orientierung an bewährten Methoden aus der Schutzkonzeptentwicklung im Kinder- und Jugendbereich

Um SBDG und Antifeminismus an der ASH Berlin entgegenzuwirken und Betroffene zu unterstützen, haben Peps Gutsche und Simone Wibbeke vom Arbeitsbereich InPuT das Projekt „Positioniert und sichtbar – Schutzkonzept der ASH Berlin zum Umgang mit sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt und antifeministischen Angriffen“ entwickelt, das für insgesamt vier Jahre durch das Berliner Chancengleichheitsprogramm gefördert wird.

„Den Begriff Schutzkonzept haben wir aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe übernommen, den diese für Einrichtungen und Organisationen vorsieht, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, wie z. B. Kitas, Schulen oder Sportvereine. In pädagogischen Organisationen sollen Schutzkonzepte die Kinder und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch schützen, aber auch klare Strukturen und Verfahrensabläufe für die Prävention, Intervention und Aufarbeitung in Fällen von sexuellem Missbrauch festlegen.“ erklärt Peps Gutsche. „Und auch über die Begrifflichkeit hinaus haben wir uns an bekannten und bewährten Methoden aus der Schutzkonzeptentwicklung im Kinder- und Jugendbereich orientiert“, so Simone Wibbeke. „Daher werden wir zunächst eine Gefährdungsanalyse in Hinblick auf SBDG und antifeministische Angriffe für die ASH Berlin durchführen. Diese Analysen sind ein erster Schritt und elementarer Bestandteil von Schutzkonzepten.“

Bei der Gefährdungsanalyse für die ASH Berlin sollen im Rahmen eines partizipativen (Forschungs-)Prozesses Risikopotenziale in den Blick genommen werden. Dabei werden sowohl (sozial-)räumliche Faktoren – wie Wege und Räumlichkeiten an den Standorten der Hochschule – als auch soziale und digitale Aspekte der Interaktion und Kommunikation zwischen und durch Hochschulangehörige auf ihr Gefahrenpotenzial hin überprüft. Danach erfolgt eine Gefährdungsbeurteilung, aus der Handlungsbedarfe abgeleitet und priorisiert werden. Im nächsten Schritt wird in einem kooperativen und partizipativen Prozess das Schutzkonzept entwickelt, das sowohl Maßnahmen und Operationalisierungsschritte bei Vorfällen umfasst, als auch Ansprechpersonen und Abläufe benennt. Abschließend werden die Maßnahmen und Strukturen des erarbeiteten Schutzkonzeptes umgesetzt und implementiert. Der gesamte Prozess der Schutzkonzeptentwicklung und -implementierung wird unterstützt und flankiert von begleitenden Schulungs- und Workshop-Angeboten für alle Hochschulangehörigen. Die Schulungen sollen dabei insbesondere zu einer Sensibilisierung für das Thema beitragen und helfen, es auch im Hochschulkontext besprechbar zu machen.

Im Rahmen der hochschulöffentlichen Kick-off-Veranstaltung des Projekts am 19. April 2023 haben Peps Gutsche und Simone Wibbeke über das Projekt informiert und sind mit den Teilnehmenden in einen ersten Austausch zum Umgang mit SBDG und antifeministischen Angriffen an der Hochschule gegangen. Grundlage der Schutzkonzeptentwicklung wird sein, dass alle Hochschulangehörigen an dem Prozess partizipieren können bzw. die unterschiedlichen Gruppen der ASH Berlin bei der Entwicklung vertreten sind. Hierfür wird es immer wieder Gelegenheiten und Formate geben, wie die Kick-off-Veranstaltung, in Schulungen und Workshops oder in noch zu bildenden Arbeitsgruppen.

Peps Gutsche und Simone Wibbeke werden regelmäßig über die verschiedenen Informationskanäle der ASH Berlin dazu einladen und freuen sich auch darüber hinaus über Anregungen, Ideen und Fragen sowie das Interesse an Mitwirkung unter schutzkonzept@ avoid-unrequested-mailsash-berlin.eu.

 

Weitere Informationen unter:
www.ash-berlin.eu/studium/beratung-unterstuetzung/schutzkonzept

 

Simone Wibbeke ist stellvertretende Frauen*- und Gleichstellungsbeauftragte und Referentin für Gleichstellung.
Peps Gutsche ist Referent_in für Antidiskriminierung und für das Schutzkonzept der ASH Berlin